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  • palette

634 Beiträge seit 16.11.2014

Re:

Es is schon spät und ich muss früh raus, deshalb nur kurz.
(Haha! Fast drei Stunden hab ich hieran gesessen! Du schuldest mir n Bier)

Die "Vergesellschaftung" ist schon lange Realität, und die von dir zuvor erwähnte totalitäre Herrschaft der Waren ist ihr elementarster, wenngleich auch aufs Äußerste entfremdeter, Ausdruck. Entsprechend der Entfremdung der "Vergesellschaftung" insgesamt.

Ich stimme dir grundsätzlich zu, auch zu den drei Punkten, die du am Ende aufzählst.

Über Zwischenschritte dahin muss man sich stets auf's Neue verständigen, ob es sich nämlich überhaupt um Zwischenschritte handelt.

Richtig. Und ich seh derzeit weder "Zwischenschritte" noch "Erste Schritte". Alles ist vermatscht in einer babylonischen, teilweise orwellschen Sprachverwirrung.

Sahra hat es geschafft, wieder Klartext in den Raum zu werfen. Mehr erst mal nicht.
- aber allein das ist schon ziemlich viel, derzeit.

Denn ich bleib dabei: die Eigentumsfrage ist von zentraler Bedeutung. Schlüsselfrage.

Um nochmal auf meine Einleitung zu kommen: Heute geht es nicht um "Aufbau des Sozialismus" oder ähnliches, sondern um die Überwindung dieser Entfremdung in der "real existierenden" Vergesellschaftung.
- hatte mich zuvor verlinkt, falls du es nicht gelesen hast: http://bit.ly/1XQAWId

Ich sollte echt schlafen anstatt hier zu schreiben...

Die Abkehr von der Wachstumsökonomie ist ja beinahe schon so was wie bürgerlicher common sense, und in Kombination mit Sahras Modell würden die drei Punkte, die du aufzählst, in greifbare Nähre rücken, wenn nicht gar zwangsläufig folgen.

Ihr Vorschlag bedingt zwingend sowohl eine Neuorganisierung der Produktion als auch ein Auseinanderfallen von Politik und Wirtschaft (mangels besserer Begriffe belass ich es mal so ausgedrückt und hoffe, du verstehst).

Dein Einwand:

Die Marktwirtschaft, von welcher Wagenknecht spricht, ist auch ohne das Großkapital eine Konkurrenzgesellschaft, die Belegschaften der am Markt konkurrierenden Unternehmen kämpfen um Marktanteile. [...] Am Ende werden sich manche Betriebe durchsetzen und von "richtigen" Konzernen nicht mehr unterscheidbar sein.

entstammt der Analyse einer Zeit, wo Produktivität und deren Zuwachsraten sich enorm von der heutigen Situation unterschieden.
- Beispiel Nullwachstum als denkbare Alternative im mainstream...

Marx' Antwort auf Proudhon war aber auch schon damals nicht ganz richtig. Eine Rechtsform, die das Eigentum an die konkreten Produzenten vor Ort überträgt, bedeutet zwangsläufig dezentrales und vernetztes Wirtschaften. Das ist eine Form von "gelebter Vergesellschaftung" -- im Gegensatz zur zentralistischen Kommandowirtschaft, die letztlich einen Staat als entfremdeten Akteur über die Gesellschaft stellen muss ("tote Vergesellschaftung"). Das war Bakunins Antwort auf Marx.

Hinzu kommt noch die globale Dimension... Ich seh's so: Marx hat im strategischen Sinne Recht gehabt (vor allem in seinem Moment der Zeit), aber in der Sache selbst hatten Proudhon und Bakunin Recht (übersahen aber, dass sie "ihrer Zeit" voraus waren).

Und mal abstrakt gesprochen: Kann etwas wirklich unvermittelt "gesellschaftliches Eigentum" sein, also auf D bezogen, 80 mio Menschen gehören? Oder ist wirkliche Kollektivität auf überschaubare Gruppen zu beschränken?
- ich denke, sowohl historisch als auch psychologisch ist die Antwort klar, oder?

Letztens war hier bei TP ein interessanter Artikel über die neuen "Beziehungen" von Mensch und Roboter, angesichts zunehmender Individualisierung der Produktion, wo der Fabrikarbeiter wieder zum Handwerker wird, und der Roboter zum Werkzeug in seinen Händen. Vergleich das mal mit der Realität in einer Fabrik zu Henry Fords Zeiten.
- auch solche Entwicklungen sind ins Auge zu fassen.

Und kurz noch zu "Fetisch der Demokratie" und "politisches Subjekt": Was du schreibst, klingt mir zu sehr nach "die Leute sind politikverdrossen". Aber das ist es nicht, sondern vielmehr das, was deine Küchenkünste von denen dieses Herren unterscheidet:
https://www.youtube.com/watch?v=L0b-QYFQTuc

Als "politisches Subjekt" bewegst du dich auf dem Niveau dieses Soba Meisters, während andere einfach Fertignudeln bei Penny kaufen. Beides macht satt.

"Politik" wird sich in einer "freien Assoziation der Individuen" ja wohl elementar von dem unterscheiden, was wir heute darunter verstehen. Oder nicht? Und viel von der Zeit und Energie, die du und ich in die dann "archaischen" Formen der Politik gesteckt haben, werden uns als unbeschreibliche Verschwendung von Lebensenergie vorkommen -- so wir das denn überhaupt wahrnehmen werden [können]. Jedenfalls werden uns die Penny-Einkäufer einiges voraus haben...

Ehrlich gesagt, mein ich gar nich dich und mich... Ich muss ins Bett.

Hier, noch was zu lachen, gut Nacht
https://jrnyquistdeutsch.wordpress.com/tag/putin-ist-kommunist/
- nur die ersten anderthalb Absätze nach den drei Zitaten, mehr muss echt nich sein...

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