Sie betrachten den öffentlichen Raum als feindliches Gebiet, das die Ungläubigen beherrschen.
Zwar tun sie all die verbotenen Dinge, die etwa auf dem Opernplatz geschehen – küssen, flirten, Bier trinken – gern selbst, aber doch lieber nur heimlich, denn dies könnte sonst, wie bei den Westlern, zu einer Loslösung von Gott führen.
Also, wenn man es heimlich tut, dann ist das keine Sünde?
Da hat jemand Religion nicht verstanden.
Nein, die Leutchen leben in ihr Heimat viel stärker im öffentlichen Raum, als es bei uns üblich ist. Die haben verhältnismäßig kleine Wohnungen und treffen sich dafür draußen.
Zudem ist das Verhalten der jungen Erwachsenen auf dem Opernplatz garnicht so unterschiedlich zu den deutschen Jugendgruppen.
Es gab immer Ecken, in denen die Verlierer sich besoffen, Drogen konsumierten und die normalen Leute belästigten. Früher sammelte die Staatsmacht aber diese Leute ein, wenn die über die Stränge schlugen.
Der öffentliche Raum mit seinen geschriebenen und ungeschriebenen Gesetzen ist heute vor allem dazu da, die persönliche Freiheit zur Schau zu stellen. Altmodische Benimmregeln gelten nicht mehr, Schilder mit der Aufschrift "Spucken verboten", die früher wegen ihres absurden Inhalts die Leute zum Lachen brachten, sind längst verschwunden.
Heute spucken viele auf den Boden, markieren den Raum damit, auch mit der Art, wie sie sich breitmachen, mit ihren Stimmen, Gesten und Verhaltensformen. Jeder kämpft um seine Rechte und pfeift auf die der anderen. Entsprechend niedrig ist die Verhandlungsbereitschaft.
Um die Sache einmal auf den Punkt zu bringen: Wir gönnen uns einen machtlosen Staat und der Hebel bei den ausreisepflichtigen Migranten, die aber nicht abgeschoben werden können, ist winzig klein. Klar, kann die Polizei die Leutchen einsammeln. Und dann?
Einmal Strafe, wegen öffentlichen Ärgernisses etc.? Von welchem Einkommen soll das gepfändet werden?
Und Haftstrafen für solche Kinkerlitzchen? Da muss sich erst einmal ein Richter für finden. Ach so. Die Justiz ist ja auch völlig überlastet.
Nein. Die Leutchen machen das, weil sie es können!
Doch öffentlicher Raum glückt nur dann, wenn das Aushandeln so passiert, dass alle Beteiligten zugunsten eines Gesamtinteresses einen Schritt von ihrem Eigeninteresse zurücktreten. Das kann auch mit Gleichgültigkeit und Blasiertheit gelingen (wie Georg Simmel das Verhalten des gelernten Städters beschrieben hat).
Wer denkt sich eigentlich so einen Blödsinn aus?
Seit der Existenz der Stadt ist es Staatsmacht, welche die Interessen der Schwachen umsetzt. Da wird nichts ausgehandelt. Oder glaubt der Autor ernsthaft, dass Mädchen und alte Leute irgendeine Verhandlungsmasse und Macht gegenüber solchen Gruppen hätten?
Herr wirf Hirn!
Ähnlich der Markt: Wenn er funktionieren soll, muss er gewissermaßen farbenblind sein. Wer über Geld, Qualifikation oder Waren verfügt, der kann in das ökonomische System integriert werden, unabhängig von seiner Hautfarbe oder Religion. Stadt und Markt sind offene Systeme, die nicht die ganze Person, sondern immer nur einen kleinen Ausschnitt in Anspruch nehmen.
Der Markt funktioniert aber auch nur genau dann, wenn die Handelpartner gleich stark sind oder die Staatsmacht für die Einhaltung der Regeln sorgt. Sonst gibt es keinen Markt.
Wir erleben in Deutschland eine Entwicklung, die in der Dritten Welt, hierbei insbesondere Süd-Amerika längst üblich geworden ist.
Der Übergang zu den Gated Communities. Auch bei uns veröden viele Innenstädte, weil die Bürger lieber in die Einkaufszentren und Shopping-Malls gehen.
Dort hält das Hausrecht bestimmte Bevölkerungsgruppen fern.
Eine traurige Entwicklung.