Der Versuch, einen Volkswirtschaftskurs in einen einzelnen Artikel zu packen muss scheitern. Wenn schon, wäre das jetzt ein Fall fürs sonst bei Telepolis vielpraktizierte Splitting gewesen.
All die in dieses Monstrum verpackten fragwürdigen Behauptungen in einem Kommentar kritisch aufzuspiessen, wäre zumindest ein Tagwerk. Daher nur zwei, allerdings nicht unwesentliche Beispiele.
Es ist ein Anteilsschein am steten Volkseinkommen, der daher auch keinerlei andersartige Deckung benötigt, ganz im Gegensatz zu dem, was Goldfetischisten wie Polleit behaupten.
An sich ist das nicht falsch. In der Tat reicht Vertrauen als Deckung. Bloss vernachlässigt dieses Argument die menschliche Natur. Wie die Entwicklung seit der Aufgabe des Goldstandards 1971 zeigt, führte das zu einer hemmungslosen Ausweitung der Geldmenge, weit über jedes Wachstum in der realen Welt hinaus. Und seit der sogenannten Finanzkrise sind letzte Hemmungen fallengelassen worden. Die Verblendung geht so weit, das ökonomische magische Denken in eine 'Theorie', die sich modern-monetarische nennt zu verpacken. In Wirklichkeit handelt es sich um das altbekannte Anwerfen der Notenpressen, das selbstverständlich auch im modernen Kleid zum selben kläglichen Ergebnis führen wird wie stets in der Geschichte.
Nur, falls ein Unternehmen heute besteht, besteht es ebenso bei beliebigen anderen Zinsniveaus, indem es Zinskosten wie der Rest seines Wettbewerbs auf die Preise aufschlägt – was allerdings nie im Sinne der Preisstabilität liegen kann.
Das nun ist verblüffend dummdreist. Wenn ein Unternehmen überschuldet ist, macht es schon einen ganz erheblichen Unterschied, ob die Zinskosten nahe Null liegen, oder eben nicht. Natürlich steigen die Refinanzierungskosten für alle, aber wer mehr Schulden hat, dem tut es logischerweise auch mehr weh. Zudem gibt es in der Wirtschaft das Konzept Bonität. Ist diese niedrig, muss die Firma fürs selbe Geld mehr bezahlen. Aber vielleicht ist das Herrn Ströbel nicht bekannt...
In Wirklichkeit hat die EZB so gut wie nicht reagiert. Das Gelddruckprogramm läuft weiter, es wird bloss nicht verlängert. Und das alte, etwas kleinere, im Hintergrund mitlaufende, soll sogar zeitweise noch erweitert werden. Es ist völlig irrelevant, wie die Inflation zustandekommt - wenn sie anhält, baut sich Lohndruck auf, weil die Kaufkraft schwindet -, die EZB versucht sie zu ignorieren, weil die stark verschuldeten europäischen Staaten haarscharf am Verlust der Deckung, sprich des Vertrauens entlangschrammen und jede Zinserhöhung für sie toxisch ist. Lagardes Verhalten ist nachvollziehbar, sie ist arg in der Defensive. Wer abruptem Einzügeln das Wort spricht, wie Sinn, schätzt die Situation weit zu optimistisch ein, der Crash wäre sicher. Allerdings gilt das auch sonst, es dauert nur etwas länger. Irgendwann bricht auch der stärkste Damm, setzt sich die Realität wieder durch. Die Kaufkraft reicht schon lange nicht mehr, um all die Güter und Dienstleistungen zu absorbieren und auch das Prinzip Export ändert daran nichts Grundsätzliches. Es ist bloss noch nicht klar, welches der Strohhalm sein wird, der dem Kamel den Rücken bricht.