... die neue Kreml-Astrologie. Ist unterhaltsam, sorgt für Spannung, und wie jedes gute Horoskop bleibt sie unbesitmmt genug, damit die möglichen Zukünfte irgendwie darin integriert werden können. Ein Quell unendlichen spekulativen Vergnügens.
Davon mal abgesehen, denke ich, dass der Autor die Rolle Putins in Russlands Machtapparat recht treffend wiedergibt. Und das Prigoschins Meuterei in diesem Zusammenhang eine Art Zivilisationsbruch (na ja ... ) darstellte, indem er eine Revsion der Entscheidung Putins für Schoigu und Gerassimow erzwingen wollte, weil er die Sachargumente auf seiner Seite sah. Es war kein Putsch gegen Putin, aber es war ein Anschlag auf seine Autorität. Insofern kann man, wie der Autor es ja auch tut, argumentieren, dass Putin seine Autorität spätestens jetzt wieder hergestellt hat.
Man könnte aber auch fragen, welcher Teufel Prigoschin eigentlich geritten hat, Putin dermassen öffentlich in Frage zu stellen. Er war schliesslich über viele Jahre Teil des Systems, und kannte die Spielregeln. War es Ausdruck einer Unzufriedenheit mit der Balance der verschiedenen Fraktionen des Machtapparats, und wenn ja, wen vertrat Prigoschin da ? Oder aber war es die authentische Befürchtung Prigoschins, der Krieg in der Ukraine könnte katastrophal enden ?
Sollte es das erstere sein, dann denke ich nicht, dass Putin seine Probleme gelöst hat. Es fällt eben auf, dass Prigoschin ja nicht der erste russische Hardliner ist, der gewaltsam zu Tode kam. Da war der Mord an Dugina, der Anschlag auf Tatarsky in Prigoschins Etablissement, jetzt Prigoschin selbst und die Verhaftung von Girkin ... bisher jedenfalls scheint das alles wenig Eindruck auf diese Kreise gemacht zu haben. Und ob der Tod Prigoschins in diesem Zusammenhang ein Problem gelöst hat, oder einen Märtyrer geschaffen hat, das wird sich noch erweisen müssen.
Hach ja ... Kremlastrologie eben :)