Ansicht umschalten
Avatar von Mathematiker
  • Mathematiker

mehr als 1000 Beiträge seit 22.02.2014

Propaganda und deutsche Defizite

Wer wirklich wissen will, wie gute Propaganda und Manipulation funktioniert, der sollte sich den Film "Thank You für smoking!" anschauen, der die Methoden professioneller Manipulation wunderbar durchleuchtet.
Die Tabacklobby war nicht deshalb viele Jahrzehnte so erfolgreich, weil ihre gekauften Propaganda-Studien wirklich einer nüchternen, wissenschaftlichen Analyse standgehalten hätten, sondern weil die Truppe zweigleisig vorging:
1.) Die Illusion der Freiwilligkeit beim Genuss, die überall aktiv beworben wurde.
2.) Etwas Nebelkerzenpropaganda durch obige Studien.

Der lustige Effekt:
Wenn die Erzählung zur eigenen Lebenswelt passt, klammern sich die Leute noch an den absurdesten Strohhalm.
Die große Klatsche kam, trotz der jahrzehntelangen Aufklärung erst, als die Leute gegriffen dass sie Süchtige sind und die Tabackindustrie strategisch den Suchtfaktor verstärkte.
Da passte dann die Erzählung nicht mehr.

Die Russen hantieren ähnlich:
Wer von der großen Manipulation der dumpfen Massen träumt, der freut sich durch richtig über irgendwelche Andeutungen von Meinungskauf und Manipulation durch Russland in den USA.
Gerade Linke leiden schwer am "Satan USA/Kapitalismus"-Syndrom und bauen noch den übelsten Diktatoren goldene Brücken. (Zumal die Linken ja auch jeden Scheiß aus Amiland nachtanzen.)
Genauso die absurde Erzählung, die Linken in Deutschland hätten irgendwie im Alleingang den Kalten Krieg beendet und man könne doch auch mit dem letzten Menschenschläuchter über alles verhandeln.
Da braucht Russland nicht einmal aktiv werden, die Leute schaffen ihre Propaganda selber. (Was ja sowieso immer der Königsweg zur Manipulation von Deppen ist. Nichts ist mächtiger, als der eingepfanzte Floh im Ohr.)
Hinzu kommen unsere Defizite seit der Wiedervereinigung:
Der Stalinismus und die DDR-Diktatur wurden nie aufgearbeitet. Es fand nie eine Entstalinisierung statt. Und man beschäftigt sich in Berlin nur mit der Vergangenheit alter Tageund haut ohne Sinn und Verstand Geld raus, statt sich mit Zukunft und Verantwortung auseinanderzusetzen.

Alleine schon bei den Spätaussiedlern muss man genau differenzieren. Ein wesentlicher Teil dieser Einwanderer sind Russlanddeutsche, oft mit religiösem Hintergrund, die ihre deutsche Identität nie aufgegeben und sich nach ihrer historischen Rückkehr nach Deutschland von nahezu allen Bezügen nach Russland losgesagt haben.

Eine weitere Subgruppe sind die "Musteraussiedler", sie sind inzwischen sehr gut in Deutschland integriert, von der Bildung und dem Beruf. Sie sind kaum zu identifizieren. Und dann gibt es dann noch die, zu denen die Journalisten immer hin fahren, zum Mixmarkt in Marzahn und daraus dieses Bild für eine Gesamtcommunity konstruiert.

Wie kommt eigentlich so ein Naivling in die Friedrich-Ebert-Stiftung?
Der wäre vom Ebert vom Hof gejagt worden.
Offiziell wurden die ethn. Deutschen in der UdSSR genauso behandelt, wie alle anderen Bürger auch. Real wurden natürlich diskriminiert.
Die Migration nach Deutschland war für die Leute ein erheblicher Wohlstandssprung. (Gerade auch in den schwierigen Zeit nach dem Zusammenbruch der UdSSR.)
Böse gesagt, reichte fast schon ein deutscher Schäferhund, um in die BRD zu kommen.
Mit der Kultur der hier lebenden Deutschen, hatten viele aber nicht viel gemein.
(Die Auswanderung der Russland fand ja auch teilweise schon vor über 200 Jahren statt.)
Die Leutchen, die sich hier nicht oder nur schlecht etablieren konnten, sind, wie auch die Türken, Wanderer zwischen den Welten. Und wer sich hier einigelt, der sympathisiert dann auch gerne mit der alten Heimat. Ein erheblicher Teil der Russlanddeutschen hat eine hohe Affinität zu Russland und baut dann auch schnell goldene Brücken.

Bewerten
- +
Ansicht umschalten