Populist schrieb am 21.02.2022 18:14:
jsjs schrieb am 21.02.2022 16:22:
Oder er gründet eine Aktiengesellschaft, oder...
Heutzutage ist es eher die absolute Ausnahme, wenn ein Kapital nur aus Eigenkapital heraus akkumuliert.
Kapital aus der Veräußerung von Unternehmensanteilen ist Eigenkapital. Was denn bitte sonst?
Begrifflich betrachtet sind Aktien ein Zwitter zwischen einer Beteiligung am Unternehmen und Wertpapieren - also eine Form von Kreditgeld.
Unternehmen, die über zuwenig Kapital verfügen haben verschiedene Möglichkeiten sich kapital zu besorgen. Als Kredit muss es zurückgezahlt werden. Zudem hat der Gläubiger einen Rechtsanspruch auf Zinsen.
Mit der Ausgabe von Wertpapieren/Aktien sammelt man Geld ein, und verspricht z.B. einen Zins, oder einen Kursgewinn.
Ob ein Rückfluss wieder in dieselbe Unternehmung investiert wird, aus der er stammt, oder in eine Beteiligung an einer anderen Unternehmung investiert wird, macht keinen Unterschied. In beiden Fällen handelt es sich um Kapitalakkumulation.
Ja und?
Das bedeutet in Umkehrschluss, dass Eigenkapitalerhöhungen primär aus früheren Kapitalakkumulationen gespeist werden.
Das kann man so nicht sagen. Rechtlich gesehen ist Eigenkapital etwas anderes, als in der ökonomischen Theorie.
Marxisten sprechen von Kapitalakkumulation, wenn sich Kapital verwertet, also z.B. einen Zyklus G-W-G' durchläuft. Geld wird investiert, Ware wird produziert und verkauft. Am Ende gibt es einen Überschuß über das vorgeschossene Kapital. Der Eigentümer hat sein Eigentum vermehrt.
Geld einzusammeln, z.B. in dem man Aktien ausgibt oder Firmenanteile verkauft, bringt zwar zusätzliches Kapital ins Unternehmen, woher dieses Geld stammt, ist aber damit nicht klar. Das kann auch Kreditgeld sein. Dem Geld sieht man nicht an, woher es stammt.
Totes Kapital kann sich nicht vermehren. Kapital will investiert sein, sonst ist es nur Geld. Oder anders gesagt: Geld ist kein Kapital, es muss investiert werden, damit es ein solches wird. Getrennt davon geht nicht jede Geschäftskalkulation auf.
Und wo siehst Du da den Widerspruch zu dem was ich schrieb?
Der Kontext:
Ich. Und? Kapital wächst und braucht Anlage. Sonst ist es totes Kapital.
dU. Das ist ja nun Quatsch. Wenn jede Investition automatisch zum Wachstum des Kapitals führte, könnte es doch überhaupt keine Insolvenzen geben. Investitionen führen nicht automatisch zu Kapitalwachstum. Der Kapitalist muss schon die richtige Investition tätigen, damit sein Kapital wächst.
Gemeint war, dass zurückfließender Erlös wieder einverstiert werden muss, ansonsten ist es nur Geld und kein Kapital. Es kann sich nicht weiter verwerten. Deswegen sind Geldbesitzer auch immer auf der Suhe nach lohnenden Anlagen. Und fallen dabei auch ma auf die Nase.
Investitionen führen nicht automatisch zu Kapitalwachstum. Der Kapitalist muss schon die richtige Investition tätigen, damit sein Kapital wächst.
War ja auch nicht behauptet, dass das immer klappt.
Doch, implizit schon, denn Du unterstellst einen Widerspruch zwischen Kapitalakkumulation und der Verwirklichung sinnvoller Projekte.
Nein. Ich bestreite, dass die Investition in diese "sinnvollen Pojekte" wegen der Projekte stattfindet.
Kapitalwachstum entsteht aber nur dann, wenn Kapital in Projekte investiert wird, die Rückflüsse generieren. Und Rückflüsse entstehen im Regelfall nur dann, wenn irgendjemand die produzierten Guter oder Dienstleistungen konsumiert.
Und das können auch Splitterbomben sein. Auch die werden produziert und verkauft.
Was von niemandem auch nur ansatzweise als sinnvoll betrachtet wird, das wird auch nicht konsumiert.
Und dann hängt es eben von dem Zweck/Bedürfnis ab, für den das Podukt das Mittel ist.
Und bevor Du mir werdersprichst: Es ist völlig egal, ob irgendwelche großkopfterten Experten etwas als sinnvoll ansehen oder nicht. Das ist kein Kriterium für Sinnhaftigkeit, welches ich akzeptiere. Sinnhaftigkeit resultiert einzig und allein aus dem aggregierten Bedürfnis vom Menschen, eine Sache gegenüber einer anderen Sache zu bevorzugen.
Je mehr Menschen einer Sache den Vorzug gegenüber anderen Sachen geben, umso sinnvoller ist diese Sache. Dies ist die einzige intersubjektive Definition von Sinnhaftigkeit, die es überhaupt geben kann. Alle anderen Definitionen sind subjektiv.
Das Verdienst des Kapitalismus besteht darin, dass er die Menschen einander dienstbar macht und sie in die Lage versetzt, mit den Füßen abzustimmen.
Es sei denn, sie sind unerwünschte Flüchtlinge. Kapitalismus berücksichtigt nur zahlungsfähige Bedürfnisse.
Sonst ließe sich auch kaum erklären warum die Menschen im Ostblock so gierig auf westliche Produkte waren.
??? Was hat das mit dem Thema zu tun?
Sehr viel. Die Menschen im Ostblock litten darunter, dass sie einander nicht dienstbar gemacht wurden und nicht mit den Füßen abstimmen konnten. Daher wurden nicht diejenigen Guter und Dienstleistungen produziert, die dem tatsächlichen Verlangen der Menschen entsprachen.
Dienstbar wurden sie schon gemacht. Nur ist halt wenig dabei rumgekommen. Aber das ist ein anderes Thema.
Hierzulande werden auch Menschen dienstbar gemacht, und leben trotzdem am oder unter dem Existenzminimun. Trotz der Freiheit mit den Füßen abzustimmen.
Banken. Die schöpfen Kredit. Banken verleihen Geld, dass sie nicht haben. Stichwort: Giralgeldschöpfung.
Der Staat schöpft Kredit, indem er Schuldpapiere auflegt, die Notenbank verkauft die, Banken kaufen die und hinterlegen sie bei der Zentralbank als Sicherheit um sich darauf einen Kredit zu ziehen. So kommt jede Menge Geld in die Gesellschaft, dass kein verdientes Geld ist.Wie Du selbst schriebst: Geld ist kein Kapital. Kapital ist Macht über Produktionsmittel. Da durch Giralgeldschopfung keine neuen Produktionsmittel entstehen, entsteht auch kein neues Kapital.
Und da wird es schwierig. Eigentum ist verfügungsmacht über jedweden Reichtum. Dem Kredigeld siehst du nicht an, woher es stammt. Es ist genauso Verfügungsmacht wie das aus dm "schaffenden Kapital" stammende Geld.
Giralgeld und überhaupt Kredit ist kein verdientes Geld, wirkt aber genauso. Du kannst mit Giralgeld eine Produktion anstoßen und dir z.B. Produktionmittel kaufen, und der Produzent wird nicht fragen, woher das Geld stammt.
Giralgeldschöpfung entspricht lediglich einer Umverteilung von Macht über Produktionsmittel durch implizite Entwertung bereits bestehender Ansprüche auf Produktionsmittel.
Nein. Produktionsmittel sind ja nur Mittel. Fertig ist der Reichtum im Geld. Das ist die universelle Verfügung über jedweden Reichtum.
Angenommen ich habe Geld, dessen aktueller Zeitwert mir den Zugriff auf 2% aller Produktionsmittel ermöglicht, und die Geldmenge wird bei gleichbleibender Gesamtmenge an Produktionsmitteln verdoppelt: Dann wurde mein Kapital dadurch effektiv halbiert, denn mein Geld entspricht nun nur noch einem Anteil an 1% aller Produktionsmittel.
Das ist eine Milchmädchenrechnung. Waren und Geldmenge stehen sich nicht gegenüber. Geld entwertet sich - was ein interessanter Aspekt ist wo Geld doch Maßstab des Wertes ist.
Es ist nicht so, dass sich die Preise automatisch erhöhen, wenn zusätzliches Geld in die Gesellschaft gelangt. Es sind die Warenbesitzer, die die Preise erhöhen, und das tun sie, wenn sie es können. Getrennt davon, welche Geldmenge umläuft.