Trump gehört hinterfragt und kritisiert - aber nicht so!

Robert Reich mag ein kluger Politiker und exzellenter Jurist sein, aber er ist kein Psychiater und kein Nervenarzt. Daher entwerten und beschädigen seine Einlassungen zu Trumps angeblicher Demenz das eigene Argument.
Eine Demenz liegt klinisch dann vor, wenn die kognitive Leistung dermaßen stark nachgelassen hat, dass dadurch die Alltagsfunktionalität beeinträchtigt ist, also jemand mit den Routineaufgaben des Alltags, die er früher eigenständig beherrschte, nicht mehr zurechtkommt und für diese auf fremde Hilfe angewiesen ist.
Bestes Beispiel: wenn jemand nicht mehr länger in der Lage ist, sein Telefon zu bedienen oder sich kein Geld abheben und was zu Essen besorgen kann.
Wenn Belege dafür vorliegen sollten, dass oben genannte Kriterien auf Trump zutreffen, dann hätte man einen Anhaltspunkt, um über Demenz zu spekulieren.

Dass Trump hingegen Biden mit Obama verwechselt - geschenkt: damit drückt er seine Haltung aus, dass er beide nicht für unterscheidenswert hält.
Und dass er steif und fest behauptet, dass er alle 50 Staaten gewonnen hat - nun ja: das ist sein Narrativ, mit dem er das demokratische System aushebeln will.
Es gab vor einiger Zeit eine sehr gut recherchierte Story über die Hintergründe des 6. Januar, in der offengelegt wurde, dass es ein geradezu mafiaeskes Team rund um Donald Trump gab, dessen Mitglieder versuchten, mit verschiedenen Aktionen und Mitteln Misstrauen und Zweifel in den demokratischen Prozess zu säen und sowohl juristisch als auch PR-technisch und politische Strippen ziehend, sich des Wahlsiegs zu bemächtigen - nachdem die Wahl bereits verloren war.
Auch die ganzen Insider aus Trumps nahem Umfeld, die als Kronzeugen bislang ausgepackt hatten, lieferten keine belastbaren Anhaltspunkte auf eine schwerwiegende Störung der Geistigestätigkeit Donald Trumps.

Was Trump auszeichnet, ist sein extremer Narzissmus, gepaart mit einer Mischung aus eklatantem Bildungsmangel einerseits und "street smarts", also Bauernschläue andererseits.
Außerdem versteht er es wie Wenige auf dem Planeten, eine Aura der paternalistischen Macht und und das Bild eines schier unendlichen Reichtums zu verströmen, was gewisse Personenkreise stark in seinen Bann zieht. Was das Verkaufstalent angeht, so gibt es vermutlich keine Handvoll an Menschen auf der Erde, die ihm das Wasser reichen. Hat er es doch geschafft, mit exorbitanten Geschenken an die reichsten Amerikaner den "Plebs" davon zu überzeugen, dass er der beste Freund des "kleinen Mannes" ist, für den er sich pausenlos einsetzt.

Trump ist also in vielerlei Hinsicht auffällig und exzentrisch, und es muss unaufhörlich auf die von ihm ausgehenden Gefahren und auf seinen modus operandi hingewiesen werden.

Wenn aber Vorwürfe der Demenz oder anderer psychischer Erkrankungen von Laien erhoben werden, dann nutzt das nur Trump, der an seinem goldenen Glas nippend die nächste "witch hunt" proklamiert und seine Testergebnisse zelebriert, die ihm einen "stable genius" attestieren (sollen).