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  • Brazos Surfat

mehr als 1000 Beiträge seit 01.11.2022

Apartheid

Das demokratische System der USA ist nicht konzipiert, um einen solchen Druck auszuhalten, sondern es beruht auf dem Versprechen landesweiten Wohlstands.

Diese Prämisse, die der Autor am Ende seiner Ausführungen präsentiert, ist falsch. "Wohlstand für alle" ist ein sehr europäischer Gedanke und war nie ein bedeutendes politisches Narrativ in den USA. Der "New Deal" war keineswegs ein Programm zur Vermehrung des Wohlstands für alle, im Kern war es ein Programm zur Bekämpfung der in der Weltwirtschaftskrise in den USA vorherrschenden bitteren Armut, und das ist sehr wohl ein fundamentaler Unterschied. Auch der relative Wohlstand der 50er und 60er Jahre in den USA war kein Wohlstandsversprechen für die "landesweite Bevölkerung, vielmehr ein Privileg der weißen Mehrheitsethnie.

Das eigentliche soziopolitische Narrativ in den USA lautet, "der Verlierer von heute ist der Gewinner von morgen". Dieses Narrativ ist für das Zwei-Parteien-System und das Mehrheitswahlrecht in den USA eine notwendige Bedingung.

Das darauf beruhende institutionelle System ist sehr stabil, solange die absolute Mehrheit der Wahlberechtigten einer ethnisch homogenen Gruppe angehören bzw. die ethnischen Gruppen keine ausgesprochene Parteienreferenz aufweisen.

Beides zusammen ist in den USA mittelfristig nicht mehr der Fall.

Aufgrund der Bevölkerungsentwicklung verliert die Ethnie der "caucasian", deren Wahlverhalten noch am ehesten als ausgewogen, mit deutlichem Vorteil für Republikaner, bezeichnet werden kann, die Mehrheit und die Republikaner damit dauerhaft die Fähigkeit zur politischen Mehrheit durch reguläre Wahlen.

Die übrigen Ethnien wählen mit einer ausgesprochenen 2/3 Parteienpräferenz die Demokraten, unter der Ethnie der "englisch African Americans" sind es 95%.

Dieses Wahlverhalten nach ethnischer Gruppe ist äußerst stabil und nahezu unabhängig vom jeweiligen Spitzenkandidaten. Die Republikaner erreichen Mehrheiten also nur durch die Unterstützung der konservativen weißen Bevölkerung und genau diese Mehrheit löst sich gerade in Luft auf, das demokratische Versprechen des politischen Systems, "der Verlierer von heute ist der Gewinner von morgen" verliert seine Gültigkeit.

Die sog. Thea-Party-Bewegung, die den sog. Trumpismus erst ermöglicht hat, zielt genau auf diesen Zusammenhang ab und der Slogan "Make America Great Again", so wie er von Trump und den ultrarechten Republikanern verstanden wird, beinhaltet im Kern die Aussage "Make America White Again".

Auch das Narrativ der "gestohlenen Wahl" basiert genau auf diesem Zusammenhang. Aus Sicht eines Trumpisten wurde die Wahl "gestohlen", weil Bevölkerungsgruppen, denen das Wahlrecht gar nicht zustehen dürfte, Demokraten gewählt haben.

Die politischen Bestrebungen weiter Teile der Republikaner zielen daher schon seit einiger Zeit darauf ab, den übrigen ethnischen Gruppen, mit Ausnahme der "caucasian", das Wahlrecht zu erschweren. Das eigentliche, auch offen geäußerte Ziel ist ein neues Apartheidsregime, das seinen Ausdruck in einem "Zwei-Klassen-Wahlrecht" zugunsten der Ethnie der "caucasian" finden soll.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (06.01.2023 11:56).

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