EoltheDarkelf schrieb am 20.02.2022 17:53:
jsjs schrieb am 20.02.2022 17:31:
... was dagegen spricht für das Bedürfnis zu produzieren?
Also was gegen eine Gesellschaft sprechen soll, die ihre Ökonomie so einrichtet, dass nützliche Dinge für das Bedürfnis produziert und verteilt werden?
Ich glaube nicht das grundsätzlich etwas dagegen spräche. Die Frage ist wie das organisiert werden soll.Ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
* Wer ermittelt was "das Bedürfnis" ist, nach welcher Methode?
* Wer organisiert die Produktion der Güter und Dienstleistungen des Bedarfs?
* Wie werden die notwendigen Arbeitskräfte motiviert, die zur Bedürfnisbefriedigung nötige Arbeit zu leisten?
* Wie werden die Produkte verteilt, besonders dort wo die Nachfrage das Angebot übersteigt?
Die Fragen sind falsch gestellt. Immer, wenn jemand mit "Wer..." anfängt, hat er schon das Wesentlich verpasst. "Wie..." wäre besser. "Wie ermittelt man die Bedürfnisse" ist ein technisches Problem, dass in heutiger Zeit einfach zu lösen ist.
Dasselbe gilt für "Wie wird die Produktion organisiert". Jedes Unternehmen organisiert seine Produktion, dafür wird Personal eingestellt, und dann entscheidet man, wer für
die Aufgabe geeignet ist
.
Deine Fragestellung zielt auf etwas anderes ab. Da wird keine Schwierigkeit benannt, die zu lösen ist, es ist ein genereller Einwand. Am "Wer" hört man nämlich immer noch raus, dass es eine Frage der Entscheidungsgewalt sein soll.
Warum sollte es eine Motivation brauchen, wenn doch die Arbeit das Mittel ist, das Produkt fürs Bedürfnis herzustellen? Motivation braucht es dort, wo die Arbeit nicht fürs Bedürfnis stattfindet.
Warum sollte die Nachfrage das Angebot übersteigen, wenn doch für das Bedürfnis produziert wird? Wenn ich koche, dann bleibt immer ein klein wenig ürbrig, weil ich weiß wer und wieviele Menschen zum Essen kommen. Ich plane entsprechend.
So eine Ökonomie ist ein ziemlich komplexes Gebilde, einfach mal das Wort "Bedürfnis" in den Raum zu werfen klärt die Millionen von Detailfragen, die sich bei der konkreten Ausgestaltung stellen, nur sehr unzureichend.
Ich habe nicht den Eindruck, dass du Detailfragen klären willst. Mir scheint es eher so, dass du die "Millionen" von "Detailsfragen" ins Feld führst, um die Unmöglichkeit eines solchen Unterfangens zu bebildern.
Und natürlich stellt sich dann noch das "Kommunismusproblem": Wie kommen wir vom Zustand "Jetzt" auf den Zustand "Dann", gegen den erwartbaren Widerstand derjenigen, die vom Zustand "Jetzt" profitieren, und viel Macht haben, ohne dass die Transition riesige Kollateralschäden verursacht? Und, falls diese "Bedürfnisorientierte" Wirtschaft nicht auf der ganzen Welt auf einmal eingeführt werden soll: Wie funktioniert das an den Schnittstellen? Wie handelt eine Bedürfnisökonomie mit einer Kapitalistischen, und wie verhindert sie dass eine kapitalistische Ökonomie kommt und sie einkassiert?
Das sind dann Gewaltfragen. Das hast du richtig erkannt. Einen friedlichen Übergang erwarte ich nicht. Was aber nicht gegen den Übergang sondern gegen den Widerstand spricht.
Außerdem geht es ja nicht darum ein schlüsselfertiges System zu liefern, in das sich der Bürger setzt und dann rummäkelt. Es wäre ja ein Anfang, wenn sich die Bürger mal überlegen, was sie eigentlich von den aktuellen System haben. Und wie wohl die Perspektiven aussehen, angesicht von Kriegsgefahr, Klimawandel und sonstiger Umweltverschmutzung.