Er nimmt das für sich auch nicht in Anspruch. Geschrieben hat er überwiegend Bücher über Evolution, und die sind fesselnd und lehrreich zugleich. Ich muss zugeben, die Evolution erst nach Lektüre des "blinden Uhrmachers" richtig verstanden zu haben.
Bekannt ist Dawkins durch sein Engagement als Atheist. Es geht ihm aber wohl kaum darum, einfach mal Andersdenkende zu verunglimpfen, vielmehr macht er seinem Unmut über die Verunglimpfung seiner Arbeit Luft. Es war nämlich nicht Dawkins, der die Front "Wissenschaft vs. Glauben" aufgemacht hat - das haben religiöse Gruppierungen getan. Weil die Befunde der Wissenschaft ihr Glaubenssystem bedrohen, auf dem sie ihr ganzes Leben gründen.
In der Einleitung von "The greatest Show on Earth" zieht Dawkins einen Vergleich: Der Leser möge sich einen Lateinlehrer vorstellen, der unermüdlich und voller Elan seinen Schülern die lateinische Sprache und ihre Bedeutung für die Entwicklung heutiger Sprachen näherbringen will, dabei aber von herumpöbelnden Schülern permanent gestört und durch unqualifizierte (die geschichtlichen Fakten leugnende) Zwischenrufe unterbrochen wird.
Jene friedliche Koexistenz zwischen Religion und Wissenschaft, die immer wieder beschworen wird, gibt es nur bei solchen Spielarten von Religion, die eher in Richtung Spiritualität gehen, also kein konkretes Glaubenssystem (Vater-Sohn-Hl Geist, Jungfrauengeburt, Kreuzigung, Auferstehung, Himmelfahrt, Cherubim, Serafim, ...) zum Inhalt haben. Dorthin hat sich Religion in Europa ja auch verschoben, jedenfalls glauben hier nur noch wenige an Dogmen wie Jungfrauengeburt. Für uns hier normal, aber Dawkins ist im englischsprachigen Raum tätig, und da sieht das anders aus, vor allen Dingen in den USA. Man schaue sich nur mal dieses Interview an: https://www.youtube.com/watch?v=6EFWliUlp6Y
Wer ist denn da der Störenfried, der Interviewer oder Dawkins?