Zu Beginn der Pandemie schien es daher so etwas wie eine Rückbesinnung auf und Vertrauensgewinn in etablierte Institutionen wie Staat, Wissenschaft und Medien zu geben - auch eine Art "Wir"-Gefühl, das vor allem den ersten Lockdown prägte.
Ein "Wir"-Gefühl, das sich irgendwie übergriffig anfühlt, kam zustande, indem man von den Lautsprechendurchsagen im Supermarkt und in den wöchentlichen Werbeprospekten nun geduzt wurde und wird. Daß Ikea das immer schon tat, war eben schwedisch, und daß es unter Kindern, Freunden und Teamkollegen so ist, war schon immer so. Daß REWE nun "Dein Markt" ist, ist etwas anderes.
Eine ganze Weile blieb ich im S-Bahnhof vor dem Plakat der Coca-Cola Company stehen, das gar in der Ich-Form auf den Betrachter einredete, der vielleicht intrusivsten Form manipulativer Sprache. Meine Konsumenten-Trance war aber in diesem Moment nicht tief genug dafür, denn ich war nicht in Eile. Statt des "Wir"-Gefühls empfand ich zunächst eine "Was soll das denn?"-Verblüffung und dann einen allmählich aufsteigenden Ärger, wie die Begegnung mit anmaßenden "Führungs"-Personen ihn hervorruft.
https://www.leadersnet.at/news/44787,coca-cola-launcht-die-wohl-emotionalste-werbung-der-krise.html
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (21.10.2021 19:45).