Die im Artikel verlinkte These vom "Austesten der Vetokraft" passt nicht so ganz zu einer in der TAZ diskutierten Studie zu Ungeimpften.
"Die meisten, die jetzt erst zu mir zum Impfen kommen, sind Menschen, die sich schwer mit Entscheidungen tun“,[...] die Ungeimpften auf den Intensivstationen „mehrheitlich keine Hardcore-Coronaleugner“ seien, „sondern Menschen mit wenig Geld, wenig Bildung und schlechtem Zugang zum Gesundheitswesen“."
Außerdem hat man sich mal angeschaut, was man in Bremen (Impfquote knapp 80 %) anders gemacht hat als die anderen Bundesländer:
"Tatsächlich haben die Bremer Regierung und Verwaltung die Impfkampagne vorbildlich organisiert. Zudem hat die Regierung das Vertrauen der Bevölkerung gestärkt, unter anderem indem sie auf das Androhen von Ausgangssperren verzichtet hat."
https://taz.de/Niedrige-Impfquote-in-Deutschland/!5816511/
Möglich, dass "die Ungeimpften" Regierungsgegner sind, die ihre Vetokraft austesten wollen. Von einem Professor der Soziologie würde man allerdings erwarten, dass er seine These "Die meisten testen doch eher ihre Vetokraft aus, weil sie das System insgesamt für verdorben halten." auch belegen kann. Leider tut er das im verlinkten FR-Artikel nicht, leider hat die FR auch nicht nachgefragt. Und leider belegt auch der Autor der TP-Artikels die These nicht weiter
Was ziemlich mutig ist, wenn man daraus einen Elefanten bauen will, im gesellschaftlichen Diskurs-Raum.
PS: Der von der FR Interviewte Prof. Dr. Heinz Bude hat übrigens schon früher interessante Ansätze zur Pandemieeindämmung entwickelt. Etwa als Co-Autor der Studie des Innenministeriums vom Frühjahr 2020, in der Ratschläge erteilt wurden, wie die Regierung das gewünschte Verhalten der Bevölkerung erreichen könne:
"Um die gewünschte Schockwirkung zu erzielen, müssen die konkreten Auswirkungen einer Durchseuchung auf die menschliche Gesellschaft verdeutlicht werden:
1) Viele Schwerkranke werden von ihren Angehörigen ins Krankenhaus gebracht, aber abgewiesen, und sterben qualvoll um Luft ringend zu Hause. Das Ersticken oder nicht genug Luft kriegen ist für jeden Menschen eine Urangst."
https://fragdenstaat.de/blog/2020/04/01/strategiepapier-des-innenministeriums-corona-szenarien/
Es ist schon eine Weile her, dass die "Studie" bekannt wurde, und etwas in Vergessenheit geraten. Eine erneute Lektüre lohnt allerdings, auch, um sich in Erinnerung zu rufen, wie die Regierung damals das Thema angegangen ist.
Prof. Dr. Heinz Bude der Universität Kassel wird als Co-Autor in einer Klageschrift
wegen Auskunft nach Informationsfreiheitsgesetz genannt:
https://www.dr-rosenke.de/news/2020-09-14-klage.html