OberstMeyer schrieb am 20.02.2022 14:00:
Dies ist fragwürdig. Zu einer sozialistischen Gesellschaftsordnung gehören zwingend, Marx' Wertdefinition anwendend, andere Produktionsverhältnisse anstelle Ware, Wert, Kapital, Geld.
Der sog real existierende Sozialismus hatte lediglich den Privatbesitz an Produktionsmitteln abgeschafft und damit eine Art Zwischenschritt, der Staat trat anstelle des Privatbesitzes als Verwalter und Gesamtkapitalist auf, gemacht.
Und da lohnt es sich durchaus ein paar Gedanken drauf zu verschwenden. Wie kommt man auf die Idee?
Den Realsozialisten hat ein Gedanke eingeleuchtet, der zwar anders gemeint war, der aber durchaus einen wahren Kern hat: im Kapitalismus treten lauter private Subjekte unkoordiniert und in Konkurrenz zueinander an, produzieren drauf los, und erfahren hinterher am Markt, was ihr Produkt wert ist. Das geht einher mit einer riesigen Verschwendung von Ressourcen und ist deshalb auch kritikabel.
Dummerweise wollten die Realsozialisten aber nicht einfach nur Gebrauchswerte produzieren, sondern Wert. Die haben das Wertgesetz nicht als die Analyse des Kapitalsmus verstanden, sondern glatt gemeint, den Wert gäbe es an sich, in jeder Gesellschaft.
Zu einer sozialistischen Gesellschaftsordnung zu kommen, hätte zumindest im Ansatz wesentlicher neuer Produktionsverhältnisse bedurft, weg von Wäre und Wert. Selbst der Gedanke daran galt als Gotteslästerung.
So wie die Gewerkschaft keinen Einwand gegen die Lohnarbeit hatte, wohl aber gegen den zu geringen Lohn, hatten die Realsozialisten keine Kritik am Wert, sondern wollten dem auf die Sprünge helfen, in dem sie die "Anarchie der Produktion" gegen eine zentrale Planung ausgetauscht haben.
Es war aber auch noch nicht die Zeit gewesen, daran zu denken und diese Richtung anzugehen. Diese Frage wurde durch die weltpolitische Konfrontation überlagert. Es ging einfach ums Überleben.
Mag ja sein. dennoch gibt es überhaupt keine Notwendigkeit eine Wertproduktion einzurichten.
Die Entwicklung der Produktivkräfte war aber auch noch nicht gegeben, erst jetzt ist es soweit, was nicht heißen soll, jetzt geht's los. Aber mit der Zeit wird sich in diese Richtung einiges bewegen.
Ich halte nichts von der Idee, dass es eine bestimmte Stufe der Produktivtät bräuchte. Und der Kapitalismus diese Produktivität herstellen soll, um dann darauf aufzubauen.