Rainerheise schrieb am 02.09.2023 01:21:
Trotzdem schätze ich Ihre sachliche Antwort, die sich wohltuend von dem unterscheidet, was man oft zum Thema Krieg und Frieden hier zurzeit im Forum lesen muss. Danke!
Vielen Dank, das Kompliment möchte ich gerne an Sie zurückgeben.
Ich stimme Ihnen zu, dass eine gute Ausrüstung als Abschreckungsmittel alleine nicht ausreicht, sondern - insbesondere aus moralisch-pazifistischer Sicht - der unbedingte politische Wille, diese nicht zum Angriff zu verwenden, z.B. für eine Invasion auf fremde Länder, sondern tatsächlich nur auf die Verteidigung des eigenen Landes bzw. des Bündnisses.
Einer der Gründe, warum wir uns diesen Grundsatz mit gutem Gewissen leisten konnten, war, dass wir unter dem Schutzschirm der NATO standen und die NATO ja gleichzeitig ein Verteidigungsbündnis war. D.h. man konnte davon ausgehen, dass wir nie wirklich kämpfen müssten, da es 1. niemand wagen würde die Nato (und damit auch uns) anzugreifen und 2. die NATO selbst niemand angreifen würde.
Problematisch wurde es dann aber durch diverse Bündnisverpflichtungen, deren Verteidigungscharakter teilweise sehr umstritten war und auch hierzulande hoch kontrovers diskutiert wurde. Unvergessen noch Gerd Schröders "Nein" zur Teilnahme zweiten Golfkrieg und Peter Strucks "Die Verteidigung beginnt am Hindukusch".
Was Ihre Einlassung zum möglichen Atomwaffeneinsatz von ukrainischer Seite im Donbass betrifft, so kann ich da nicht kompetent mitreden, da ich diese Leute nicht wirklich kenne.
Es erscheint mir aber wenig wahrscheinlich, dass sie ihr eigenes Territorium, zumal eine der fruchtbarsten Regionen auf dem Planeten ("Kornkammer Europas") mit Atombomben auf tausende von Jahren hin unbewohnbar und unbrauchbar gemacht hätten.
Atomwaffen sind grundsätzlich dazu da, nicht eingesetzt zu werden, da sie eigentlich nur eine psychologische Funktion haben: "Wenn du mich angreifst, dann stirbst du"
Im Ergebnis wird man nicht angegriffen.