Der Großteil der Bürger – in welchen Nationalstaaten auch immer – scheint weiterhin fest daran zu glauben, daß Regierungen von ihnen dazu beauftragt werden, ihre Interessen wahrzunehmen und umzusetzen. Das mag wohl mit daran liegen, daß politische Parteien stets genau damit werben, sobald die nächsten Wahlen anstehen. Zudem werden die Zusammenhänge massenmedial so vermittelt, als wären die Parteien, ganz besonders ihre Spitzenfunktionäre, nicht mit dem großen Geld verbandelt. Dabei könnte man, wenn man wollte, schon allein an der Tatsache, daß die Staatsfinanzierung, der Staatshaushalt hauptsächlich von der Finanzindustrie abhängt, also von den großen, global agierenden Investmentbanken, von selbst darauf kommen. Den internationalen Groß- und Investmentbanken gehören mehr oder weniger alle global aktiven Konzerne, auch die Medienkonzerne.
Regierungen auf der ganzen Welt erheben Steuern – einerseits, um die Kredite, die sie auf dem Finanzmarkt aufnehmen, bedienen zu können, andererseits aber auch, um die Bevölkerung zu erziehen. Neben den Steuern, die letztlich Verhalten durch Anreizerhöhung bzw. -herabsetzung steuern sollen, dienen auch die Massenmedien der Erziehung der Bevölkerung. Sie geben nicht nur vor, worauf die Medienkonsumenten heute oder diese Woche ihr Augenmerk zu lenken haben, sondern auch den dazugehörenden Rahmen, innerhalb dessen die jeweilige Angelegenheit betrachtet werden muß. Zeitungsartikel und TV-Berichte sind heute voll von diesen angeblich alternativlosen Narrativen, die der Medienkonsument kommentarlos zu schlucken hat. Außerhalb des vorgegebenen Rahmens darf nicht diskutiert werden, zumindest nicht im öffentlichen Raum, dessen Inszenierungen der politischen und gesellschaftlichen Orientierung dienen sollen.
Als die Bundeskanzlerin Frau Merkel vor einigen Jahren Flüchtlinge und Migranten vor allem aus dem Nahen Osten dazu einlud, nach Deutschland zu kommen, hatte sie dabei mitnichten irgendwelche humanistische oder gar altruistische Ziele im Sinn, sondern die Erziehung der deutschen Bevölkerung zur Erfüllung der Interessen des deutschen Kapitals und des internationalen Großkapitals. Sie knüpfte damit direkt an die Erziehungsstrategie der SPD unter Schröder an, der zum selben Zweck die Hartz-IV-Gesetzgebung einführte. Seitdem sind Arbeitslose verpflichtet, jeden zumutbaren Job anzunehmen, und nach Jobcenter-Auslegung ist jeder Job zumutbar, wenn es nicht gerade um Prostitution oder Auftragsmorde geht. Doch selbst bei prostitutionsnahen Gewerben z.B. in Oben-Ohne-Bars halten manche Jobcenter-Sachbearbeiter die Zumutbarkeit, dort als Kellnerin zu arbeiten, durchaus für gegeben. Ein bekannter Professor hatte sogar gefordert, man solle die Arbeitslosen dazu zwingen, all ihre entbehrlichen Organe zu verkaufen, bevor sie Anspruch auf Mindestsicherung haben.
Die verschärfte Konkurrenz, die den deutschen Arbeitslosen nun angeblich durch anspruchslose Migranten droht, soll die Bereitschaft, jeden nur erdenklichen Job anzunehmen, erhöhen, auch wenn absehbar ist, daß man von den Einkünften nicht wird leben können. Zur Aufstockung wird dann wieder der Steuerzahler hergenommen und selbigem gleichzeitig vermittelt, daß die Arbeitslosen von »seinen« Steuern leben. »Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen!« verkündete zudem ein gewisser Müntefering, und der damalige FDP-Chef sprach in diesem Zusammenhang sogar von der »spätrömischen Dekadenz« der faulen Arbeitslosen, die sich auf Kosten des Steuerzahlers angeblich ein schönes Leben machen würden. Damit lenkt man den Zorn der arbeitenden Bevölkerung auf die Arbeitslosen, denn die wären schuld, daß die Arbeitenden so hohe Steuern zu entrichten hätten.
Politiker herrschen durch Spaltung der Bevölkerung und durch die Erzeugung von Angst, als deren Beruhiger sie sich dann abieten.