1. Uranmunition in Kriegen einzusetzen, in denen die Kriegspartei diese einsetzt, der Bevölkerung und Staatsgebiet nichts wert sind oder zumindest als zu vernachlässigende Faktoren erscheinen, ist rational, auch wenn eigene Soldaten ebenfalls davon betroffen sind, aber die sind ja in jedem Fall biologische Verwertungsmasse für den Staat, der über ihr Leben verfügt.
2. Uranmunition in Kriegen einzusetzen, in denen die Kriegspartei diese einsetzt, der "Land und Leute" von größter Bedeutung sind, ist irrational, nicht etwa weil in dem Fall Soldaten und Bevölkerung nicht auch biologische Verwertungsmasse des Staates wären, sondern weil Schutz, Freiheit und wirtschaftlich-soziale Entwicklung von "Land und Leuten" erklärte Ziele sind, diese aber durch Einsatz von Uranmunition nachhaltig konterkariert werden.
Nun ist unschwer zu erkennen, dass das erste Szenario eher auf einen angreifenden Staat anwendbar ist, der mit der Region und mit den dortigen Staatsbürgern (bis möglicherweise auf Ressourcennutzung oder Ressourcenraub) nichts weiter im Sinn hat, während das zweite Szenario eher auf einen verteidigenden Staat zutrifft, der mit seinem Land und seiner Staatsbürgern eine umfassende herrschaftsfrohe Zukunft plant.
Der Russland-Ukraine/USA/NATO-Krieg passt allerdings nur zur Hälfte zum zweiten Szenario, da in diesem Krieg nicht nur der verteidigende Staat, also die Ukraine, sondern auch der angreifende Staat, also Russland, zumindest mit einem Teil des Landes und seinen Bewohnern noch etwas vorhat und das auf einem anderen Niveau als dem z.B. im Irak.
Die "2.000 Tonnen Urangeschosse", die 2003 im US-Krieg gegen den Irak eingesetzt wurden, passen zum ersten Szenario. Einsatz von Urangeschossen im aktuellen Krieg ist weder für die Ukraine noch für Russland rational, sondern höchst irrational.
Bleibt die Frage, wem der Einsatz von Uranmunition in der Ukraine Vorteile verschaffen kann? Die Antwort liegt auf der Hand. Es nützt den USA und GB, denn ihre Staatsbürger und ihre Soldaten sind von der besonderen und langfristigen Wirkung des abgereicherten Urans nicht betroffen, die Schwächung Russlands kann jedoch verstärkt werden. Dass dabei noch mehr Ukraine zerstört und v.a. noch mehr ukrainische Staatsbürger/Soldaten, auch noch nicht geborene sterben oder leiden werden - was soll's? Die ukrainische Staatsführung müsste im Eigeninteresse weiterhin mehr konventionelle Waffen fordern, aber auf keinen Fall Uranmunition. Inwieweit die ukrainische Regierung und insbesondere Selenskyj zu solch rationalem Handeln noch fähig ist, erscheint zumindest fragwürdig.
Diejenigen, die verbissen glauben, dass die Herrschenden in Gut und Böse unterscheidbar sind, werden wahrscheinlich auch in diesem Zusammenhang wieder halsbrecherische "Argumente" finden, warum Uranmunition in den Händen von "Guten" eben auch gut sei. Vielleicht aber kommen sie wenigstens angesichts der Irrationalität, Uranmunition in der Ukraine einzusetzen, doch einmal geistig ins Stolpern.