"Nationale Bindungen gibt es ja kaum."
Was soll man darauf erwidern? Es ist einfach eine pauschale Verneinung, für die hunderte von Gegenbeweisen angeführt werden können. Es stimmt, dass ich mit jemand aus dem 19. Jahrhundert schwerlich über Iphone sprechen würde. Aber was sagt das aus? Dass Nation diachron wandelbar sind. Das ist auch trivial. Ich werde auch als 60-jährige nicht über dieselben Dinge sprechen und denken, über die ich als 5-jährige nachgedacht habe. Aber das ist doch kein Beweis dafür, dass ich keine (zugegeben dynamische) Identität hätte.
Ich würde übrigens auch nicht mit jemand aus meiner Zeit über Iphone reden (das hier ist eine höfliche Ausnahme), weil es micht schlicht und einfach nicht interessiert und nicht tangiert. Ich werde aber sehr wohl Menschen in der (heutigen) deutschen Nation finden, sehr viele sogar, mit denen ich gemeinsam z. B. über Anke Engelke oder "Mord mit Aussicht" lachen kann. Natürlich nicht mit allen, aber mit ganz ganz vielen aus dem künstlichen Konstrukt "deutsche Nation". Ein Franzose oder ein Pole wird damit nichts anfangen können. Übrigens, wenn ich davon rede, meine ich überhaupt nicht Deutschsein im Sinne der Rassegesetze (die, wie Sie richtig feststellen, auch in der BRD fortwirken in Form der Zuwanderung von Russlanddeutschen, die oft gar nichts mit dem heutigen Deutschland zu tun haben und absolut "verrusst" sind), sondern kulturell.