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mehr als 1000 Beiträge seit 09.05.2001

Die Beliebigkeit des Artikels beginnt schon bei der Begrifflichkeit

Die mangelhafte Qualität und Beliebigkeit dieses Artikels ist eigentlich schon nach dem ersten kurzen Satz erkennbar.

"Konfliktstrategie" bedeutet nämlich nicht, dass man eine Strategie hat, die vorsätzlich Konflikt schafft, sondern ist der Oberbegriff für verschiedene Arten von Strategien, die jeweils anders mit einem vorhandenen Konflikt umgehen.

Es werden folgende Strategien mit einem Konflikt umzugehen unterschieden:

- Durchsetzen
- Nachgeben
- Kompromiss
- Konsens
- Flucht/Vermeidung

Was der Autor wohl eigentlich meint ist, dass man nicht versuchen sollte eine Durchsetzungsstrategie zu verfolgen.

Nur: An wen richtet sich dieser Appell? Russland verfolgt nach wie vor die Konfliktstrategie des Durchsetzens, während eine Flucht/Vermeidung in diesem Territorialkonflikt schlicht nicht möglich ist.

Bleiben also noch: Nachgeben, Kompromiss und Konsens.

Nachgeben ist das Spiegelbild zum Durchsetzen: Darauf liefe es hinaus, wenn der Konflikt jetzt eingefroren würde. Russland hätte sich zumindest soweit durchgesetzt, dass es weitere Territorien erobert hätte während die Ukraine zähneknirschend den Verlust dieser Gebiete akzeptieren müsste. Diese Strategie war 2014 für die Ukraine die einzige Option, hat aber, wie man sieht, nur dazu geführt, dass der Kremlkiller seine Durchsetzungsstrategie weiter fortgeführt hat. Somit ist das für die Ukraine jetzt keine Option mehr.

Umgekehrt setzt die Ukraine derzeit noch auf eine Durchsetzungsstrategie, denn sie glaubt, nicht nur die seit Februar '22 von Russland annektierten Gebiete, sondern ihr komplettes völkerrechtlich anerkanntes Territorium zurück erobern zu können.

Wenn man also eine nicht-kriegerische Strategie fordert, bleiben nur Konsens und Kompromiss. Konsens bedeutet, dass beide Parteien davon überzeugt werden können, dass eine friedliche Beendigung des Konflikts eine Win/Win-Situation für sie bedeutet. Es ist derzeit schwer vorstellbar, wie so etwas aussehen könnte. Russland wird es als Verlustsituation ansehen, wenn es die bereits jetzt annektierten Gebiete wieder verlieren würde, während die Ukraine es bereist als Verlust ansieht, wenn sie die jetzt besetzetn Gebiete nichz vollständig zurück erhält.

Bliebe also nur der Kompromiss. Bis jetzt hat noch keiner derjenigen, die für diese Option eintreten, es fertiggebracht, eine Kompromisslösung zu präsentieren, die Aussicht hätte, von beiden Parteien akzeptiert zu werden. Auch Jocahim Schuster verwilt hier im Ungefähren. Wer aber eine eine "diplomatische Lösung" fordert, muss zumindest einen Entwurf für einen Kompromissvorschlag unterbreiten.

Die wortreichen Ausflüge in die Geschichte der Entspannungspolitik sind nette Sozi-Folklore (ja: die Sozialdemokraten sind zu Recht stolz auf das Erbe Willy Brandts), vernebeln aber eigentlich nur, dass der Autor nichts Brauchbares zu bieten hat. Auch die "Handlungsempfehlungen" sind zwar grundsätzlich richtig, bieten aber keineswegs einen "Ausweg aus dem Krieg in der Ukraine".

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (29.03.2023 14:25).

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