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  • Populist

mehr als 1000 Beiträge seit 14.06.2016

Re: Das ist zu eindimensional gedacht

jsjs schrieb am 21.02.2022 18:58:

Mit der Ausgabe von Wertpapieren/Aktien sammelt man Geld ein, und verspricht z.B. einen Zins, oder einen Kursgewinn.

Keine Ahnung was Du in diesem Zusammenhang mit "Versprechen" meinst, aber ein Anspruch darauf besteht jedenfalls nicht, ganz im Gegensatz zu Fremdkapital. Ich schrieb auch nichts von Aktien, sondern von Unternehmensbeteiligungen. Diese können (im Falle von Aktiengesellschaften) in Form von Aktien erfolgen, aber es gibt natürlich auch andere Formen der Beteiligung.

Das kann man so nicht sagen. Rechtlich gesehen ist Eigenkapital etwas anderes, als in der ökonomischen Theorie.
Marxisten sprechen von Kapitalakkumulation, wenn sich Kapital verwertet, also z.B. einen Zyklus G-W-G' durchläuft. Geld wird investiert, Ware wird produziert und verkauft. Am Ende gibt es einen Überschuß über das vorgeschossene Kapital. Der Eigentümer hat sein Eigentum vermehrt.
Geld einzusammeln, z.B. in dem man Aktien ausgibt oder Firmenanteile verkauft, bringt zwar zusätzliches Kapital ins Unternehmen, woher dieses Geld stammt, ist aber damit nicht klar. Das kann auch Kreditgeld sein. Dem Geld sieht man nicht an, woher es stammt.

Ja, in einem Kreditgeldsystem kann das auch Kreditgeld sein. Erstens ist das aber keine notwendige Voraussetzung für Kapitalismus, und zweitens ist das nur eine zusätzliche Komplikation, die am Grundprinzip nicht viel ändert. Kreditwürdig sind nämlich in erster Linie diejenigen, die ohnehin schon Kapital akkumuliert haben. Wer nichts vorweisen kann, sollte auch keine hohen Kredite erhalten (außer in einem völlig degenerierten Kreditgeldsystem wie in den USA zu Subprime-Zeiten).

Nein. Ich bestreite, dass die Investition in diese "sinnvollen Pojekte" wegen der Projekte stattfindet.

Das schrieb ich auch nicht, und das ist im Einzelfall letztendlich auch völlig egal. Es macht doch im Ergebnis keinen Unterschied, ob Elektromobilität etabliert wurde, weil jemand den Mars besiedeln will, oder weil jemand einfach nur geldgeil ist. Oft geht beides Hand in Hand.

Kapitalwachstum entsteht aber nur dann, wenn Kapital in Projekte investiert wird, die Rückflüsse generieren. Und Rückflüsse entstehen im Regelfall nur dann, wenn irgendjemand die produzierten Guter oder Dienstleistungen konsumiert.

Und das können auch Splitterbomben sein. Auch die werden produziert und verkauft.

Wenn Splitterbomben sinnlos wären, ließen sie sich nicht verkaufen.

Und dann hängt es eben von dem Zweck/Bedürfnis ab, für den das Podukt das Mittel ist.

Richtig, und über die Zwecke und Bedürfnisse sollte mit den Füßen abgestimmt werden. Eine Gesellschaft, in den Expertenkommissionen über die Zwecke und Bedürfnisse entscheiden, muss zwangsläufig den Weg des Vatikans gehen, denn Expertenkommissionen tun sich notorisch schwer damit, ihre Leitsätze zu revidieren.

Es sei denn, sie sind unerwünschte Flüchtlinge. Kapitalismus berücksichtigt nur zahlungsfähige Bedürfnisse.

Richtig. Genuso wie Politiker bevorzugt stimmberechtigte Bedürfnisse berücksichtigen. Wer keine Stimme hat, wird nicht gehört. Wer kein Geld hat, kann niemanden bestechen. Das liegt doch in der Natur der Sache.

Hierzulande werden auch Menschen dienstbar gemacht, und leben trotzdem am oder unter dem Existenzminimun. Trotz der Freiheit mit den Füßen abzustimmen.

Freiheit bemisst sich nicht daran was man kann sondern was man darf. Wer viel machen darf aber wenig machen kann, der ist dennoch frei.

Und da wird es schwierig. Eigentum ist verfügungsmacht über jedweden Reichtum. Dem Kredigeld siehst du nicht an, woher es stammt. Es ist genauso Verfügungsmacht wie das aus dm "schaffenden Kapital" stammende Geld.

Wie gesagt: Kapitalismus setzt nicht zwingend Kreditgeld voraus. Ohne Kreditgeld gibt es eben häufiger Korrekturen. Eigentlich ist das sogar gut. Das Kreditgeldsystem wurde von Menschen installiert, die die Steuerbarkeit des Kapitalismus verbessern wollten.

Giralgeld und überhaupt Kredit ist kein verdientes Geld, wirkt aber genauso. Du kannst mit Giralgeld eine Produktion anstoßen und dir z.B. Produktionmittel kaufen, und der Produzent wird nicht fragen, woher das Geld stammt.

Um hohe Kredite zu erhalten, musst Du die Kreditgeber erstmal von Deiner Kreditwürdigkeit überzeugen.

Es ist nicht so, dass sich die Preise automatisch erhöhen, wenn zusätzliches Geld in die Gesellschaft gelangt. Es sind die Warenbesitzer, die die Preise erhöhen, und das tun sie, wenn sie es können. Getrennt davon, welche Geldmenge umläuft.

Jetzt bitte kein NMT-Quatsch. Selbstverständlich steigt mittelfristig immer das Preisniveau, wenn die Geldmenge schneller wächst als das Angebot an Gütern und Dienstleistungen. Es steigen nur nicht immer die Preise aller Güter und Dienstleistungen gleichzeitig. Es kann auch Phasen geben, in denen nur die Investitionsgüterpreise steigen, während die Konsumgüterpreise noch stabil bleiben. Aber dass die Geldmenge signifikant schneller wächst als das Angebot an Gütern und Dienstleistungen, ohne dass sich das Preisniveau insgesamt erhöht - das könnte höchstens dann zutreffen, wenn alle Menschen dumm genug wären, das zusätzliche Geld auf dem Bankkonto vergammeln zu lassen. Sind sie aber nicht.

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