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  • presetfreund

mehr als 1000 Beiträge seit 08.02.2015

Genozid als Herrschaftsmittel

Knurrhahn (1) schrieb am 08.10.2020 07:01:

Diese antideutsche Stimmung ist leider kein Phänomen von Randgruppen, sondern in der Mitte der Gesellschaft verwurzelt. Kein Land hat es so sehr kultiviert, die eigene Kultur und die eigenen Leistungen zu verleugnen. Beispiele:

Erzähle ich im Ausland, dass ich aus Deutschland komme, lächeln die Menschen. Sie waren schon in Berlin oder Hamburg und sind oft begeistert. Hier jammern alle und sehen nur, was nicht funktioniert.

Deutsche Autos sind in China und den USA gefragt wie nie. Der größte Autobauer der Welt kommt aus Deutschland. Sind wir darauf stolz? Nein, wir quatschen das kaputt und erzählen, dass japanische oder amerikanische Autos viel besser wären.

Ich kenne Spanier und Schweden, die Deutsch lernen, weil sie die Sprache schön finden. Goethe, Schiller oder auch Rillke sind weltbekannt. Was fällt den Deutschen zu ihrer Sprache ein: Deutsche Sprache, schwere Sprache!

Musiker auf der ganzen Welt lieben klassische Musik aus Deutschland. Junge Musiker vom anderen Ende der Welt kommen nach hier, um das Land von Beethoven, Bach und Wagner kennenzulernen. Hier sitzen in den Konzerthäusern nur alte Menschen.

BMW baut das mit Abstand erfolgreichste Motorrad der Welt und das nicht in Fernost sondern in Berlin. Was gibts hier? Podcasts zu Motorradlärm.

Ein deutsches Ingeniersdiplom hatte einen Ruf wie ein Ritterschlag in der Welt. Was machen wir? Übernehmen das Bildungsystem aus dem angloamerikanischen Raum.

Dass wir unsere Essenskultur ruiniert haben, ist noch ein anderes Thema, aber das haben andere Länder auch geschafft.

Ob kulturell oder wirtschaftlich, Deutschland hat viel zu bieten. Viele andere Länder haben weniger, worauf sie stolz sein könnten, sind es aber trotzdem und pflegen ein unverkrampftes Verhältnis zu ihrer Heimat. Ich vermute, dass eine der Ursachen die seit der frühesten Kindheit indoktrinierte Schuld des 2. Weltkrieges eine gewichtige Rolle spielt. Seit der Grundschule bekommt man das Bild der bösen Deutschen vermittelt. Deutschland, das Land mit dem Makel, mit dem etwas nicht stimmt. Das Schmuddelkind in der Welt, mit dem man nicht spielt und auf das man sich nicht einlässt. Bewusst oder unbewusst bleiben diese Bilder erhalten und kommen auf die unterschiedlichsten Arten wieder an die Oberfläche.

Wer auf derlei Errungenschaften und Attribute einer Kulturgemeinschaft (zurecht) stolz ist, steht aber zugleich in der Verantwortung, die dunkle Seite dieser Kultur massenpsychologisch und politisch aufzuarbeiten, d.i. in D die historische Singularität des Holocaust.

(Es hat nämlich Gründe, warum dieses Verbrechen ausgerechnet von deutschem Boden ausging.)

Es wurden zwar Generationen von Schülern und Massenmedienkonsumenten jahrzehntelang mit einem schlechten Gewissen belastet, aber das ist m.E. keine echte Aufarbeitung.

Genozidale Ereignisse werden von der Obrigkeit initiiert und den Massenmedien befeuert, man nutzt hier propagandistische, massenpsychologische Techniken (siehe Daniel Goldhagen "Schlimmer als Krieg: Wie Völkermord entsteht und wie er zu verhindern ist"). Das gilt nicht nur für D, sondern weltweit, zu allen Zeiten, besonders in der Moderne seit der Industriellen Revolution. In der Nazizeit aber hat es zu besonders monströsen Ergebnissen geführt.

Warum also findet eine Aufarbeitung nicht statt?
Die Antwort ist bestürzend einfach: die Machthaber in den internationalen Staatsgefügen und Machtapparaten wollen sich "Divide et Impera" und Genozid als Herrschaftsmittel zur Machterhaltung vorbehalten, darum wäre eine tiefgehende öffentliche Debatte und Aufklärungskampagne über die massenpsychologischen Implikationen von Ausgrenzung und Genozid für deren Interessen gefährlich.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (08.10.2020 08:05).

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