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  • /Rak

mehr als 1000 Beiträge seit 26.10.2001

Religiöse Differenzen, Nationalismus, willkürliche Grenzen, "künstliche" Nation

Da gibt es eben nicht nur einen Faktor, da gibt es ziemlich viele.

Jerusalem ist etwa ein ziemliches Pulverfass. Nicht nur, dass Israel die Stadt als eigene Hauptstadt sieht - und die extremistischen Juden, aber auch viele in der rechtsradikalen Regierung, sehen ganz Jerusalem als Hauptstadt - während die Palästinenser wiederum Ost-Jeruslam inklusive Tempelberg als zukünftige Hauptstadt eines eigenen Staates sehen.

Aber auch der Tempelberg in Jerusalem ist eine Hauptursache des Konflikts: jüdische Extremistische und rechte Juden wollen diesen wieder jüdisch machen, nicht wenige Extremisten wollen sogar ernsthaft die Al Alqsa Moschee und den Felsendom dort abreißen und endlich wieder einen jüdischen Tempel auf dem Tempelberg errichten - genau dort, wo die Al Aqsa Moschee heute ist. Für Muslime ist die Al Alqsa und der Fels im Dom aber einer der heiligsten Orte überhaupt, der kommt gleich nach Mekka und Medina. Weswegen schon das Betreten dieses Ortes duch Nicht-Muslime über lange Zeit nur mit Sondergenehmigung möglich war.

Dazu kommt noch, dass der Staat Isreal ein "Reißbrett-Staat" ist, dessen Gründung die UN in einem "Teilungsplan" beschlossen hat. Er ist aber eben nicht historisch gewachsen, zumindest nicht in den letzten 1000 Jahren. Die waren stets geprägt von verschiedenen fremden Herrschern - nach den Römern (die das Gebiet einfach zu einer kleinen römischen Provinz machten) kamen muslimisch-arabische Herrscher, die dann von den europäischen Kreuzfahrern verdrängt wurden, aber nur kurz, denn dann kamen die arabischen Mamluken und nach denen war das Gebiet bis zum Ende des 2. Weltkriegs Teil des osmanischen Reiches. Worauf das Gebiet dann britisches Mandatsgebiet wurde. Gegen das es aber auch schon viele Aufstände der arabischen Bevölkerungsteile gab. Gleichzeitig gab es schon erste zionistische Siedlungen dort, die direkt von der britischen Verwaltung unterstützt wurden, eine kleine, jüdische Minderheit hatte dort dabei auch schon immer gelebt in diesem Gebiet.
Und während und nach dem 2. Weltkrieg gab es dann auch Teilungspläne seitens der englischen Verwaltung, aber auch seitens der Vereinten Nationen. Und 1947 wurde das dann auch so in der UN mit 2/3 Mehrheit beschlossen.

Was dann aber ab '45 zu Aufständen und terroristischen Aktivitäten arabischer Gruppen und 1947 direkt zu massiven Konflikten und einem offenen Bürgerkrieg mit den Bevölkerungsteilen geführt hat, deren Land nun israelisch werden sollte (der "Palästinakrieg"). Israel bzw. die Zionisten und sonstige jürische Gruppen konnten sich dann aber durchsetzen und die Unabhängigkeit ausrufen und sich '48 als eigenen Staat Gründen. Das wiederum führte zur Evakuierung und/oder Vertreibung (je nach Ort und Region) der arabischen Bevölkerung dort - und seitdem ist nicht nur die Mehrheit der Bevölkerung in Israel eben jüdisch.

Aber der arabisch-jüdische Konflikt war nie beigelegt worden - und wurde immer auch von Generation zu Generation weiter gegeben. Es gab allenfalls mal vereinbarte Waffenstillstände, etwa 49 nach dem Unabhähigkeitskrieg, aber auch nach dem Sechstage-Krieg '67, der die direkte Folge dutzender terroristischer Attacken durch arabische Gruppen am Sinai, aber auch die Folge ägyptischer Aggressionsakte war (wie etwa die willkürliche Sperrung wichitger Seestraßen für israelische Schiffe), gab es lediglich einen Waffenstillstand. Und nach dem Jom-Kippur Krieg '73 (bei dem Israel am höchsten Feiertag völlig überraschend angegriffen wurde..) gab es ebenfalls keinen echten Frieden - sondern auch nur eine Art Waffenstillstandsvereinbarung. und direkt danach kamen dann eigentlich wieder in Konsequenz die arabischen Intifadas.

Da steckt also eine eigentlich ziemlich alte, historische Geschichte hinter dem letzten Gewaltausbruch, viele Religiöse Differenzen, ein aus der Sicht der Araber von "Fremdherrschern" künstlich gegründeter Staat, der aber aus Sicht der Isrealis und der Juden nach dem 2. Weltkrieg überlebensnotwendig war - und es steckt aber viel Nationalismus und teilweise auch offener Rassismus (von Extremisten beider Seiten) im Konflikt.

Und solange der Hirnpilz Religion und der Nationalitätswahn da nicht aus dem Spiel genommen werden, solange wird es da keinen Frieden geben in der Region. Die wenigen Friedens-Projekte, in denen Palästinenser und Israelis versuchen friedlich und einfach "als Menschen unter Menschen" miteinander zu leben, die sind da immer noch auf verlorenem Posten. Und werden eigentlich von allen Seiten übel angefeindet - weil sie nicht gläubig genug sind (oder den falschen Glauben haben und die falsche Abstammung) - und weil sie eben auch vielen als "Vaterlandsverräter" gelten, die "mit dem Feind solidarisieren" usw. Vor allem derzeit unter der derzeitigen, stramm rechten Regierung Israels ist das leider der Fall. Weder die Rechten in Israel noch die Hamas wollen eben wirklich Frieden haben. Die wollen sogar oft den Konflikt - und diesen dann gewinnen.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (09.10.2023 13:59).

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