Kasachstan war offensichtlich sowohl ein Aufstand der Zivilbevölkerung, als auch ein Staatsstreichversuch irgendwelcher kasachischer Eliten. Ich denke, die Akteure handelten personell unabhängig voneinander. Der Aufstand ist sicherlich interessanter, zeigt er doch Parallelen zu Belarus, Ukraine oder Chile. Ich würde ihn auch zu den Farbenrevolutionen einordnen, die Putin gar nicht mag, weil sie den Status quo in seinem Hinterhof ändern. Derzeit versucht der Präsident von Kasachstan zumindest verbal sich den Aufständischen anzunähern, indem er die Kleptokratie seines Vorgängers kritisiert. Auch das deutet auf einen gescheiterten internen Machtkampf mit Staatsstreichversuch hin, der unabhängig von den zivilen Protesten ablief.
Der versuchte Staatsstreich, der den Aufstand als Anlass genommen hat loszuschlagen, ging wohl von Teilen der alten Nomenklatura aus. Denke nicht, dass der Westen was damit zu tun hatte, es handelt sich eher um ein innenpolitisches Oligarchen-Ding, um Machtkämpfe der postsowjetischen kasachischen Akteure, welche eher noch von russisch interessierter Seite unterstützt wurden, eventuell unabhängig von Putin. OK, alles, was den Staatsstreich betrifft ist Spekulation. Auffällig ist, dass Russland den spontanen Aufstand als internationale Verschwörung hervorhebt, die innenpolitische, orchestrierte Staatsstreichaktion jedoch verschweigt.