Vor allem die USA hegten Zweifel am Nutzen der Nato. Als nun unumstrittene Weltmacht stellte sie sich die Frage, wozu ihr die Allianz noch taugte.
...
Eine "Pflicht" zur "uneingeschränkten Solidarität" Deutschlands mit den von Terroristen angegriffenen Vereinigten Staaten gab es insofern, als die USA sie vehement einforderten – und das Nichtbefolgen dieser Forderung das von Berlin so geschätzte Nato-Bündnis infrage gestellt hätte.
Das wird es wohl gewesen sein. Es ist auch eine Folge der Demontage der Bundeswehr nach dem Zusammenbruch des Ostblocks. Die Bundeswehr ist zu einer Witztruppe geworden, was die Verteidigung Deutschlands durch die NATO (und die USA) zwingend erforderlich macht. Also macht man gute Miene zum bösen Spiel, wenn die Amis den Marschbefehl geben.
Auf der anderen Seite sorgten sich die weniger mächtigen Europäer, sie könnten bald nicht mehr mit der stärksten Militärmacht im Rücken ihre Interessen gegen anderen Nationen in der Welt durchsetzen zu können. Die regelmäßig aufkommenden Plädoyers europäischer Politiker für endlich eine eigene wirksame Streitmacht rühren daher.
Nun ja, militärische Unabhängigkeit von den USA ist an sich nichts Schlechtes. Sie könnte dafür sorgen, dass man nicht mehr nach der Pfeife der Amis tanzen muss, so wie in Afghanistan. Abgesehen davon verfolgen die Amis ihre eigenen Interessen. Ich bezweifle, dass sie sich für die Durchsetzung europäischer Interressen instrumentalisieren lassen.