Medienbeobacher schrieb am 08.07.2022 12:38:
Über 10 Mio. Menschen starben in deutschen Konzentrationslagern .... Rassismus, Antisemitismus, Menschenverachtung haben diese Gräueltaten möglich gemacht. Dahinter steckte eine tiefe Form von Chauvinismus (Glaube an die Überlegenheit der eigenen Gruppe) . Die Aufarbeitung der Geschichte scheitert leider immer wieder daran, die Verbrechen der Nazis zu sehr auf den Antisemitismus zu beschränken. Der Krieg im Osten war ein Vernichtungskrieg gegen die Slawen, speziell gegen die Russen. Diese Form von Chauvinismus ist auch bei Melnyk zumindest in Ansätzen zu finden.
Vernichtungslager, Vernichtungskrieg, Krieg, Zerstörung von Kultur und Sprache eines Teiles der Bevölkerung, …. Was ist Relativierung? Die Verbrechen gegeneinander aufzuwiegen? In diese Richtung geht es wohl.
Möglich ist aber alles nur, wenn man an der Überlegenheit der eigenen Gruppe glaubt.
Wobei ich persönlich sagen würde, die Aufarbeitung und "Tabuisierung" der Nazi-Ideologie und Verbrechen ist hierzulande deutlich besser gelungen, als das in Russland bezüglich Stalin der Fall ist. Sicher hat der keinen Genozid zu verantworten, sondern "nur" einen Soziozid. Der Popularität im eigenen Land haben seine Verbrechen von Angriffskriegen über Zusammenarbeit mit den Nazis bis hin zum Massenmord in grossem Stil aber scheinbar keinen grossen Schaden zugefügt.
Siehe z.b.:
https://www.n-tv.de/politik/Immer-mehr-Russen-bewerten-Stalin-positiv-article20973137.html
Insofern finde ich es interessant, wenn man in Russland selber mit dem Finger auf die Ukrainer zeigt, die zu "ihrem 'Helden' " ebenso keine ausreichende Distanzierung zeigen. Gerade wenn in Russland in einer grossen Tageszeitung ein prominenter Politologe von "Deukrainisierung" inklusive mehr oder weniger verschleierten Aufrufen zur Unschädlichmachung nicht russifizierbarer Ukrainer und Vernichtung des Staates aufrufen kann.