Samuel Rothstein schrieb am 17.11.22 22:07:
Zur russischen Propaganda, die mMn ziemlich plump und oft recht einfältig daherkommt, schreibe ich gleich noch etwas...aber "hausgemachte Bedürfnisse"? Soll das witzig sein ?
Spätestens seit dem Fall Relotius sollte eigentlich auch der Letzte verstanden haben, dass wir es hier im so genannten Westen mit einem strukturellen Problem zu tun haben.
Das Ausschlaggebende ist dabei auch nicht primär, dass Relotius ca. 180 Geschichten erfunden hat. Nein. Die inhaltliche Ausprägung ist entscheidend und DER Grund dafür, warum all diese Artikel durch die Prüfabteilung des SPIEGEL durchflutschen konnten und ebenfalls DER Grund dafür, warum Relotius überhaupt ausschließlich solche Geschichten mit dem, was man bei political correctness unter "Haltung" versteht, erfunden hat.
Es ist genau dieser vermeintliche "Haltungsjournalismus", welchen man in den Redaktionen unbedingt haben wollte und genau deswegen hat Relotius auch genau das geliefert.
Wer braucht schon Wahrheit und echte moralische Integrität wenn man dagegen "Haltung" hat?Und dann wundert man sich, dass die menschen auf alternative Portale gehen und sich informieren ? Dieses angebliche "Bedürfnis" ist hausgemacht, weil man sich unsere Propaganda nicht mehr geben will, da diese mittlerweile so fadenscheinig wie ein alter Wischlappen ist.
Der Haltungsjournalismus ist ein Problem. Das wird aber für den Medienkonsumenten nicht gelöst, indem er sich in eine Echokammer begibt, wo nur ganz bestimmte Ansichten toleriert und verbreitet werden, die aber genau die seinen sind. Zumal gerade die alternative Medien häufig Honeypots sind, die von ganz wenigen kontrolliert werden. Beschiss gedeiht nunmal besser im Schatten.
Der Fall Relotius zeigt, dass die Selbstreinigungskraft in der Demokratie funktioniert. Nicht alles ist perfekt im Westen, aber wenn du gute Medien willst, solltest du nicht nach Russland umziehen. Die Liste der ermordeten Journalisten in Russland ist gleich der erste Google-Treffer: 22 seit 2000