Versuchen wir es mal neutral, nüchtern und sachlich zu betrachten: manche der griechischen Inseln liegen nur ein paar Hundert Meter von der türkischen Küste entfernt. Menschlich betrachtet man den Ärger der Türkei verstehen, dass die Inseln einen Katzensprung entfernt Fremdland für sie sind. Aber anders betrachtet ist es für Griechenland noch viel ärgerlicher und dramatischer das kleinasiatische Festland vollständig an die Türkei verloren zu haben: sind ja nicht nur die Metropolen Istanbul und Izmir, sondern ein großer Teil ihres historischen Vermächtnisses und Kultur. Aber das ist nun mal das Ergebnis von Kriegen und Auseinandersetzungen im letzten Jahrhundert und ist für alle zu akzeptieren.
Nun geht es der Türkei gar nicht so sehr um die Inseln an sich, sondern viel wichtiger die Hoheitsgebiete im Gewässer drum herum. Nun weiß man, dass die Türkei einen langen Atem besitzt, da dieser Konflikt ja seit fast 100 Jahren besteht, also weit über Erdogans zeitlichen Horizont hinaus, der für große Unruhe in der Region sorgt. Ein kleines Land wie Griechenland (10 Mio Einwohner; Türkei 80 Mio., alleine Istanbul 15 über Mio.) kann da schwer mitzuhalten. Also warum nicht ein Abkommen abschließen, von dem beide Seiten profitieren? Ein unkündbares griechisch-türkisches Abkommen auf Lebenszeit.
Beispiel: Sämtliche Insel bleiben griechisch. Aber das Gewässer um die betroffenen Inseln herum wird ein gemeinschaftliches griechisch-türkisches Gebiet. Konkret geht's um die Inselgruppen Nördliche Ägäis und Dodekanes, sie sich um die türkische Küste herum schmiegen. Quasi einen Strich zwischen Lesbos und Rhodos (siehe Link zur Karte unten). Beide Länder dürfen das Gebiet gleichberechtigt nutzen und patrouillieren. Die Türkei verpflichtet sich durch Seeüberwachung Flüchtlingsboote zu stoppen und verhindern – gelangen diese dennoch auf die Inseln, darf Griechenland diese direkt zurückschicken und die Türkei muss diese aufnehmen. Denn man sollte nicht vergessen, dass die Nähe zum türkischen Festland auch ein großes Problem für die betroffenen Inseln ist, das ganze Flüchtlings-Chaos. Die Situation für die Einheimischen ist unerträglich und sorgt seit Jahren für großes Elend, was in der Zukunft garantiert nicht besser wird. Werden in diesem Gebiet Rohstoffe gefunden (Gas, Öl, weiß der Geier) werden diese brüderlich (oder ein einem vereinbarten Verhältnis) aufgeteilt. Schutz der Insulaner, Umwelt und des Wassers ebenfalls vertraglich festhalten. Ebenso kann man Klauseln aufnehmen, wenn einer der Länder sich im Krieg befindet. Für die Überwachung des Ganzen ein Gremium oder Institution einrichten; evtl auch Beobachter/Partner darin aufnehmen (z.B. EU, Russland, UN).
Ägäis-Karte:
https://www.goruma.de/sites/default/files/images/article/2019-05/landkarte_europa_griechenland_gross.jpg
Enklaven/Exklaven gibt's weltweit, die problemlos funktionieren, obwohl das ja noch extremer ist, da man hierbei von Fremdland umgeben wäre, was hier nicht der Fall ist.
Das ganze Leben basiert auf Kompromissen, wenn man einigermaßen friedlich und in Ruhe leben möchte; gilt für den kleinen Mann ebenso wie für Politiker und einen Staat. (Auch wenn manche unserer Politiker*innen das erst noch lernen müssen, aber das ist ein anderes Thema.) Nur zur Erinnerung: zu Hochzeiten der griechischen Schuldenkrise prüfte man alles, was man versilbern und verkaufen kann (vieles wurde privatisiert), und da gab es einige Stimmen, dass man ja auch Inseln an die Türkei verkaufen könnte. Nun, soweit muss man ja nicht gehen.
Wenn mit einem Abkommen die Türkei etwas vom (Rohstoff-)Kuchen abbekäme, und Griechenland im Gegenzug das Flüchtlingsproblem auf einen Schlag gelöst bekäme, der schwelende Konflikt endlich weg wäre, der das Land (wegen der Militarisierung) extrem viel Geld kostet... Warum nicht probieren?