Porcupine17 schrieb am 04.10.2022 08:56:
Man muss nicht nur die Frage stellen "Wem nützt es wenn die Pipelines gesprengt werden" sondern auch "Wem schadet wenn es herauskommt das er die Pipelines gesprengt hat"? Ich würde durchaus davon ausgehen das man in den oberen Etagen durchaus weiß wer dahinter steckt oder zumindest wer nicht.
Soweit stimme ich zu - und würde es noch ergänzen mit "wem nützt es, wenn man die Sprenung jemand anderem in die Schuhe schieben kann"
Die Ukraine scheidet IMHO schon einmal aus, abgesehen von den fehlenden Möglichkeiten kann sie kein Interesse daran es sich mit dem Westen zu verscherzen. Und das Argument "Weil sie die Aufstockung der russischen Kriegskasse durch ständig weitere Erdgas-Milliarden verhindern will." ist hier Blödsinn weil die Pipeline nicht im Betrieb war.
Das Hauptinteresse der Ukraine liegt in einer direkten Konfrontation Russlands mit Nato-Truppen - wofür die Piepeline-Sprengung einen hervorragenden Grund abgeben würde - könnte man Russland glaubhaft verantwortlich machen.
Was das "Verscherzen" angeht - so ist die Ukraine mittlerweile gewohnt - dass jede noch so abstruse Anschuldigung gegen Russland ungeprüft aufgegriffen und weiterposaunt wird - während offene Nazi-Symbolik und eigene Kriegsverbrechen nichteinmal mehr Erwähnung im westlichen Informationsraum finden.
Und die Fähigkeiten - nicht erst seit gestern werden ukrainsche Spezialkräfte im Westen trainiert.
Ähnlich bei den USA: was nützt ihnen das Sprengen der Pipeline gerade jetzt im Vergleich zu den Kosten?
Na - zumindest werden Investitionen in die LNG-Infrastruktur "abgesichert" - und durch die neugeschaffene Abhängigkeit vom anmerikanischen Fracking-Gas sichergestellt - dass Wackelkandidat Deutschland schön auf Spur bleibt. Und Kosten? Welche Kosten für die Amis?
Bei Russland ist es in dieser Sicht noch am einfachsten, schließlich sind die Beziehungen zu den anderen Staaten schon auf dem Nullpunkt, da wären die Kosten in dieser Hinsicht gleich null. Und ganz nebenbei ist es ja ihre eigene Pipeline.
Kosten - Russland würde eine direkte Konfrontationen mit der Nato riskieren - was schwerer wiegt, als irgendwelche kurzfrstigen ökonomischen Vor- oder Nachteile - und zudem sein "Druckmittel", als welches die Gaslieferungen ja immer dargestellt werden, aus der Hand geben.
D ist in der Strategie der Nato ein Wackelkandidat - und es war keinesfalls ausgemacht - dass es bei einem kalten Winter und zunehmendem Druck aus der Bevölkerung bei den Sanktionen gegn NS1 lockern oder gar NS2 öffnen würde.
Interessant finde ich das nur drei der vier Röhren gesprengt wurden, eine von NS2 ist noch intakt. Welchen Sinn macht das jetzt für die verschiedenen Akteure?
Naja - man lässt ein dünnes Seil hängen, falls sich D nicht selbst aus der selbstgegrabenen wirtschaftlichen Grube befreien kann - und gleichzeitig übermittelt man mit dem 4. Loch eine Warnung, dass auch dieses jederzeit gekappt werden kann - sollte D aus der Reihe tanzen.
Das grösste Interesse haben imho die Polen - die in der jetzigen Situation zum zentralen Gashubfür Europa wurden - und auch über die Fähigkeiten verfügen.