nämlich als ich das hier las:
"Denn einschränken kann unsere Freiheit nur etwas, das nicht Teil von uns selbst ist: der Angreifer mit der Waffe, die Regierung, die Krankheit, der unbeherrschbare Trieb."
DER UNBEHERRSCHBARE TRIEB ??? NICHT TEIL VON UNS SELBST ??? Da macht es sich aber einer sehr leicht. Hätte der Autor wohl gerne. Denn dann würde das stimmen: "Jede Entscheidung hingegen, die wir ungezwungen, im Einklang mit unseren Wertvorstellungen und unserem aktuellen Weltwissen, ... fällen, ist frei." Diese Feststellung wagt er aber nicht, schiebt noch ein: " ... aus unserer ganzen, integrierten Persönlichkeit heraus fällen, ist frei."
Aha, was bedeutet denn: "aus unserer ganzen, integrierten Persönlichkeit"? Ich vermute Mal mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch der Teil meiner Persönlichkeit, der sich nicht bewusst steuern lässt. Und dann kommt die Frechheit: "Dass sie auch determiniert ist, tut nichts zur Sache".
Nein, lieber Autor, wir kommen nicht umhin festzustellen, dass unsere Entscheidungen wahrscheinlich nicht frei getroffen werden, sondern der Korridor, in dem sie fallen, bis in von uns selbst vollkommen unbeeinflussbare Regionen des menschlichen Werdens, unseres Entstehens und unserer Entwicklung in der Zeit, zurückreichen. Schopenhauer hat meiner Meinung nach dies am besten in Worte gefasst, indem er schreibt: " der Mensch könne tun, was er will, aber er könne nicht wollen, was er will ".
Nein, der freie Wille, die freie Handlungsentscheidung ist und bleibt eine das menschliche Zusammenlebenleben ermöglichende verbindliche Annahme. Es manifestiert sich für uns in folgendem Spruch des Bundesverfassungsgerichtes:
"„Dem Schutz der Menschenwürde liegt die Vorstellung vom Menschen als einem geistig–sittlichen Wesen zugrunde, das darauf angelegt ist, sich in Freiheit selbst zu bestimmen und zu entfalten.“
Erst so wird der Mensch ein an moralischen Maßstäben messbares Wesen und strafbar. Und darum geht es doch, oder?
Quellen:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Determinismus
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Freier_Wille
Arthur Schopenhauer: Die Welt als Wille und Vorstellung. I: 1818, I+II: 1844. (1996, ISBN 3458-33573-0 + Über die Freiheit des menschlichen Willens. In: Die beiden Grundprobleme der Ethik. (= Kleinere Schriften. II). Diogenes, Zürich 1977, ISBN 3-257-20426-4)
BVerfG, Urteil vom 30. Juni 2009, Az. 2 BvE 2, 5/08, 2 BvR 1010, 1022, 1259/08, 182/09, BVerfGE 123, 267 - Lissabon, Rn. 364; vgl. BVerfG, Urteil vom 21. Juni 1977, Az. 1 BvL 14/76, BVerfGE 45, 187 - Lebenslange Freiheitsstrafe, S. 227.