...nämlich endlich wieder auf ihre eigenen theoretischen Wurzeln zu besinnen. Stichwort "Globalisiserungskritik" - zum Beispiel. Es gibt eigentlich seit dem Durchbruch des Neoliberalismus in den Achtziger Jahren eine eigenständige linke theoretische Tradition, die die neoliberale Entwicklung der letzten vierzig Jahre kontinuierlich begleitet und auch teilweise ziemlich treffsicher prognostiziert hat, so z.B. die Finanzkrise 2008, die Auswirkungen der Prekarisierung der Lebensverhältnisse auf abstiegsverängstigte Mittelschichten, und das Krasse dabei ist, dass ein grosser Teil der aktuellen Linken von der Existenz dieser Tradition nicht einmal weiss und auch nichts davon wissen will. Sie kennt nur noch den Bausatz des Neoliberalismus, und wie immer man den zusammensetzt, es wird immer nur wieder Neoliberalismus draus. Und Ratlosigkeit "gegen Rechts" ist die Konsequenz.
Wenn es eine linke Bewegung geben soll, die a) die Ursachen der Migration und b) die sozioökonomischen Ursachen der Fremdenangst zum Thema macht, ohne die Migration selbst zur Ursache der Probleme zu machen, müsste in dieser Theorietradition eigentlich fündig werden. Wäre Arbeit, ja. Aber bitte mal Schluss mit Sprach- und Ratlosigkeit.