Crystal schrieb am 24.04.2016 20:20:
Um zu zeigen, dass Kapitalimus nicht so kaltherzig ist, wie die Ideologen "drüben" immer behaupteten.
Das ist genau das, was Frau Wagenknecht in "Der Kapitalismus hatte eine Phase, in dem er zumindest in den Industrieländern die Lebensverhältnisse der Mehrheit verbessert und breiten Wohlstand geschaffen hat." schreibt. Diese Phase wurde künstlich herbeigeführt, und hielt so lange an, wie es den "Ostblock" gab.
Richtig ist, dass die "soziale Marktwirtschaft", eigentlich eine contradictio in adiecto, unter dem Einfluss der Systemkonkurrenz forciert und gefeiert wurde, als sie noch funktionierte (soweit sie es jemals tat).
"Künstlich herbeigeführt" war davon allerdings wenig; es war vielmehr so, dass sich damals zufällig-historisch eine Phase ergab, die noch vom Nachkriegs-"Wirtschaftswunder" mit seiner erhöhten Arbeitskraftnachfrage einerseits und einer noch nicht durch die dritte industrielle Revolution der Mikroelektronik ins Uferlose gesteigerten, arbeitsplatzvernichtenden Produktivität andererseits geprägt war.
Die Wirtschaft hatte noch für fast alle Arbeit, in manchen Branchen wurden sogar "Gastarbeiter" gebraucht, und die Wertschöpfung reichte kurzzeitig einigermaßen bequem für die Finanzierung des Gemeinwesens ebenso wie für ein zumindest halbwegs anständiges Sozialsystem.
Der Beginn des Endes dieser Phase fand dann auch schon spätestens Anfang der Achtzigerjahre statt, als das Ende des realsozialistischen Experiments noch nicht absehbar war, und war Folge einer zwangsläufigen, im kapitalverwertenden Wirtschaftssystem bereits angelegten Entwicklung, die weiter ihren Lauf nimmt.
Dass nach dem Zusammenbruch des Ostblocks keine Notwendigkeit mehr bestand, in der Konkurrenz diesem gegenüber das vermeintlich so tolle soziale Potenzial des Kapitalismus zu beweisen, kam den kapitalistischen Regierungen natürlich wie gerufen...
Cheers,
d. d.