DJ Holzbank schrieb am 25.03.2023 17:42:
Pearphidae schrieb am 25.03.2023 14:13:
Ich hatte gestern in Twitter selbst auch bereits jene Bilder gefunden, die Sie hier heute präsentieren. Und noch eine weitere.
Da ich beide nicht verifizieren, bzw. deren Glaubhaftigkeit nicht einmal annähernd einschätzen konnte, habe ich weiter gesucht, um eine Quelle zu finden, die einen seriösen Hintergrund aufweist.Ich muss Ihnen wohl nicht ausführen, für wie glaubhaft ich das halte.
Wenn Sie schon kiebige Bemerkungen des Unglaubens auf meine Beteuerung geben, selbst gesucht zu haben, wäre normalerweise an dieser Stelle meine Unterahltung mit Ihnen bereits zu ende, aber...
Der ippnw ist kein alternatives Schmierenblättchen, das sich Fakten aus den Fingern saugt.
Das IPPNW ist in diesem Falle keine Quelle, sondern ein bestenfalls ein Weiterverbreiter einer Nachricht.
Ich habe die "Quelle" des IPPNW jetzt selbst ausfindig gemacht.
..., aber hierfür danke ich Ihnen und erkenne die Mühe an, die Sie für die Sache aufgewendet haben. Ich weiß durchaus selbst, wie nervtötend es sein kann, sich im Netz gefühlt vergeblich durch tausend Seiten zu wühlen, aber genau zu wissen, dass man da mal etwas gelesen/gesehen hatte. Oder einen Text vor Augen zu haben, denn man nicht mehr findet, weil er versehentlich falsch 'abgelegt' wurde. In Ihrer Mühe ist auch eine gewisse Wertschätzung für meine Person enthalten - trotz der Seitentritte, die Sie nicht unterlassen können. In diesem Respekt vor Ihrer Arbeit nehme ich den Faden auch gerne wieder auf.
Es ist die folgende Anleitung zur Kampfmittelberäumung des "Geneva International Centre for Humanitarian Demining".
> https://www.gichd.org/fileadmin/GICHD-resources/rec-documents/GICHD_Ukraine_Guide_2022_Second_Edition_web.pdf
Übersetzung der Seite:
"Das BM-32-Geschoss ist ein gängiges 125-mm-APFSDS-Geschoss, das in russischen Glattrohrkanonen Panzerkanonen verwendet wird. Der Kern des Geschosses besteht aus abgereichertem Uran. Bei der Verwendung mit Doppel Treibladungspatronen wird das Geschoss als 3VBM-13 bezeichnet. Sie stammt aus den 1980er Jahren und war die erste sowjetische DU-APFSDS-Patrone. Sie kann als Vant (Вант) bezeichnet werden, nach dem Forschungsprojekt, das sie entwickelt hat.
Es ist wichtig, dass diese Geschosse richtig identifiziert werden und nicht mit anderen APFSDS Modellen verwechselt werden. Diese Geschosse sollten nicht durch Sprengungen entsorgt werden, weil sonst Ablagerungen entstehen können. Diese Geschosse sollten durch eine spezialisierte industrielle Verarbeitung entfernt werden."
Da wird in der Einleitung behauptet, dass die aufgeführten Kampfmittel "verifiziert" in der Ukraine gefunden wurden. Auf Seite 109 wird dann das uranhaltige Treibkäfiggeschoss BM-32 aufgeführt, das Teil der Granate 3VBM-13 "Vant" ist bzw. war.
So und nun wird's interessant.Erstens ist dem angeblich gefundenen Treibkäfiggeschoss BM-32 kein Foto von der Fundstelle beigefügt worden, sondern ein Foto von einer Militärausstellung, welches es _angeblich_ abbildet (die Kennung kann man auf dem Foto nicht erkennen; das Foto selbst stammt von der russ. Seite Topwar.ru aus dem Jahr 2013).
Zweitens stellt man nach einigem Suchen entnervt fest, dass von diesem Treibkäfiggeschoss und der entsprechenden Granate "Vant" weder im russischsprachigen noch sonstigen Internet Aufnahmen existieren. Ganz im Unterschied den anderen sowjetischen/russischen panzerbrechenden Granaten "Mango", "Svinets" und neuerdings 3BM32 "Lekalo" (siehe Foto; hat aber auch 'nen Wolframkarbid-Kern).
https://topwar.ru/uploads/posts/2020-01/1579277549_2a46-2.jpg
Das Fehlen von Fotos in der Veröffentlichung sowie das Fehlen von Bildern im gesamten Netz halte ich für kein Indiz dafür, dass dieser Bericht falsch oder fehlerhaft sein sollte.
Drittens stößt man dann darauf, dass die Entwicklungsarbeit an diesem uranhaltigen Geschoss je nach Quelle 1985 oder 1987 abgeschlossen wurde.
Auf der ukrainischen Seite defense-ua lesen wir dazu:
"Im allgemeinen begann die Entwicklung von Panzermunition mit abgereichertem Uran in der UdSSR in den 70er Jahren und das erste derartige Geschoss war der 3ВBM13 "Vant" mit dem 1984 hergestellten 3BM32-Projektil, das jedoch ebenso wenig in die Massenproduktion ging das Projektil 3BM-29 "Nadfil-2"."
> https://defence-ua.com/weapon_and_tech/jak_u_rf_zbudilisja_vid_snarjadiv_zi_zbidnenim_uranom_dlja_zsu_zabuvshi_scho_sami_jih_vikoristovujut-11035.htmlDie UdSSR trat in der zweiten Hälfte der 1980-er Jahre unter Gorbatschow in eine Phase der Abrüstung ein, was dazu führte, dass die sowjetische uranhaltige panzerbrechende Munition nie über Testreihen hinaus kam.
Gerade wenn es sich um Munition im Entwicklungsstadium handelt, kann man von Geheimhaltung darum ausgehen.
Ein solches Exemplar will das "Geneva International Centre for Humanitarian Demining" aber in der Ukraine gefunden haben.
Viertens: Was hätten die Schweizer Minenräumer finden müssen, um das Treibkäfiggeschoss zu identifizieren?
Entweder eine ganze nichtverschossene Granate, deren Foto tatsächlich - siehe die vorherigen Ausführungen - bemerkenswert gewesen wäre.
Oder aber überhaupt nichts, denn das Treibkäfiggeschoss zerlegt sich im Flug in seine Einzelteile und das uranhaltige Projektil verbrennt beim Aufprall auf das Ziel.
Möglicherweise wurde hier tatsächlich ein Testobjekt aufgefunden, das sein Ziel völlig verfehlt hatte und dessen Reste deshalb halbwegs erkennbar im Schlamm steckten oder aber es ging als Blindgänger ab. Die Möglichkeit besteht immerhin, denn ich konnte keine Angaben zur Auffindesituation finden.
Es handelt sich mit 99%iger Wahrscheinlichkeit um eine Ente, aber eine mit weitreichenden Folgen.
So schreibt etwa die "Internationale Koalition zu Ächtung von Uranwaffen" (ICBUW) anläßlich der Ankündigung der Lieferung britischer Uranmunition an die Ukraine:"ICBUW bedauert und verurteilt die Entscheidung der britischen Regierung sowie den Einsatz von DU durch alle Kriegsparteien. ...
ICBUW verurteilt zudem den Einsatz von Uranmunition durch die russische Armee. Der Einsatz von Munition 3BM32 „Vant“ wurde noch 2022 von dem Genfer Internationalen Zentrum für humanitäre Minenräumung (GICHD) in seinem Bericht bestätigt. Den Medienberichten zufolge, haben die russischen Streitkräfte in der Ukraine auch kürzlich die modernere 3BM60 „Svinets-2“ Munition erhalten."
> https://www.icbuw.eu/icbuw-statement-zur-britischen-du-munition-fuer-die-ukraine/In dem letzteren "Medienbericht" wird zwar ausdrücklich erklärt, dass nur Svinets-2-Munition mit Wolframkern in der Ukraine eingesetzt wurde, aber wen juckt das schon.
Wer hat es erklärt? Die Russen oder die Ukrainer oder eine unabhängige Stelle?
Und inzwischen habe ich erfahren, dass auch Svinets-2-Munition abgereichertes Uran enthalten kann, je nachdem wann es produziert wurde:
"Bei dem Projektil handelt es sich um das panzerbrechende Unterkaliber 3BM60 "Svinets-2", dessen Kern aus abgereichertem Uran besteht, dem zur Erhöhung der Härte Wolfram beigemischt ist."
● https://svpressa.ru/war21/article/219941/
Weitere Angaben dazu findet man auf einer anderen Seite:
"Die ursprüngliche Svinets-Munition verwendet einen Penetrator aus abgereichertem Uran (DU) mit einer Länge von 546 und einem Durchmesser von 25 Millimetern, ..."
Dies könnte dazu führen, dass die neuere Munition nur bei einer begrenzten Anzahl von Panzern eingesetzt werden kann, was zu einem geringeren Produktionsvolumen und höheren Stückkosten führen würde."
● https://below-the-turret-ring.blogspot.com/2016/10/russia-is-mass-producing-improved.html
Da Russland zu all dem natürlich keine Erläuterung und schon gar keine Produktions-Stückzahlen veröffentlichen wird, muss man aus dem was man hat versuchen, die richtigen Schlüsse zu ziehen, aber noch besser wäre:
Eine Untersuchung in der Ukraine könnte Klarheit darüber schaffen, ob Russland nun Munition mit abgereichertem Uran in größerem Umfang eingesetzt hat oder nicht. Und diese sollte doch bitte stattfinden, ehe man sich möglicherweise dazu entscheidet, selbst solche Munition zu verwenden, da eine mögliche Verseuchung ansonsten nicht mehr klar zugeordnet werden kann.
Im Übrigen habe ich keine Lust auf Ihr ständiges Gepöbel, gegen das ich mich leider nicht adäquat wehren kann und verzichte daher auf eine weitere Unterhaltung mit Ihnen.
Gehaben Sie sich wohl.
Wenn man sich so weit wie Sie aus dem Fenster lehnt sollte man auch einstecken können.
Ich würde es begrüßen, wenn Sie zugunsten der sachlichen Diskussion auf solcherlei "Dreingaben" in Ihren Beiträgen verzichten könnten, denn es ist angesichts Ihres Aufwands schade, wenn solch wirklich informative Gespräche wegen Nonsens abreißen.