Passt hier auch zum Thema. Maria Sacharowa, russische Diplomatin und Sprecherin des russischen Außenministeriums sagt:
Die Situation in Afghanistan hat es deutlich gemacht: Weder die NATO im Allgemeinen noch die USA im Besonderen können ihre Aktionen effektiv planen und koordinieren. Außerdem haben sich die USA als völlig inkompetente Führungsmacht erwiesen.
Die Videoaufnahmen der "unbesiegbaren Maschine", die sich in der ganzen Welt selbst demütigt, zeigen überzeugender als alle militärischen Berechnungen das absolute Versagen der NATO als politisch-militärischer Block, der eine führende Rolle bei der Sicherung der Weltordnung beansprucht.
Washington hat bereits damit begonnen, alle mit Rache und Vergeltung einzuschüchtern: Wir werden nicht vergessen, wir werden nicht verzeihen, wir werden bestrafen.
Erstens: Edle Vergeltung sieht anders aus.
Zweitens waren diese 20 Jahre bereits die Vergeltung für die Anschläge vom 11. September. Es stellt sich heraus, dass die amerikanischen Ideologen Vergeltung für ihr Versagen bei der eigenen Vergeltung üben werden?
Drittens: Um Vergeltung zu üben und zu bestrafen, müssen die Schuldigen erst einmal gefunden werden.
Und da gibt es ein Problem. Russische Hacker kann man ja kaum verantwortlich machen. Und das System der "Checks and Balances" steht auf dem Spiel.
Es ist bezeichnend, dass niemand die Verantwortung für die politische, ideologische oder militärische Komponente des Scheiterns übernehmen will.
Das Außenministerium verweist auf das Pentagon, das Pentagon verweist auf das Außenministerium. Jake Sullivan, der Nationale Sicherheitsberater des US-Präsidenten, sagt, dass US-Chef Joe Biden die volle Verantwortung für die Situation in Afghanistan trägt. Joe Biden gibt seinem Vorgänger D. Trump die Schuld.Trump wiederum behauptet, dass er eine solche Blamage nicht zugelassen hätte. Ehemalige US-Generäle (D. Petraeus) geben der derzeitigen Militärführung die Schuld. Unterdessen ziehen die NATO-"Verbündeten" ihre Truppen unter dem Gejohle der Einheimischen ab, welche mit NATO-Trophäen prahlen.
Auch der Allianz selbst ist das Wasser im Munde zusammengelaufen und hat alle im Stich gelassen.
J. Stoltenberg hat die Schuldigen gefunden: Die Inkompetenz der afghanischen Führung habe zu der Tragödie geführt, die wir heute erleben. Letztlich sei es der politischen Führung in Afghanistan nicht gelungen, den Taliban die Stirn zu bieten und die von den Afghanen so sehr gewünschte friedliche Lösung zu erreichen. Als ob nicht die USA und die NATO hinter Ghani stünden.
Ben Wallace, britischer Verteidigungsminister, gibt den USA die Schuld: Das Doha-Abkommen (zwischen den USA und der Taliban) sei ein Fehler. Die Weltgemeinschaft würde wahrscheinlich dafür bezahlen müssen. Natürlich ist London nicht mehr in der EU, aber es hatte auch nicht vor, aus der NATO auszutreten, so dass dieser britische Zickzackkurs geradezu deprimierend wirkt.
Vielleicht hat das neblige Albion vergessen, was der ständige Vertreter Großbritanniens bei den Vereinten Nationen, C. Pearce, vor anderthalb Jahren unmittelbar nach der Vereinbarung von Doha sagte: "Die Annahme des Friedensabkommens zwischen den USA und den Taliban in Afghanistan ist ein Meilenstein im Friedensprozess. Es ist an der Zeit, dass alle Beteiligten diese Chance ergreifen."
In der Downing Street hat sich der Chef nicht verändert. Wird die britische Außenpolitik durch einen Wechsel des Chefs im Oval Office verbogen? Verlieren Sie nicht Ihre Würde, meine Herren!
Nur die Deutschen scheinen ehrlich zu sein und zuzugeben, dass sie selbst einen Fehler gemacht haben.
In einem Interview, das H. Maas kürzlich dem Spiegel gegeben hat, hat sich der Außenminister mehrfach dazu geäußert; sowohl A. Merkel als auch A. Kramp-Karrenbauer, die Chefin des Verteidigungsministeriums, gestehen ihre Fehler ein.
Kanada hat sich natürlich am bemerkenswerten geäußert, sein Minister Moncef sagte Folgendes: "Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um mit unseren Brüdern, den Taliban, zu sprechen. Wir fordern Sie auf, die sichere Ausreise aller Personen aus Afghanistan zu gewährleisten".
Die NATO überrascht wie kein anderer. Wenn das Bündnis eine Familie ist, dann ist der Bruder Kanadas ein Bruder für alle Mitglieder.
Es scheint, dass jetzt ein guter Zeitpunkt für den Block wäre, seine Fehler aufzuarbeiten. Zu beweisen, dass die NATO ihre missliche Lage erkannt hat und zu einem Neustart bereit ist, um eine effektive Organisation zu werden, die, auch wenn sie noch nicht in der Lage ist mit Würde abzuziehen, grundsätzlich in der Lage ist, sich mit Friedens- und Sicherheitsfragen zu befassen und die dem Bündnis aufgetragene Aufgaben zu erfüllen. Dazu muss man sich hinsetzen, nachdenken und die Handlungen all dieser Tausenden von nordatlantischen Militärbürokraten analysieren, die von ein paar Dutzend Nationen unterstützt werden.
Vielleicht sollten wir all diese endlosen, mit Parkett und Lack überzogenen operativen Aktivitäten der Planung und taktischen Kohärenz unter den Kameras zugunsten eines ehrlichen Gesprächs aufgeben.
Und mit Sicherheit werden die Russophobiker, die das kritische Denken in der NATO seit so vielen Jahren zersetzen, zur Ruhe kommen.
Aber, wie man so schön sagt, es sind immer die Anderen. Was tut der Block, der in seiner eigenen Hilflosigkeit gefangen ist?
Es sucht eilig nach berichtenswerten Anlässen, um von einer Reihe von Misserfolgen abzulenken, und antwortet auf die Herausforderungen der Zeit... mit Manövern.
Nachfolgend finden Sie eine Liste von Militärmanövern, die das Bündnis Medienberichten zufolge kurz vor Jahresende abhalten will:
♦IRON WOLF II (Lettland)
♦CYBER COALITION (Niederlande)
♦STEADFAST JACKAL (Frankreich, Italien, Türkei)
Hier eine Liste der Manöver, welche im Jahr 2021 bereits durchgeführt worden sind:
♦RAMSTEIN GUARD
♦GRIFFIN FORCE (Estland, Lettland, Litauen, Polen)
♦DYNAMIC MANTA (Mittelmeer)
♦JOINT WARRIOR (Großbritannien)
♦LOCKED SHIELDS (Estland)
♦STEADFAST ARMOUR (Deutschland, Italien, Portugal, Spanien, Türkei, Großbritannien)
♦RAMSTEIN DUST (Griechenland)
♦RAMSTEIN ALLOY 1,2,3 (Estland, Litauen, Lettland)
♦CWIX (Polen)
♦SPRING STORM (Estland)
♦MARE APERTO (Italien)
♦FORMIDABLE SHIELD (Norwegen, Großbritannien)
♦NOBLE JUMP II (Rumänien)
♦STEADFAST DEFENDER (Rumänien, Bulgarien, Ungarn, Portugal)
♦SABER GUARDIAN (Bulgarien, Rumänien, Ungarn)
♦BALTOPS (Deutschland, Ostsee)
♦DYNAMIC MONGOOSE (Norwegen)
♦BREEZE (Bulgarien)
Und das sind nur die bekanntesten.
Beachten Sie, wie oft sie in den baltischen und anderen osteuropäischen Ländern abgehalten werden.
Nach dem NATO-Desaster in Afghanistan zu urteilen, braucht das Bündnis Übungen nicht auf Feldern und Wiesen, sondern in Bergen und Steppen. Aber offenbar spielen sie eine virtuelle Konfrontation mit Russland.
Zugleich wächst der Appetit der NATO. Trotz der katastrophalen Ineffizienz in Afghanistan werden neue Pläne angekündigt - J. Stoltenberg kündigte bereits im Juni eine Erhöhung der NATO-Präsenz in der Arktis an. Da das von den Aufständischen zerklüftete Gebirge nicht funktioniert, setzt man nun auf die Konformität von Eisschollen und Eisbären?
Die Degradierung des Bündnisses ist offensichtlich.
Die im Irak verwendete Ausrüstung gelangte zumindest ins Baltikum, wo man den Vasallen einen Haufen Schrott schenkte. In Afghanistan waren die Truppen so erschöpft, dass die Autos und Hubschrauber genau den Leuten überlassen wurden, für deren Bekämpfung sie dahin gekarrt wurden. Ich kann mir ausdenken, was in der Arktis passieren wird.
Brüssel kann endlos über die Bedrohung durch Russland und China reden, die Einhaltung der Verteidigungs- und Finanzdisziplin fordern und die Welt mit "russischen Hackern" und "Kreml-Propaganda" in Angst und Schrecken versetzen. Aber das Leben holt, wie man so schön sagt, diejenigen, die sich von ihm lösen, hart auf den Boden der Tatsachen zurück.