hdwinkel schrieb am 21.06.2024 08:47:
Sehen Sie denn keine Pattsituation?
Immerhin ist die Front jetzt seit über anderthalb Jahren mehr oder weniger stabil.
Was sollte darauf hindeuten, dass es demnächst größere Verschiebung geben könnte?
Um also von einer Pattsituation zu sprechen, bedarf es keiner Sprachregelung des Kreml.
Unter der Prämisse, es sei das jeweilige Ziel beider Seiten, möglichst weit vorzustoßen und Territorium zu erobern, ja, da gibt es sowas wie eine Pattsituation.
Unter einer alternativen Sichtweise, das Ziel der Ukraine ist der Vorstoß und die Rückeroberung, während das Ziel Russlands ist, die gut ausgebauten Verteidigungsstellungen zu halten und den anstürmenden Gegner möglichst vollständig aufzureiben (Gelegenheiten zum Vorstoß werden natürlich gerne mitgenommen), sehe ich eine Seite, die ihr Ziel verfehlt, und eine andere Seite, die ihr Ziel durchaus erreicht.
Und ein Scheitern setzt immer voraus, dass man seine Ziele nicht erreicht hat.
Bis heute sind die Ziele des Kreml allerdings nicht wirklich klar und es ist anzunehmen, dass zumindest Teile der Ziele wohl doch erreicht wurden.
Es gab da so am Anfang der Operativen Spezialität umfangreiche Reden des Superzars, der die ursprünglichen Ziele recht ausführlich dargelegt hatte. Ziele sind natürlich immer "derzeit" und fließend. Zudem ist es im Westen nicht mehr so beliebt, auf die Primärquellen zurückzugreifen. Lieber liefert man signifikant gekürzte und uminterpretierte Auszüge, die man so lange wiederholt, bis man ihnen selber glaubt. Um das P-Wort zu vermeiden, aber das machen ja sowieso immer nur die anderen.