...mir die Frage der Alternative unterbelichtet bleibt. Das kann es zumindest nicht sein:
"Wenn Äpfel ums Eck gedeihen, müssen neuseeländische Importe ausgesperrt werden dürfen. Was schnell hingeschrieben ist, stellt jedoch eine völlige Verkehrung der herrschenden Freihandelsideologie dar und bedeutet, dass nicht mehr der Produktivste, der Billigste gewinnen darf, sondern der zu einer Region am besten Passendste das Rennen macht - und andere Anbieter durchaus benachteiligt werden dürfen."
Was wir auf JEDEN FALL vermeiden müssen, ist Willkür und eine Form von Protektionismus die im Endeffekt nur die Verbraucher benachteiligt. Willkürliches "Äpfel wachsen hier auch" reicht eben nicht. Bananen würden hier nämlich auch gedeihen, wenn man massenweise riesige beheizte Gewächshäuser baut. Offenbarer Unsinn.
Der internationale Warenhandel ist auch nicht per se schlecht, man muss ihn nur in die Verantwortung zwingen.
Der Anfang bei einer solchen Überlegung ist also immer: welchen Hebel habe ich denn überhaupt, um irgendeine Änderung zu bewirken. Die Antwort darauf ist relativ einfach: den eigenen Absatzmarkt.
Ein großes Land mit zahlungskräftigen Kunden kann gewisse Forderungen stellen. Warum sollten also in deutschen Häfen nicht nur Schiffe anlegen dürfen, die bestimmte Mindeststandards einhalten? Und wenn im Ggz. andere Länder ähnliches von unseren Schiffen fordern, soll es uns auch Recht sein. Kaum ein Land wird Umweltverschmutzung zum Zulassungskriterium machen, das wäre PR-mässig sehr unklug.
Allerdings, das darf man auch nicht verschweigen, sind dazu Grenzkontrollen nötig. Ohne diese werden die Waren nämlich einfach im nächsten Land ausgeladen und per LKW nach Deutschland verbracht, falls das billiger ist, als einen Filter nachzurüsten. Die Ausweichmanöver müssen immer mitgedacht und von vornherein blockiert werden.
Selbiges gilt auch für die weltweite Produktion. Ein Produkt wird immer von einer bestimmten Firma vermarktet, diese Firma hat für die gesamte Zulieferungs- und Fertigungskette zu belegen, dass sie bestimmte Mindesstandards einhält (Krankenversicherung der Mitarbeiter, keine Kinderarbeit, Lohnäquivalenz, umweltgerechte Produktion etc.). Kann sie das nicht, wird ein Aufschlag aufs Produkt erhoben, so dass es wenigstens so teuer wie ein Produkt ist, welches den Beleg erbringen kann. Gibt es ein solches nicht, dann einen pauschalen Strafaufschlag. Muss dann logischerweise auch kontrolliert und bei Betrug hart sanktioniert werden. Da steckt der Pferdefuss, denn das ist weltweit alles andere als einfach, allerdings lassen sich da lokale Kooperationen denken.
Das Gute an diesen Überlegungen: sie wirken wie ein Hebel. Die reichen Märkte schreiben Mindesstandards vor, die den ärmeren zu Gute kommen und im Zweifelsfall gar nicht so teuer sind. Zumindest nicht teurer als willkürliche Zölle und lokale Monopole. Gleichzeitig wird die Warenvielfalt erhalten, niemand schneidet sich ab und Vergeltungsmaßnahmen sind unwahrscheinlich, da nie ein Land direkt ausgesperrt wird. Und das Beste: man kann all das von der Nationalstaatsebene aus machen. Nix jahrzehntewährende Verhandlungen und wässrige Kompromisse!