Pearphidae schrieb am 25.03.2023 14:13:
Ich hatte gestern in Twitter selbst auch bereits jene Bilder gefunden, die Sie hier heute präsentieren. Und noch eine weitere.
Da ich beide nicht verifizieren, bzw. deren Glaubhaftigkeit nicht einmal annähernd einschätzen konnte, habe ich weiter gesucht, um eine Quelle zu finden, die einen seriösen Hintergrund aufweist.
Ich muss Ihnen wohl nicht ausführen, für wie glaubhaft ich das halte.
Der ippnw ist kein alternatives Schmierenblättchen, das sich Fakten aus den Fingern saugt.
Das IPPNW ist in diesem Falle keine Quelle, sondern ein bestenfalls ein Weiterverbreiter einer Nachricht.
Ich habe die "Quelle" des IPPNW jetzt selbst ausfindig gemacht.
Es ist die folgende Anleitung zur Kampfmittelberäumung des "Geneva International Centre for Humanitarian Demining".
> https://www.gichd.org/fileadmin/GICHD-resources/rec-documents/GICHD_Ukraine_Guide_2022_Second_Edition_web.pdf
Da wird in der Einleitung behauptet, dass die aufgeführten Kampfmittel "verifiziert" in der Ukraine gefunden wurden. Auf Seite 109 wird dann das uranhaltige Treibkäfiggeschoss BM-32 aufgeführt, das Teil der Granate 3VBM-13 "Vant" ist bzw. war.
So und nun wird's interessant.
Erstens ist dem angeblich gefundenen Treibkäfiggeschoss BM-32 kein Foto von der Fundstelle beigefügt worden, sondern ein Foto von einer Militärausstellung, welches es _angeblich_ abbildet (die Kennung kann man auf dem Foto nicht erkennen; das Foto selbst stammt von der russ. Seite Topwar.ru aus dem Jahr 2013).
Zweitens stellt man nach einigem Suchen entnervt fest, dass von diesem Treibkäfiggeschoss und der entsprechenden Granate "Vant" weder im russischsprachigen noch sonstigen Internet Aufnahmen existieren. Ganz im Unterschied den anderen sowjetischen/russischen panzerbrechenden Granaten "Mango", "Svinets" und neuerdings 3BM32 "Lekalo" (siehe Foto; hat aber auch 'nen Wolframkarbid-Kern).
https://topwar.ru/uploads/posts/2020-01/1579277549_2a46-2.jpg
Drittens stößt man dann darauf, dass die Entwicklungsarbeit an diesem uranhaltigen Geschoss je nach Quelle 1985 oder 1987 abgeschlossen wurde.
Auf der ukrainischen Seite defense-ua lesen wir dazu:
"Im allgemeinen begann die Entwicklung von Panzermunition mit abgereichertem Uran in der UdSSR in den 70er Jahren und das erste derartige Geschoss war der 3ВBM13 "Vant" mit dem 1984 hergestellten 3BM32-Projektil, das jedoch ebenso wenig in die Massenproduktion ging das Projektil 3BM-29 "Nadfil-2"."
> https://defence-ua.com/weapon_and_tech/jak_u_rf_zbudilisja_vid_snarjadiv_zi_zbidnenim_uranom_dlja_zsu_zabuvshi_scho_sami_jih_vikoristovujut-11035.html
Die UdSSR trat in der zweiten Hälfte der 1980-er Jahre unter Gorbatschow in eine Phase der Abrüstung ein, was dazu führte, dass die sowjetische uranhaltige panzerbrechende Munition nie über Testreihen hinaus kam.
Ein solches Exemplar will das "Geneva International Centre for Humanitarian Demining" aber in der Ukraine gefunden haben.
Viertens: Was hätten die Schweizer Minenräumer finden müssen, um das Treibkäfiggeschoss zu identifizieren?
Entweder eine ganze nichtverschossene Granate, deren Foto tatsächlich - siehe die vorherigen Ausführungen - bemerkenswert gewesen wäre.
Oder aber überhaupt nichts, denn das Treibkäfiggeschoss zerlegt sich im Flug in seine Einzelteile und das uranhaltige Projektil verbrennt beim Aufprall auf das Ziel.
Es handelt sich mit 99%iger Wahrscheinlichkeit um eine Ente, aber eine mit weitreichenden Folgen.
So schreibt etwa die "Internationale Koalition zu Ächtung von Uranwaffen" (ICBUW) anläßlich der Ankündigung der Lieferung britischer Uranmunition an die Ukraine:
"ICBUW bedauert und verurteilt die Entscheidung der britischen Regierung sowie den Einsatz von DU durch alle Kriegsparteien. ...
ICBUW verurteilt zudem den Einsatz von Uranmunition durch die russische Armee. Der Einsatz von Munition 3BM32 „Vant“ wurde noch 2022 von dem Genfer Internationalen Zentrum für humanitäre Minenräumung (GICHD) in seinem Bericht bestätigt. Den Medienberichten zufolge, haben die russischen Streitkräfte in der Ukraine auch kürzlich die modernere 3BM60 „Svinets-2“ Munition erhalten."
> https://www.icbuw.eu/icbuw-statement-zur-britischen-du-munition-fuer-die-ukraine/
In dem letzteren "Medienbericht" wird zwar ausdrücklich erklärt, dass nur Svinets-2-Munition mit Wolframkern in der Ukraine eingesetzt wurde, aber wen juckt das schon.
Im Übrigen habe ich keine Lust auf Ihr ständiges Gepöbel, gegen das ich mich leider nicht adäquat wehren kann und verzichte daher auf eine weitere Unterhaltung mit Ihnen.
Gehaben Sie sich wohl.
Wenn man sich so weit wie Sie aus dem Fenster lehnt sollte man auch einstecken können.