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  • Pnyx (1)

mehr als 1000 Beiträge seit 01.07.2017

Märchenbücher

Vorallem die erbärmlichen makro- und sozioökonomischen und Kennzahlen legen Zeugnis ab für die afghanische Realität. Wie können die westlichen Gesundbeter behaupten, es sei ein grosser Fortschritt für die afghanischen Frauen erreicht worden, wenn es massenweise Todesfälle bei Geburten gibt und nahezu die Hälfte der Bevölkerung in Nahrungsunsicherheit lebt? Die Einschulungsraten haben sich in den zwanzig Jahren zwar markant verbessert, aber wohin werden die Kinder eingeschult, wenn es nach wie vor an Schulgebäuden mangelt und die vorhandenen meist in prekärem Zustand sind, wenn der Lehrkörper schlecht ausgebildet und zu klein ist, schlecht bezahlt wird? Die Analphabetenrate liegt immer noch über 50 Prozent.

Das hat man nun von seinem Legitimationsgeschwätz fürs militärische Eingreifen - es wird hingeschaut und wenig bis nichts Vorzeigbares gefunden. Die Taliban hatten in ihrer ersten Herrschaftsperiode gewiss ein gestörtes Verhältnis zum weiblichen Bevölkerungsteil, kein Zweifel. (Allerdings brachten sie mit ihrer dogmatischen Rigidität auch die Männer auf die Palme.) Aber die Vorstellung, irgendwelche, vom Militär protegierte NGO-Gutmenschen von aussen könnten eine Besserung der Verhältnisse erzwingen war schon immer Schwachsinn und ist nun empirisch aufs Gründlichste widerlegt. Und zwar nicht nur für Afghanistan.

Darum merke - wenn ein Land in ein anderes militärisch einfällt, ist es keinesfalls zum Wohle der betroffenen Bevölkerung. In Zukunft also bitte ohne den humanitären Schmus. (Eigentlich eher - in Zukunft gar nicht mehr, aber das ist wohl zu viel verlangt.) Für Märchen sind Märchenbücher da, nicht Zeitungen, TV- und Radiostationen.

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