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  • lilywhite

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Graben wir mal.

Peter Seitenbrenner schrieb am 31. Juli 2006 19:02

> > A Die Hizbollah

> Die Hisbollah hatte an Macht und Ansehen verloren, vor allem der
> bewaffnete Teil der Organisation verlor an Legitimation. Als die
> Israelis in Gaza am Durchdrehen waren und man wußte wie reizbar
> dieser Staat ist, nutzte man die Gunst der Stunde und provizierte
> Israel.

> > B Israel

> Da ist eigentlich nicht viel zu sagen. Solange Israel die
> Palästinensergebiete nicht zurückgibt und sich mit jenen auf eine
> faire Teilung des wenigen Wassers einigt, wird es keinen Frieden
> geben. Man muß naiv sein, das zu glauben. Und dass die Hisbollah
> zugeschlagen hat, ist auch in der Verantwortung der Israelis, als sie
> gegen die Hamas in Gaza weit über Gebühr vorgingen, angeblich wegen
> eines Soldaten. Da bot Israel selbst die Gunst der Stunde für die
> Hisbollah an und es entpuppte sich auch als genauso berechenbar wie
> diese gehofft hatte.

> > C Iran

> Unterstützt die Hisbollah und bedroht Israel, sorgt also für
> zusätzliche Spannungen und Nervosität.

> > D Syrien

> s. C

> > E Libanon

> Die können nun wirklich nichts dafür. Richtig ist, sie hätten die
> Hisbollah entwaffnen sollen, aber dazu fehlte es an Macht.

> > F Russland

> Hm, Russland kooperiert mit dem Iran aus eigenen Interessen,
> allerdings halte ich das weniger für eine Gefahr. Würde der Westen
> das gleiche machen, ließe sich der Iran leicht einvernehmen und
> liberalisieren (diese Entwicklung hatte ja bereits begonnen, bevor
> unser wiedergeborener Alki den Iran militärisch mit seinem Dildo des
> Bösen zu bedrogen begann). Es ist eher die bedrohende Kriegsrethorik
> gegen ihn aus Washington und Brüssel, die ihn radikalisieren läßt.

Betrachten wir das Ganze Mal in Retrospektive. Da hätten wir die
Hizbollah. Die gibt es seit 1982, sie wurde aufgrund direkter
Aggressionen durch Israel gegen den Libanon gegründet. Sie führt
einen Kampf zur Befreiung der von Israel illegal annektierten
Gebiete. Durch ihre Verbindung zum Iran steht sie auch der Hamas und
der palästinensischen Freiheitsbewegung sehr nahe. Sie begreift sich
also allgemein als Kämpfer gegen die israelischen Invasoren im
historischen Gebiet Palästinas.Betrachtet man das aus diesem
Blickwinkel, gab es weiß Gott genug Provokationen von Seiten Israels
an die Adresse von Hisbollah und Hamas. Provoziert hat die Hisbollah
im Vorfeld zu gut wie gar nicht, es gab eben keine Raketenangriffe
gegen rechtmäßiges israelisches Staatsgebiet im Vorfeld der Invasion.
Man nahm lediglich Soldaten fest, die mit ihrer Truppe in den Libanon
vorgedrungen waren, solcherlei Grenzverletzungen gab und gibt es
reichlich. Man kann also ziemlich konkret sagen, dass Israel
Übergriffe der Hisbollah regelrecht provoziert und auch nicht willens
ist, diesem Übel an der Wurzel zu begegnen - indem man der Hisbollah
jegliche politische Existenzgrundlage dadurch entzieht, dass man sich
mit seinen Nachbarn gemein macht und aktiv über Gebietsrückgaben,
Flüchtlingsproblem und Frieden verhandelt.
Der Iran, früher Persien existiert schon seit Jahrhunderten. All
diese am Nahostkonflikt beteiligten Staaten bzw. Parteien existieren
also bereits mindestens seit Jahrzehnten. Auch die permanenten
Provokationen aller Seiten gegeneinaner existieren bereits seit
Jahrzehnten. Denn, ja, auch Israel schießt verbal gegen den Iran und
zwar schon lange, von seinen Nachbarn Syrien und Libanon ganz zu
schweigen. Nun, wenn wir also die Lage als gegeben annehmen, wie
konkret hat sich dann bspw. der Iran nun am Libanonfeldzug
mitschuldig gemacht? Er hat nichts getan, was nicht auch zuvor
bereits Gang und Gäbe war. Er beliefert den Libanon und Syrien mit
Waffen - die USA, Deutschland und andere westliche Nationen beliefern
Israel mit Waffen. Das alleine verpflichtet Israel aber noch lange
nicht, diese auch in einem Angriffskrieg einzusetzen. Das machen wir
schließlich auch nicht und auch Syrien, der Libanon oder der Iran tun
das nicht, auch die Hizbollah überfällt keine israelischen Dörfer und
bombt sie platt - sie schoss vor der Invasion vereinzelt Raketen über
die Grenze ins Shebaa-Gebiet auf Militär- und Siedlungsposten.
Den Iran sehe ich hier also - trotz seiner ideologischen und
materiellen Unterstützung für die Hisbollah NICHT in der
Verantwortung - nicht für diesen Krieg.
Syrien. Syrien hat sich beinahe VORBILDLICH aus Israels
Angelegenheiten herausgehalten - und es gab auch keine verbalen
Spitzen gegen Israel. Dieses Land sehe ich also ÜBERHAUPT NICHT in
der Verantwortung für den aktuellen Konflikt. Im Gegenteil: Obwohl
Syrien Grund genug hätte, Israel aggressiv gegenüber zu stehen
aufgrund der illegalen Landnahme im Golan, hält es den Ball flach,
baut auf Deeskalation und hofft auf Verhandlungen. Man sollte nicht
vergessen, dass die israelischen Siedlungen auf den illegal
annektierten Gebieten gerade für die Vertriebenen der eigentlichen
Mutterländer eine permanente Provokation darstellen, ebenso wie
Israels Unwille, darüber überhaupt nur zu verhandeln.
Und wenn wir nun noch hinzunehmen, dass der Libanonfeldzug von Israel
seit langem geplant war und quasi nur noch auf seine Verwirklichung
wartete - dann frage ich mich: WAS hätten der Iran, Syrien, der
Libanon oder die Hizbollah tun oder unterlassen können, um diesen
Krieg zu verhindern? Dass es richtig war, die Hizbollah NICHT zu
entwaffnen, beweist dieser neuerliche Angriffskrieg. Ohne die
Gegenwehr der Hizbollah, wäre der gesamte Libanon längst besetzt, so
scheut Israel nach wie vor vor einer größeren Bodenoffensive zurück.
Israel hat es in der Vergangenheit nicht lassen können, Ressourcen-
und Landkriege zu führen - warum sollte man dies jetzt kategorisch
ausschließen als Nachbarstaat? Der Libanon wäre alleine mit seinem
50.000-Mann-Militär hoffnungslos unterlegen, würde Israel ernst
machen. Der Libanon braucht die Hisbollah mit ihren hochmodernen
iranischen(russischen) Waffen - und die Hisbollah weiß das. Solange
also die Anrainerstaaten Israels um ihre Sicherheit fürchten müssen,
werden solche Gruppen immer freie Hand haben.

Und deshalb lautet auch für mich des Pudels Kern eindeutig: ISRAEL.
Recht hast du, was die Rolle des Westens (allen voran USA) in dieser
Angelegenheit betrifft. Es ist also im Großen und Ganzen ein vom
Westen credenztes Problem, dem die arabischen Staaten im grunde
genommen relativ machtlos gegenüber stehen.


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