Unter diesem Gesichtspunkt ist die Forderung der Ukraine nach einem vollständigen russischen Rückzug als Vorbedingung für Gespräche völlig unmöglich. Dies würde eine totale Niederlage des russischen Militärs voraussetzen, was die Leistung der Ukraine derzeit und auf absehbare Zeit bei Weitem übersteigt.
Putins Friedensbedingungen hingegen setzen zwar voraus, dass Russland der Ukraine weitere schwere Niederlagen zufügt, sie aber nicht notwendigerweise vollständig besiegen muss. Um diese Position auf dem Boden zu erreichen, muss Russland nur den Rest dieser vier Provinzen besetzten oder andere Gebiete erobern und dann einen Austausch anbieten.
auch das kann Russland nur erreichen, wenn die ukrainische Armee zusammenbricht, sprich nach einer totalen militärischen Niederlage der Ukraine. Insofern unterscheiden sich die Positionen der Ukraine und Russlands hinsichtlich der vordergründig zu erreichenden militärischen Situation zum Erreichen ihrer jeweiligen Vorstellungen für einen Waffenstillstand kein bisschen. Sie sind spiegelbildlich.
Schlussendlich ist es eine Frage des gesellschaftlichen Willens welchen Preis die Gesellschaften bereit sind, für die militärische Durchsetzung der Bedingungen für eine Waffenruhe zu bezahlen. Das dieser Preis immens sein wird, wissen die Ukrainer seit dem ersten Tag des Überfalls.
In Russland dagegen beginnt sich der Preis für die russische Gesellschaft erst nach und nach abzuzeichnen. Und für Putin wird sehr viel davon abhängen wie lange und in welchem Ausmass er die für ihn relevanten Teile der russische Gesellschaft vor den Auswirkungen seines Krieges gegen die Ukraine bewahren kann.
Dieser Krieg wird schlussendlich nicht militärisch entschieden werden, sondern durch die Entschlossenheit der jeweiligen Gesellschaften.