Zugegeben, unser Wohlstand heute ist wahrscheinlich so hoch wie nie zuvor. Trotzdem reden wir von Knappheit. Knapp sind all jene Dinge/Güter die nicht in ausreichendem Maße vorhanden sind (im ökonomischen wie auch im alltagssprachlichen Sinn). Nicht ausreichend, um zu einem gegebenen Zeitpunkt alle danach vorhandenen Bedürfnisse aller Menschen zu befriedigen.
Das die von der VWL verwendete Definition. Sie ist mehrfach falsch.
Produkte kommen in der Natur gar nicht vor. Sie müssen hergestellt werden, weil sie von Natur aus nicht vorhanden sind. Das ist ihre Definition als "Produkt". Sie sind also nicht nicht ausreichend, sondern gar nicht vorhanden, wenn man sie nicht herstellt. "Knappheit" geht also an der Sache vorbei. Man sagt ja auch nicht "Brot ist knapp", wenn es alle - also nicht vorhanden ist.
Grund für die Produktion ist also nicht Knappheit, sondern, dass es die Dinge nicht gibt, die man haben möchte. Deswegen stellt man sie her. Nur warum sie dann knapp sein? Jetzt hat man doch das hergestellt, was man wollte.
Knappheit als Ergebnis der Produktion ist Unsinn.
Man muss schon ein unstillbares Bedürfnis unterstellen. Also kein konkretes Bedürfnis, denn das hat ja sein Maß, sondern eines, dass sich nicht befriedigen lässt.
Die VWL konstruiert sich einen solchen Nimmersatt (der zugleich auch noch unsäglich faul ist), und stellt dieses unbegrenzte Bedürfnis einer endlichen Menge Güter gegenüber. Ganz gleich wie groß die Menge Güter sein mag, ist ist per Definition immer knapp. Kurz gesagt: die VWL konstruiert sich die Knappheit mittels Menschenbild. Wissenschaft mag ich das nicht nennen.
Bei dir sieht das dann so aus:
Nehmen wir als Beispiel ein Auto der S-Klasse. Wer möchte so eines nicht gerne haben, wenn er dürfte. Von knapp 8 Mrd. Erdenbewohnern wären das wahrscheinlich mehrere Hundert Mio. Doch so viele dieser Autos gibt es derzeit nicht und auch nicht die Produktionskapazitäten dafür. Diese Autos sind also knapp. Und das obwohl die Lager des Herstellers und der Händler ganz bestimmt ziemlich voll von solchen Autos sind, die auf einen Käufer warten. Sind sie also doch nicht knapp?
Du konstruierst ein Extrembeispiel. Und möchtest damit aber das Prinzip bebildern. Nun taugen Extreme nicht um den Normal- oder Regelfall zu erklären. Sie weichen per Definition vom Normalfall ab.
Wenn du Knappheit als Prinzip beweisen willst, dann musst du es am Normalfall machen.
Zudem belegt dein Beispiel genaugenommen das Gegenteil. Das Bedürfnis nach einem Auto scheitert nicht an der Begrenztheit der Ressourcen, sondern an der mangelnden Kaufkraft. Hierzulande schränkt sich niemand ein, weil die Produktionskapazitäten nicht ausreichen würden, weil die immer endlich sind.
Die VWL erklärt nicht die Ökonomie, sie rechtfertigt sie. Knappheit gibt es dann nicht, weil der Lohn ein Kostenfaktor ist, sondern weil Knappheit per Definition nicht überwunden werden kann.