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mehr als 1000 Beiträge seit 25.12.2019

Re: Knappheit an Gütern?

bismi schrieb am 23.02.2022 22:06:

Das die von der VWL verwendete Definition. Sie ist mehrfach falsch.

Was soll daran falsch sein?

Ich dachte, dass hätte ich ausgeführt.

Knapp ist das Gegenteil von ausreichend. Zu knapp wofür? Für unsere Bedürfnisse. Wofür sonst? Knappheit ist relativ zu Menschen und ihren Bedürfnissen. In einer Welt ohne Menschen, ohne Leben gibt es keine Knappheit.

Knapp ist ein Verhältnis, in unserem Fall das Verhältnis vom Bedürfnis zu seinem Mittel. Knapp ist unterhalb von ausreichend anzusiedeln, vielleicht gerade noch ausreichend, aber eben nicht definitv zu wenig und schon gar nicht "es gibt gar nichts"
Wenn man Hunger hat, und es ist kein Brot da, dann ist Brot nicht knapp, sondern nicht vorhanden. Man sagt nicht "knapp", wenn nichts da ist. Außer man ist VWLer, dann ist alles(!) knapp. Einfach so, weil die VWL es so zu sehen beliebt. Dazu später mehr.

Produkte kommen in der Natur gar nicht vor.

Ich sprach von Gütern. Dazu zählen die Ressourcen der Natur als auch die daraus hergestellten Güter.

Außer Luft oder Wasser fällt mir kein in der Natur einfach so vorkommendes Gut ein. Alles andere muss bearbeitet, aufbereitet, gesammelt, gejagt, angebaut, produziert werden.

Insofern ist so ziemlich jedes Bedürfnis ohne Mittel, es sei denn man stellt es her. Dann gibt es das Mittel - und wenn gescheit geplant hat, gibt es das in der benötigten Menge - also ausreichend. Das ist das Verhältnis von Mittel und Bedürfnis. Weil es das Mittel nicht gibt, wird es hergestellt in dem Umfang wie man es braucht und herstellen kann.
Auch Brennholz ist nicht "knapp", es gibt keinen natürlichen Vorrat an Brennholz. Es gibt Wälder, da kann man das sammeln oder schlagen.
Die VWL redet also immer schon über das Ergebnis eines Produktionsvorgangs, wenn sie von Vorräten spricht. Will das abwer nicht als solchen verstanden wissen, sondern redet lieber von Bedürfnissen, die einen Vorrat übersteigen und man deshalb(!) wirtschaften müsse.

Auch wenn ein Gut (momentan) nicht vorhanden ist, ist es im Sinne der Definition und überhaupt knapp. → D.h. es gibt weniger als es Bedürfnisse danach gibt.

Es gibt nicht weniger, es gibt gar kein Gut. Das ist prinzipiell so, wenn man es nicht herstellt (abgesehen von Wasser und Luft).

Vernünftig und dem Sachverhalt entsprechend müsste ess also lauten: "die Mittel fürs Bedürfnis müssen hergestellt/beschafft werden". Die VWL will aber auf etwas anderes heraus: auf ein prinzipielles Missverhältnis von Bedürfnis seinem Mittel. Da wird einerseits unterstellt, dass man für das Bedürfnis produziert und das Ergebnis soll immer Knappheit sein?
Das kann durchaus mal der Fall sein, z.B. wenn eine Dürre oder Unwetter die Ernte vernichteten. Aber als prinzipielles Ergebnis der Produktion?

Und nochmal zu dem Begriff "knapp":

Ich möchte dich mal sehen, wenn du auf einem 2 Tagesmarsch durch die Wüste bist, nach den Wasservorräten fragst, die Antwort bekommst "die sind knapp" und dann ein paar Stunden sspäter feststellst, es gibt gar kein Wasser.
Die Sprache erlaubt es ja, dass man die Verhältnisse genau bestimmt. Gar nichts, sehr wenig, wenig, knapp zu wenig, knapp reichend, ausreichend, überreichlich, ... Da weiß man, woran man ist. Die VWL kennt nur ein Verhältnis: knapp. Egal wieviel Güter vorhanden sind. Und behauptet glatt, eine exakte Wissenschaft zu sein.

Grund für die Produktion ist also nicht Knappheit, sondern, dass es die Dinge nicht gibt,

Grund ist, dass es nicht ausreichend von diesen Dingen gibt. Dazu gehört jede Anzahl, die kleiner ist als die Anzahl der Bedürfnisse, also auch die Zahl Null.

Die VWL konstruiert sich einen solchen Nimmersatt

Wenn wir kein Nimmersatt wären, würden wir verhungern, zumindest bei der heutigen Bevölkerungszahl.

Der Nimmeersatt ist die Kunstfigur eines Menschen, dessen Bedürfnisse nicht zu befriedigen sind. Da geht es nicht darum, dass er seinen tatsächlichen Bedarf nicht decken kann, sondern dass er nicht zu sättigen ist.

In der Prähistorie gab es so wenige Menschen mit dermaßen geringen Bedürfnissen, dass die Gaben der Natur ohne weitere oder nur mit sehr geringer Verarbeitung ausreichend waren. (Nahrungsmittel-) Produktion war unnötig. Die Güter waren deshalb frei. Doch heute müssen wir produzieren, um zumindest zu überleben (Nimmersatt).

Du bestimmst das Verhältnis von Bedürfnis und Mittel falsch. Man produziert das, was haben möchte und was nicht gibt. Auch der Urmensch wurde tätig, hat irgendwann Ackerbau betrieben und Viehzucht betrieben, Werkzeuge hergestellt, den Tieren das Fell abgezogen etc... Kurz: er hat produziert weil es die Dinge nicht gab. Und nicht, weil es irgendwan nicht mehr so wenig Menschen gab. Auch der einsame Robinson auf seiner Insel stellt sich die Dinge her, die er will oder braucht.

Ganz gleich wie groß die Menge Güter sein mag, ist ist per Definition immer knapp.

Ja, denn die Eigentümer/Hersteller der Güter wollen ja für ihre Güter eine Gegenleistung beim Tausch haben (andere Güter). Deshalb müssen sie ihre Tauschgüter entsprechend verknappen anstatt sie zu verschenken.

Die VWL spricht über die Wirtschaft "an sich", will also die Knappheit als Dogma und Voraussetzung allen wirtschaftens verstanden wissen. Du redest über den Kapitalismus, der offenbar eher ein Problem damit hat, dass es überreichlich Gebrauchswerte gibt, die deshalb eher miit Aufwand vernichtet werden, als dass man sie einfach so zur Konsummtion frei gibt.

um den Normal- oder Regelfall zu erklären

Nenne mir ein Beispiel. Wir werden sehen, dass der Fall immer genauso liegt.

scheitert nicht an der Begrenztheit der Ressourcen, sondern an der mangelnden Kaufkraft

Mangelnde Kaufkraft = zu knappe Güter für den Tausch für ein Auto
steigende Kaufkraft = mehr Güter für den Tausch. Deshalb steigt aber nicht gleichzeitig die Anzahl der Autos. Die Autos sind knappe Güter. Mehr müssen aus den Ressourcen der Natur hergestellt werden, die auch (fast) alle knapp sind zu einem gegebenen Zeitpunkt.

Produktionskapazitäten […] weil die immer endlich sind

Richtig. Auch Produktionskapazitäten sind knapp.

Wird man in D genügend Brot herstellen können, so daß das Bedürfnis nach Brot tagtäglich gesättigt wird? Welche Resssourcen wirken da so begrenzend, dass das Bedürfnis nach Brot die "Vorräte" übersteigt und deshalb Knappheit herrscht?

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