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  • peacemaker

104 Beiträge seit 14.11.2022

Propaganda ist nicht einfach Desinformation ("Fake News")

Propaganda kann durchaus an bewiesenen Tatsachen ansetzen und das ist auch oft der Fall.

Zum Beispiel ist es ja Tatsache, dass in der Ukraine seit über 100 Jahren ein giftiger Nationalismus existiert, gemischt mit Rassismus, Antisemitismus und anderen netten Dingen und dass dies bis heute mit Duldung der herrschenden Schichten weiterhin tradiert bzw. unterstützt wird.

Also: Entnazifizierung stünde der Ukraine an sich gut zu Gesicht. Allerdings nicht nur der Ukraine. Die Aufarbeitung und Beseitigung des Faschismus hat auch in vielen anderen Staaten nicht wirklich stattgefunden, auch nicht in Deutschland und auch nicht in Italien und diversen anderen Ländern.

Der aufkommende Neofaschismus ist ein großes Problem in Europa (auch in Russland), USA und Israel.

Die Frage ist aber: Was folgt daraus, oder besser: Was sollte daraus folgen?

Sollte daraus ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg gegen Serbien folgen mit dem Schlachtruf: "Ich habe nicht nur gelernt 'Nie wieder Krieg!; ich habe auch gelernt 'Nie wieder Ausschitz'", wie der grüne Realo Josef Fischer einst krächzte ?

Soll daraus ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine folgen mit dem Ziel von dessen Entnazifizierung?

Abgesehen von den nicht ganz stimmigen Motivationen in beiden Fällen müsste doch die Barbarei des Faschismus anders angegangen werden als mit Krieg und selbst der militärische Sieg gegen Deutschland in WK II hat ja keineswegs die Wurzeln des deutschen Neofaschismus zerschlagen.

Russland will sich aber offensichtlich an diesen siegreichen Krieg der Alliierten anhängen, so wie damals "Joschka" und auch der Duzfreund Putins Schröder. Auch die beiden gaben vor, eine Entnazifizierung Serbiens zu betreiben.

Allgemeiner gesprochen wird die moderne Kriegspropaganda meist mit Menschenrechten begründet oder mit der Rettung der höheren Kultur (den höheren "Werten") vor der Barbarei.

Alle Großmächte sind heutzutage im wesentlichen mit der Bekämpfung des Bösen beschäftigt, ja nee is klar, wissen wir alle und das ist auch nicht erst seit heute der Falle, sondern war schon zu Zeiten des alten Kolonialismus ja der ehemaligen Kreuzzüge schon so.

Das heißt: die eigentliche Propaganda kommt gar so sehr mit den realen Tatsachen (Faschismus, Menschenrechtsverletzungen, usw.) ist Spiel, sondern mit der Benennung der Motive, mit denen militärische Gewalt gegen "die da draußen" legitimiert werden soll (wobei es auch sich auch um Feinde im Inneren handeln kann, siehe etwa das Vorgehen gegen Klimaaktivisten, usw.).

Man kann sich auf bewiesene Tatsachen beziehen und in seinen Motiven heucheln. Dann hat man Propaganda ohne bezüglich der Tatsachen selbst zu lügen.

Sicherlich kann man aber auch mit einer Lüge beginnen ("Es begann mit einer Lüge") und zusätzlich über seine Motive heucheln. Das gibt dann ein so richtig rundes Bild.

Deshalb kann man - nicht nur bezüglich des Russland-Ukraine-Krieges - immer zweierlei diskutieren:

a) Was sind die Tatsachen? und

b) Was sind die Motive der Beteiligten, d.h. ALLER Beteiligten?

In der Debatte über "Fake News" werden diese beiden eigentlich getrennten Bereiche munter durcheinander geworfen und vermischt. Man muss sie aber analytisch voneinander unterscheiden.

Und so kommt man schließlich im Idealfall zu erfolgreichen Ergebnissen im Sinne von:

a) Hier haben wir falsche Tatsachenbehauptungen und/oder

b) Hier haben wir inkonsistente Motive.

Die Analyse von Propaganda muss immer beide Komponenten betrachten.

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