Es gibt da verschiedene Aspekte, die man beachten müsste u.a.
1. Wofür steht die Partei inhaltlich, d.h. was tut sie tatsächlich?
2. Welche Werte vertritt die Partei nach außen, d.h. welches Image möchte sie beim Wähler und teils auch bei den Parteimitgliedern erzeugen?
3. Was motiviert das Personal und – eng damit verbunden – was tummelt sich da für Personal?
4. Was motiviert die Wähler, die Partei zu wählen?
Punkt 1 ist bei Parteien, die bereits in Regierungsverantwortung waren (wie den Grünen), am einfachsten zu klären. Bei den anderen muss man sich dagegen allein damit behelfen, was die Partei an Forderungen aufstellt und welche Initiativen anderer Parteien sie unterstützt.
Bei den Grünen kommt man diesbezüglich zu den im Artikel genannten Schlüssen. Hinzuzufügen ist ihr Verhalten im Verhältnis zu Russland, ihre Verhalten beim Umsturz in der Ukraine und im Syrienkrieg. Insgesamt stellt man eine starke transatlantische Orientierung fest, die durch eine autoritäre Verbotspolitik ergänzt wird.
Bei Punkt 2 gab es bei den Grünen durchaus eine Entwicklung. Den Markenkern der „ökologischen Partei“ möchte man schon gerne behalten (auch wenn die Taten oft eine andere Sprache sprechen). Ein weiterer, in der Praxis wenig aufwendig zu beackernder Schwerpunkt ist die "volle Unterstützung" für „ausgewählte Randgruppen“ (LGBQT+, Frauen, Migranten, etc.). Das und das „grüne Image“ stellt man plakativ nach vorne, um den kompletten Rückbau in linken/sozialen, pazifistischen und basisdemokratischen Positionen zu kaschieren. Früher hieß es ja mal, die Grünen seien die FDP in Birkenstock-Sandalen, aber dieses Unterscheidungsmerkmal hat sich inzwischen erledigt.
Hinsichtlich des 3. Punkts, der Motivation des Personals, halte ich die Grünen für die mit Abstand schwächste Partei. Da tummeln sich Leute wie Claudia Roth, Habeck und Baerbock – um nur ein paar bekanntere zu nennen – bei denen die narzisstische Motivation vollkommen offensichtlich ist. Das sind Leute, die kämen im normalen Leben mit normaler Erwerbsarbeit vermutlich gar nicht zurecht. Gerade bei Claudia Roth ist mir bis heute schleierhaft, worin die auch nur durchschnittliche Kompetenz besitzt. Es kann deshalb nicht verwundern, dass bei Wortmeldungen dieser Gestalten entweder heiße Luft oder gleich kompletter Stuss herauskommt.
4. Nach der verheerenden Bilanz in 1. bis 3. stellt sich natürlich die naheliegende Frage, warum wählt jemand so eine Partei?
Man kann ja nur raten. Aber meine Erklärung beruht auf einem Ausschlussverfahren und sieht in etwa so aus: Zunächst gibt es für die modernen, aufgeklärten, toleranten und moralisch integren Zeitgenossen (Selbstbild des typischen Grünenwählers) einige Gruppierungen, die gar nicht infrage kommen. Alle rechten oder rechtsverdächtigen Parteien scheiden a priori aus. Eine (offene) Unterstützung dieser Parteien hätte die sofortige Ächtung im Bekanntenkreis, wenn nicht den sozialen Absturz im eigenen Milieu zur Folge. Also links? Gut, die linken Parteien sind im Prinzip schon irgendwie OK (wegen der moralisch integren Seite), aber bei vielem gehen die mit der Gleichmacherei doch auch zu weit. Bei der Linken fehlt außerdem klar eine hedonistische Seite, und es schimmert auch immer noch der Mief der alten SED durch. Wer von denen guten Willens war, befand sich schließlich bei Bündnis 90. Die SPD dagegen klingt immer noch nach Schweiß und Arbeit; da passt es gut, dass man (zurecht) vorschieben kann, die habe ihre linken Positionen sowieso verraten. Die „linken“ Parteien fallen also wegen unzureichender Bedienung der Forderung nach „modern und tolerant“ heraus. CDU und FDP vertreten offen die Positionen, die man in Wahrheit auch für ziemlich wichtig hält, aber CDU – wenn unter Merkel auch stark verbessert – ist doch immer noch irgendwie ein bisschen rechts (siehe oben) und „christlich“ ist auch nicht gerade modern. Geht also irgendwie auch nicht. Die FDP ist dagegen zu offen hedonistisch und kratzt damit am Selbstbild eines moralisch integren Menschen.
Da füllen die Grünen dann die Nische: Sie stehen wirtschaftlich exakt für das, was CDU und FDP auch vertreten, geben sich aber betont tolerant gegen „Minderheiten“ – was die Zielgruppe nichts kostet, aber Moralpunkte gibt – und liefert auch noch grüne Propaganda, die zum eigenen „modern und moralisch integer“ Bild passt. Da viele Dinge, die auch sonst gut und teuer sind, beispielsweise Bioprodukte, E-Auto und so, auch darunter fallen, kann man hier das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden. Diese neoliberale Politik ohne tiefere theoretische Verankerung in ökologisch-moralischer Verpackung, in der man ohne Gewissensbisse die eigenen hedonistischen Tendenzen ausleben kann, passt eigentlich wie angegossen zu diesem Selbstbild.
Kleiner Malus: Man muss schon eher zu den Besserverdienern gehören, sonst lohnt es sich nicht so recht und es sei auch zugestanden, dass das wohl nur auf einen (wenn auch großen) Teil der Grünenwähler zutrifft.