Darin machte ich einen provokanten Diskussionsvorschlag: Warum nicht Menschen, die ohne medizinische Notwendigkeit auf die Impfung verzichten, an den Behandlungskosten beteiligen, falls sie später wegen Covid-19 ins Krankenhaus müssen und sie sich das finanziell leisten können?
Am häufigsten wurde mir daraufhin von Leserinnen und Lesern die Abkehr vom Solidaritätsprinzip vorgeworfen. Manche zogen Vergleiche, dass man dann Menschen auch bei riskanten Hobbys an den Folgekosten beteiligten müsse, etwa beim Skifahren außerhalb vorgegebener Pisten. Ein Leser meinte, mich in einer Privatnachricht als "Faschisten" bezeichnen zu müssen.
Dabei hatte ich unterstrichen: Alle werden behandelt. Niemand wird aufgrund seines Impfstatus abgewiesen.
Ich finde diesen Mangel an fundamentaler Logik beim Hr Schleim schon so bemerkenswert, dass ich mich frage, ob er sich absichtlich dumm stellt, nur um einen heftig diskutierten Artikel zu veröffentlichen.
(1) Solidarität bezieht sich nicht nur darauf, ob jemand abgewiesen wird oder nicht. Solidarität bezieht sich natürlich auch auf die Beteiligung an den Behandlungskosten. Es hilft mir nichts, wenn ich nicht abgewiesen werde, mir aber die Behandlung nicht leisten kann. Sollte der Hr Schleim nähere Informationen zu dieser Frage benötigen, würde ich ihm einen Blick in die USA empfehlen. Wenn jetzt der Hr Schleim sagt, dass er ja nur eine Beteiligung an den Behandlungskosten will, dann setzt er natürlich ebenfalls die Solidarität außer Kraft, falls er nicht auch bei Sportlern mit riskanten Sportarten (zu denen übrigens außer Taschenjojo alle Sportarten gehören) eine Beteiligung an den Behandlungskosten fordert. Den Gedanken sollte man dann natürlich auch auf Übergewichtige, Raucher, Alkoholtrinker (über die Grenze könnte man diskutieren) ausdehnen. Am Ende des Tages redet man von der weit überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung im Lande, die in irgendeiner durchaus argumentierbaren Form an ihrer Erkrankung Mitschuld tragen und daher auch nach dieser Logik an den Behandlungskosten beteiligt werden sollten. Dieser Gedankengang ist auch nicht "faschistisch" (echte Faschisten halten ja die Idee der Volksgemeinschaft mit unbegrenzter Solidarität aufgrund der "Verwandtschaft des Blutes" hoch), er ist in der Begründung des Hr Schleim nur ganz einfach furchtbar dumm. Es gibt andere Begründungen, über die man durchaus nachdenken kann und die in der privaten KV auch umgesetzt werden, aber mit Corona haben die alle absolut nichts zu tun.
(2) Sein Vorschlag basiert auf der Annahme, dass die Impfung die Behandlungskosten senkt. Leider gibt es für diese Annahme bis heute auch nicht den Hauch eines Beweises, sondern nur unbelegtes Geschwurbel der bekannten Corona-Darsteller. Im Impfweltmeisterland Israel ist bereits eine Corona-Welle durch eine weitgehend geimpfte Bevölkerung hindurch gelaufen und die Zahlen zeigen, dass Inzidenzen und Sterbeziffern ziemlich genau den Zahlen vom Herbst 2020 entsprechen, in dem auch Israel bekanntlich eine Impfquote von 0 % hatte (https://ourworldindata.org/explorers/coronavirus-data-explorer?zoomToSelection=true&time=2020-03-01..latest&facet=none&pickerSort=asc&pickerMetric=location&Metric=Confirmed+deaths&Interval=7-day+rolling+average&Relative+to+Population=true&Align+outbreaks=false&country=~ISR). Zum Jahreswechsel 2021/22 werden wir selbst die Zahlen aus DE haben und daran ablesen können, ob die Impfung wirklich die positiven Auswirkungen hat, die Hr Schleim unterstellt, aber bis zu diesem Zeitpunkt ist seine Annahme schlichtweg Geschwurbel.
Und noch eine Anmerkung am Rande: wenn "die Politik" und "die Ärzte" derzeit unisono vor einer Überlastung des Gesundheitssystems warnen und daher irgendwelche und sofortige Maßnahmen fordern, dann scheint "in der Politik" und "bei den Ärzten" das Vertrauen in die Impfung wenig ausgeprägt zu sein. Wir hatten in 2020 eine Impfquote von 0 % und das Gesundheitssystem war nie in der Gefahr, ernsthaft überlastet zu werden (die Verschiebung von nicht sofort notwendigen Operationen ist kein Anzeichen einer Überlastung, sondern Tagesgeschäft in einer Klinik!). Wir haben jetzt eine Impfquote irgendwo um die 70/75 %, was nach den Aussagen "der Politik" und "der Ärzte" bedeutet, dass nur noch 25/30 % überhaupt in Gefahr kommen, das Gesundheitssystem belasten zu können. Ich warte immer noch darauf, dass irgendjemand nachvollziehbar erklärt, wie das gehen soll.