>Die NPD hatte 1969 alleinig 28.000 Parteizugehörige.
>Heute sind es etwa 6.000. Lässt sich darum behaupten,
>der Rechtsextremismus verliere an Schärfe?
Diese Frage will ich dem Autor widersprechend mit "Ja" beantworten.
Nicht etwa, daß heute alles in bester Ordnung wäre sondern weil die
Situation in den 60ern und davor übler war, als man heute in der
verklärenden Rückschau oft annimmt. Deshalb ein kurzes Zeitbild:
Damals gab's noch eine ganze Menge Original-Nazis, die ja durchaus
bereitwillig dem GröFaZ zujubelten - nein, es stand nicht hinter
jedem, der den Arm hochgerissen und "Heil Hitler" gesagt hat, ein
Gestapo-Agent mit Knarre, das haben die meistens freiwillig und sehr
beflissen gemacht. Eine ganze Menge Leute hatten sich zudem kräftig
bereichert, z.B. durch "arisiertes" Eigentum. Die waren ja alle nicht
einfach verschwunden, nachdem ab 1949 Demokratie befohlen war. In
Nürnberg, da hat man nur die allerobersten Exponenten abgeurteilt,
und das war's dann auch schon.
Es gab allzu viele Altnazis deren Karrieren allzu ungebrochen nach
'45 weitergingen, und das bis in höchste Positionen in Staat und
Wirtschaft. Blutrichter (einschließlich solchen vom berüchtigten
Volksgerichtshof) durften fast sämtlich weiter "Recht" sprechen, und
einer (Filbinger) brachte es sogar zum Ministerpräsidenten.
Das hat sich auch erheblich auf das gesellschaftliche, politische und
rechtliche Klima ausgewirkt. Kritische Fragen zur Nazivergangeheit
waren zumindest schlecht für die Karriere, ja konnten sogar bis zu
körperlichen Angriffen führen, prominentestes Beispiel ist wohl der
Fall von Anja Rosmus in Passau[1]. Filme, in denen Nazis vorkamen,
wurden schonmal geschnitten, wie z.B. "Die Hindenburg"[2] oder
"Casablanca". Wer links war, sah sich auch im "Rechts"[sic!]-Staat
BRD Verfolgungen unterschiedlichster Art ausgesetzt. Man konnte z.B.
für politische Arbeit gegen die Wiederbewaffnung mal eben im Knast
landen - "Rechts"grundlage waren Gummiparagrafen wie
"Geheimbündelei", die von den Richtern (s.o.) auch exzessiv politisch
genutzt wurden. Und was die strafrechtliche Aufarbeitung von
Naziverbrechen anging - da war die westdeutsche Justiz erst nach dem
Generationswechsel, also etwa ab den 80er-Jahren einigermassen
konsequent hinterher. Davor waren Prozesse wie der Frankfurter
Auschwitzprozess eher die Ausnahme, und auch der kam nur gegen
massiven Widerstand zu Stande.
Das gibt es heute so nicht mehr.
mm
[1]: Interview unter http://www.aetzettera.de/inter6.htm . Wurde
unter dem Titel "Das schreckliche Mädchen" sehenswert verfilmt, vgl.
http://www.imdb.com/title/tt0100557/ . Die Geschichte fand übrigens
um 1980 statt, als das schon abflaute.
[2]: Wenn dieser Film heute im Fernsehen kommt, dann sind die
geschnittenen Szenen drin - man erkennt sie sofort, da sie nicht
synchronisiert, sondern OmU sind.
>Heute sind es etwa 6.000. Lässt sich darum behaupten,
>der Rechtsextremismus verliere an Schärfe?
Diese Frage will ich dem Autor widersprechend mit "Ja" beantworten.
Nicht etwa, daß heute alles in bester Ordnung wäre sondern weil die
Situation in den 60ern und davor übler war, als man heute in der
verklärenden Rückschau oft annimmt. Deshalb ein kurzes Zeitbild:
Damals gab's noch eine ganze Menge Original-Nazis, die ja durchaus
bereitwillig dem GröFaZ zujubelten - nein, es stand nicht hinter
jedem, der den Arm hochgerissen und "Heil Hitler" gesagt hat, ein
Gestapo-Agent mit Knarre, das haben die meistens freiwillig und sehr
beflissen gemacht. Eine ganze Menge Leute hatten sich zudem kräftig
bereichert, z.B. durch "arisiertes" Eigentum. Die waren ja alle nicht
einfach verschwunden, nachdem ab 1949 Demokratie befohlen war. In
Nürnberg, da hat man nur die allerobersten Exponenten abgeurteilt,
und das war's dann auch schon.
Es gab allzu viele Altnazis deren Karrieren allzu ungebrochen nach
'45 weitergingen, und das bis in höchste Positionen in Staat und
Wirtschaft. Blutrichter (einschließlich solchen vom berüchtigten
Volksgerichtshof) durften fast sämtlich weiter "Recht" sprechen, und
einer (Filbinger) brachte es sogar zum Ministerpräsidenten.
Das hat sich auch erheblich auf das gesellschaftliche, politische und
rechtliche Klima ausgewirkt. Kritische Fragen zur Nazivergangeheit
waren zumindest schlecht für die Karriere, ja konnten sogar bis zu
körperlichen Angriffen führen, prominentestes Beispiel ist wohl der
Fall von Anja Rosmus in Passau[1]. Filme, in denen Nazis vorkamen,
wurden schonmal geschnitten, wie z.B. "Die Hindenburg"[2] oder
"Casablanca". Wer links war, sah sich auch im "Rechts"[sic!]-Staat
BRD Verfolgungen unterschiedlichster Art ausgesetzt. Man konnte z.B.
für politische Arbeit gegen die Wiederbewaffnung mal eben im Knast
landen - "Rechts"grundlage waren Gummiparagrafen wie
"Geheimbündelei", die von den Richtern (s.o.) auch exzessiv politisch
genutzt wurden. Und was die strafrechtliche Aufarbeitung von
Naziverbrechen anging - da war die westdeutsche Justiz erst nach dem
Generationswechsel, also etwa ab den 80er-Jahren einigermassen
konsequent hinterher. Davor waren Prozesse wie der Frankfurter
Auschwitzprozess eher die Ausnahme, und auch der kam nur gegen
massiven Widerstand zu Stande.
Das gibt es heute so nicht mehr.
mm
[1]: Interview unter http://www.aetzettera.de/inter6.htm . Wurde
unter dem Titel "Das schreckliche Mädchen" sehenswert verfilmt, vgl.
http://www.imdb.com/title/tt0100557/ . Die Geschichte fand übrigens
um 1980 statt, als das schon abflaute.
[2]: Wenn dieser Film heute im Fernsehen kommt, dann sind die
geschnittenen Szenen drin - man erkennt sie sofort, da sie nicht
synchronisiert, sondern OmU sind.