Stephan Geue schrieb am 10.03.2024 19:39:
... China. Das vor allem Energie aus Wasser erzeugt, dessen Potential in Deutschland weitgehend ausgeschöpft ist. Und dabei ist Energie aus Laufwasser steuerbarer als Energie aus Sonne und Wind.
Ganz sicher - siehe die selbst beigesteuerten Grafiken - erzeugt China nicht "vor allem" Energie aus Wasser.
Das meine ich auch nicht. Der Anteil von Wasserkraft an den Erneuerbaren ist signifikant größer als in D und am gesamten Energiemix 6x größer als in D
Sondern zu fast drei Vierteln aus Kohle.
Das ist schon klar.
Und Energie aus Laufwasser ist nicht besser steuerbar als die aus Sonne und Wind.
Doch. Du kannst jederzeit die Schleusen schließen, wenn grad keine Energie benötigt wird und wieder öffnen, wenn der Bedarf steigt. Solar und Wind kann man dagegen nur abregeln, aber ohne weitere Hilfmittel nicht speichern. Bei Wasserkraft ist dagegen der Staudamm Energiequelle (potentielle Energie) und Speicher in einem.
Ihre Verfügbarkeit ist zeitlich nur besser (gleichmäßiger) verteilt - was wahrscheinlich gemeint war,
Nö, siehe oben
aber das hat eben nichts mit irgendeiner Steuerung oder gar Regelung zu tun.
Doch, hat es. Schleusen zu, keine Energie. Schleusen auf, Energie. Schleusen zu = speichern bis zur Kapazitätsgrenze. Wenn das keine Steuerung oder Regelung ist, dann muss ich mein Diplom zurückgeben.
Versuch das man mit einem Windrad bei Windstille oder einem Solarpark bei Nacht oder Nebel.
Wenn während ausgedehnter Dürren viel Energie für Klimatisierung benötigt würde, müssen Wasserkraftwerke ihre Leistung verringern, weil sonst der Pegel des Stausees zu stark sinken würde. Ich weiß nicht, wie das am Drei-Schluchten-Damm ist, dessen Stausee ja eine enorme Länge hat und daher vieles ausgleichen kann, aber grundsätzlich ändert das nichts an meinem Einwand.
Es ist für solche Länder, bei denen die Topografie den Bau von Staudämmen erlaubt, viel leichter Energie aus Wasser zu erzeugen als Länder, die überwiegend auf Sonne und Wind zurückgreifen müssen.
Was heißt "leichter"? Ein Windrad und ein PV-Acker ist jedenfalls sehr viel schneller errichtet als ein Wasserkraftwerk.
Es speichert aber keine Energie
Und je erzeugter kWh ist ein Wasserkraftwerk auch sehr viel teurer. Als Beispiel wieder der Drei-Schluchten-Damm: Ca. 65 Mrd. Dollar Baukosten führen zu ca. 9,6 GW durchschnittlicher Leistung übers Jahr. Das macht also knapp 7000 Dollar je kW. Ich habe eben mal geguckt, was ein 400-W-Panel PV kostet: 70 Euro (und das ist ein Endverbraucherpreis für lediglich 1 Panel!). Rechnet man mit gemittelt 10 Prozent jährlicher Verfügbarkeit, dann kostet 1 rund um die Uhr verfügbares kW ca. 1750 Euro, also ungefähr ein Viertel der Energie aus dem Wasserkraftwerk.
Die gesicherte Leistung von Solar und Wind ist praktisch Null. Die gesicherte Leistung eines Staudamms liegt da nahe der maximal möglichen Leistung.
Sonne und Wind sind immer nur so lange günstig, wie man die Speicherthematik völlig ausblendet.
Sicher, das Panel liefert nachts keinen Strom und bei starker Bewölkung nur wenig und im Winter deutlich weniger als im Sommer. Man würde wohl auch nicht, wahrscheinlich noch nicht einmal im Sudan, ein größeres Gebiet ausschließlich aus PV versorgen wollen, sondern die Versorgung mit Windkraft kombinieren, was die Verfügbarkeit schon deutlich erhöht. Die Kosten von Windkraft liegen in der Nähe von denen der PV, verteuern den Mix also nicht.
Wie gesagt, nur so lange man die Frage der Speicherfähigkeit und damit der Verfügbarkeit völlig ausklammert.
Das ist noch keine Lösung für die begrenzt prognostizierbare und überhaupt nicht regelbare Verfügbarkeit, mindert aber die Herausforderungen beim Lückenschluss. (Und diese Herausforderungen sind nicht dadurch zu lösen, dass man den Ausbau der EE bremst, sondern eher dadurch, dass man den Abriss der "Lückenbüßer" bremst. Denn jedes PV-Feld und jedes Windrad, das neu in Betrieb geht, erhöht keineswegs den Bedarf an Kompensationsleistung, sondern mindert "lediglich" die Rentabilität der fossil betriebenen Kraftwerke, da die EE Vorrang in der Einspeisung haben und damit die Betriebsstundenzahl der Fossilen sinkt. Das heißt, es müsste lediglich über eine Kompensation für die Stillstandszeiten diskutiert werden.
"Lediglich" ist gut. Momentan sucht Habeck händeringend nach Konzernen, die seine Gaskraftwerke bauen, die aber wegen der geringen Auslastung nie rentabel sein werden.
Diese Kompensationszahlungen plus die Vergütung für erneuerbar erzeugte Energie könnten aber niedriger sein als der Preis für merit order bereitgestellter Strom aus (teuren) fossilen Rohstoffen.
Erheblich besser sind daher Norwegen und Island, weil, wie wir wissen, dort die Voraussetzungen für die Nutzung von Erdwärme oder Laufwasser gegeben sind.
Es hat keinen Sinn, darüber zu diskutieren. Wir sind weder Norwegen noch Island, und Norwegen kann auch nicht beliebig viel Strom nach Deutschland exportieren.
Was allerdings falsch läuft bei der deutschen Energiewende sind die enorm hohen Kosten, weil sich Wind und Sonne derzeit nicht in dem benötigten Umfang steuern und saisonal speichern lassen und wir uns deshalb eine sündhaft teuere Backup-Infrastruktur leisten, ...
Bestehende Kraftwerke verursachen doch keine Anschaffungskosten. Das Problem besteht doch nicht darin, dass man neue Kraftwerke bauen müsste; es würde genügen, auf Stilllegungen zu verzichten - dann hätte man dieses ominöse "teure Backup". Dass es Schwachsinn ist, jetzt Kohlekraftwerke stillzulegen und dafür sauteure, womöglich H2-"fähige" Gaskraftwerke zu bauen - dieser Kritik stimme ich zu. Zumal, wenn die Gaskraftwerke in Ermangelung von H2 eben doch mit Methan betrieben werden und dies nicht auf verlustarmem Wege aus Russland, sondern über aufwändige Verflüssigung und Regasifizierung aus Übersee, womöglich sogar aus US-Fracking, was das Gas klimabilanziert wesentlich schlechter macht als 50 Jahre alte Braunkohlendreckschleudern in Polen oder im Rheinland. Aber was soll's - kommt ja vom großen Bruder, Freund und Verbündeten.
Yep
Jedes Prozent-Pünktchen mehr erkaufen wir uns mit exponentiell steigenden Kosten.
Was sich heutzutage alles angeblich exponentiell entwickelt. Kann ich das bitte mal mathematisch dargestellt sehen? Irgendeine Differentialgleichung vielleicht, die man lösen und sich an einer gediegenen e-Funktion erfreuen könnte? Die "exponentiell steigenden Kosten" sind heute genauso ein Schlachtruf wie Nachhaltigkeit und freedom and democracy. Bis zum Beweis des Gegenteils bleibt das für mich heiße Luft.
Nun ja, ich vergleiche das mit der Maximalgeschwindigkeit eines PKW. Ein Auto zu bauen, was in der Spitze 200 km/h fahren kann, ist noch relativ einfach.
Möchtest Du einen straßentauglichen Rennwagen mit einer Spitzengeschwindigkeit von 500 km/h zahlst Du ein vielfaches des Preise als für Deine Mittelklasse-Kutsche. Also nicht den 2,5-fachen Preis, sondern den 10-fachen. Und das nenne ich "exponentiell".
Bislang war die Energiewende relativ einfach. Ein paar Windmühlen, ein paar Sonnenkollektoren, keine Speicher, ein paar Stromtrassen. Schwupps, sind wir bei 23% Anteil am Primärenergieverbrauch.
Ist wie zu Hause: eine neue Heizung spart am meisten und kostet, wenn man nicht grad einen Systemwechsel vollzieht, am wenigsten. Will man aber aus einer bestehenden Bausubstanz noch mehr Einsparung heraus kitzeln, dann steigen die Kosten dramatisch mit jeder eingesparten Kilowattstunde an. Frag Energieberater, die können Dir das bestätigen. Am Ende bist Du dann bei den Kosten für einen Neubau, hast aber unter der chiquen Schale aus Brandbeschleuniger AKA WDVS noch immer die alte Bausubstanz.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (10.03.2024 22:15).