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  • Bajoran

mehr als 1000 Beiträge seit 22.12.2015

EXKLUSIV: ein bisschen von Escobars Artikel in deutsch

Pepe Escobar hat einen äußerst informativen Artikel geschrieben mit dem Titel

Nach Kasachstan, die Ära der Farbenrevolutionen ist vorbei

https://thecradle.co/Article/columns/5668

Der Knaller ist die Information über einen gemeinsamen Operationsraum von US-amerikanischen, türkischen und israelischen Geheimdienstlern im Zentrum von Almaty, die den Putschversuch koordiniert haben, und die schon begonnen hatten den Flughafen von Almaty für den Empfang weiterer ausländischer Kämpfer und für das Einfliegen von Militärhilfe vorzubereiten.

Ich gebe hier eine Teilübersetzung ins Deutsche

[...]
Auf meiner Zentralasienreise Ende 2019, vor covid, war klar zu sehen, wie westliche NGOs - die Front des hybriden Krieges - sowohl in Kirgistan wie in Kasachstan über eine extrem starke Machtposition verfügten. Sie sind aber nur ein Knoten in dem westlichen Nebel einer sehr großen Wolke des Hybriden Kriegs, die über das gesamte Zentralasien verbreitet ist, dazu noch über den Nahen Osten. Wir sehen hier die CIA, den US Deep State in enger Zusammenarbeit mit MI6 und verschiedenen Zweigen der türkischen Geheimdienste.

Als Präsident Tokajew [auf der CSTO-Sondersitzung von Montag] verschlüsselt auf ein "einziges Zentrum" hinwies, meinte er einen bisher 'geheimen' US-türkisch-israelischen Operationsraum im südlichen Geschäftszentrum von Almaty - gemäß einer hochrangigen Quelle aus einen zentralasiatischen Geheimdienst. In diesem "Zentrum" koordinierten 22 Amerikaner, 16 Türken und 6 Israeli Gangs von Saboteuren: trainiert im Nahen Osten von den Türken - und dann per Rattenlinie nach Almaty geleitet.

Die Operation wurde erst aufgedeckt, als kasachische Sicherheitskräfte mit der Hilfe von Russland und der CSTO die Kontrolle über den Flughafen von Almaty zurückerlangt hatten. Der Flughafen wurde zu diesem Zeitpunkt bereits zu einem Versorgungs- und Verteilungszentrum für fremde Militärhilfe umgerüstet.

Der Hybride-Krieg-Westen dürfte gelähmt und schockiert gewesen sein darüber, wie es die CSTO geschafft hat die kasachische Operation in einer derartig rasenden Geschwindigkeit zu unterbinden. Das Schlüsselelement war, dass Nikolai Patruschew, der Generalsekretär des russichen Nationalen Sicherheitsrats das Große Bild schon vor Äonen sah.
[...]
Bereits im letzten November war Patruschew laserfixiert auf die sich verschlechternde Sicherheitslage in Afghanistan. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits 8000 Salafi-jihadistische Kämpfer der imperialen Kriegsmaschine über Syrien und Irak in den wilden Norden Afghanistans geschleust worden.

Das ist die Hauptmasse von ISIS-Khorasan, genauer eine neu gegründete ISIS an der Grenze zu Turkmenistan. Einige wurden nach Bischkek, Kirgistan transportiert. Von da war es sehr einfach die Grenze Richtung Almaty zu passieren.

Es hat Patruschew und sein Team nicht viel Zeit gekostet herauszufinden, wie diese jihadistische Reservearmee nach dem imperialen Rückzug aus Kabul genutzt werden würde.
[...]
CIA und MI6 investieren schon seit 2005 in zwielichtige Organisationen in Zentralasien. Damals war es die Islamic Movement of Uzbekistan, damals noch eng verbunden mit den Taliban, die Chaos im Süden Kirgistan stiften sollte. Nichts passierte.

Es war eine komplett andere Geschichte als im Mai 2021 Jonathan Powell vom britischen MI6 die Führer von Jabhat al-Nusra im syrischen Idlib traf. Diese Gruppe hat viele zentralasiatische Jihadis unter ihren Kämpfern. Der Deal war, dass diese in US-Terminologie 'gemäßigten Rebellen' ab sofort nicht mehr als 'Terroristen' bezeichnet würden, solange sie der antirussischen NATO-Agenda folgen würde.

Pepe Escobar beschreibt jetzt im Detail Motivation und Vorgehen der Türkei Erdogans. Die Türkei ist äußerst aktiv in allen Turkstaaten Zentralasiens im Rahmen ihrer "Groß-Turania" Initiative. Im März soll die Stadt Turkestan im südlichen Kasachstan zum spirituellen Zentrum der türkischen Welt gekürt werden - in voller Konfrontation zum russischen Konzept der Economic Eurasia Union (EAEU) und zur Shanghai Cooperation Organisation (SCO) unter Führung Chinas.

Eigentlich haben Pantürkismus und der islamistische Extremismus türkischer Bauart wenig miteinander zu tun. Beide Bewegungen kommen sich aber durch den Radikalisierungsprozess, den sie durchmachen, immer näher, und daher finanziert der türkische Geheimdienst denn auch beide, sowohl ISIS-Khorasan wie die turanischen Rassisten.

Aber zurück zur Übersetzung von Escobars Text

Jede Farbenrevolution braucht ein 'Maximum' Trojanisches Pferd. In unserem Fall scheint das der bisherige Chef des KNB (Nationales Sicherheitskomitee) gewesen zu sein. Er sitzt jetzt im Gefängnis, angeklagt des Hochverrats.
[...]
Der gut informierte frühere kirgisische Minister für interne Ermittlungen und Staatssicherheit Felix Kulov hat geschildert wie Massimov und seine Helfer bis über den Kopf während der Unruhen damit beschäftigt waren 'geheime' Einheiten 'bärtiger Männer' zu koordinieren. Der KNB selbst war direkt Nasarbajew unterstellt.

Sobald Tokajew die Mechaniken des Coups verstanden hatte, enthob er Massimow seines Postens. Dann trat Nasarbajew 'freiwillig' zurück als 'lebenslanger' Vorsitzender des Sicherheitsrats. Der Mitverschwörer Samir Abish bekam kurzfristig seinen Posten, nachdem er versprochen hatte die 'bärtigen Männer' zu stoppen. Danach trat er zurück.

Escobar beschreibt jetzt Tokajew als äußerst cleveren Administrator, noch in der Sowjetunion vom Auswärtigen Dienst ausgebildeter Diplomat, fließend nicht nur in russisch sondern auch in chinesisch. Tokajew handelt in Übereinstimmung mit Russland und China, das heißt er steht hinter dem Masterplan von EAEU, BRI und SCO, einem ökonomisch voll integrierten eurasischen Kontinent.

Tokajew versteht genau wie Putin und XI, dass diese Triade BRI/EAEU/SCO der ultimative imperiale Albtraum ist, und dass die Destabilisierung Kasachstans - einem Schlüsselakteur der Triade - einen tödlichen Schlag gegen die eurasische Integration darstellen würde.

Tokajew hat nicht lange gebraucht um zu verstehen, wie sinnvoll es ist die CSTO augenblicklich zu Hilfe zu rufen. Schließlich war es ein aus dem Ausland gesponserter Coup gegen seine Regierung, den es hier zu bekämpfen galt.
[...]
Zentralasien, der Nahe Osten und die überwältigende Mehrheit des Globalen Südens wurden Zeugen der eurasischen Antwort in Lichtgeschwindigkeit durch Truppen der CSTO, die, nachdem sie ihren Job getan haben, Kasachstan in wenigen Tagen wieder verlassen werden. Und sie wurden Zeugen wie diese Farbenrevolution scheiterte, kläglich.

Es mag vielleicht die letzte gewesen sein. Aber nehmt euch in Acht vor dem Zorn eines gedemütigten Imperiums.

Stimmt hier jedes Detail? Wer weiß, aber dass es sich um einen Putschversuch gehandelt hat, lässt sich wohl kaum noch bestreiten. Es gilt genau zu beobachten, wie die Türkei jetzt mit ihren Unterminierungsversuchen in Zentralasien weitermacht - und wie vor allen Dingen Russland darauf reagiert. Findet die Zusammenarbeit mit Erdogans Türkei jetzt irgenwann ihr Ende? Wohl eher nicht. So etwas entspricht nicht russischem Vorgehen. Aber irgendetwas sollte jetzt schon passieren.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (12.01.2022 22:19).

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