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Avatar von sennahoj

mehr als 1000 Beiträge seit 17.07.2001

Re: Scientismus

abab schrieb am 08.01.2021 17:10:

marie-sofie schrieb am 08.01.2021 14:30:

von Lobbyisten geförderte Wissenschaft und ominöse Studien nehmen schon lange den Raum ein, was früher die streng hierarchisch organisierten Religionsinstitutionen für die Herrschenden zur Versklavung der Menschen erfüllt haben.

Diese Wissenschaft kann man auch als Scientismus bezeichnen.

Man kann ja alles als irgendwas bezeichnen, das ist überhaupt kein Problem.
Schwierig ist dann eben nur nachzuweisen oder auch nur plausibel zu machen, dass diese Bezeichnung irgendwie sinnvoll ist, zu einem Erkenntnisgewinn führt und einem also beim Verständnis der Wirklichkeit irgendwie weiterhilft.

Sie erhebt Anspruch auf grundlegende Geltungshoheit.

Das ist mir als ein Anspruch der Wissenschaft nicht bekannt.
Zumal Wissenschaft kein Subjekt ist, das in irgendeiner Weise überhaupt einen Anspruch erheben könnte.
Ein zulässiger Satz wäre:
„Wissenschaftler erheben den Anspruch, dass die von ihnen verwendete Methode zum Erkenntnisgewinn grundlegend und einzig gültig sei.“
Ich kann nun nicht ausschließen, dass es Wissenschaftler gibt, die eine derartige Geistesstörung haben, aber für die Majorität der Wissenschaftler trifft das nicht zu und die in der Wissenschaft angewandt Methode der ständigen kritischen Infragestellung aller Erkenntnis, diskeditiert „Wissenschaftler“ mit derartigen Geistesstörungen relativ schnell.

Dahinter steckt der verdeckte und durchaus echte religiöse Wunsch auf die erfüllende Einigung des ganzen Lebens,

Warum sollte das Bestreben durch rationale Analyse Strukturen und Muster in der Welt zu entdecken und diese verlässlich zu formulieren, mit dem Wunsch einhergehen, oder gar damit identisch sein, das ganze Leben (was ist hier gemeint? das individuelle Leben als Biographie oder das Leben als der auf diesem Planeten beobachtbare Prozess wachsender Komplexität?) in eine erfüllende Einigung zu überführen?
Vor allem was soll das denn eigentlich sein, diese Einigung allen Lebens?
Oder sollte es nicht gar noch höher greifend heißen: die Einigung von Allem, also auch all dem was ist, aber eben nicht Leben?

es ist der Anspruch auf Totalität, auf Ganzheitlichkeit.

Auch hier stellt sich die Frage: „Wer ist die Person, die dabei diesen Anspruch erhebt?“
Oder müssen wir nun etwa annehmen, dass auch abstrakte Prozesse Ansprüche für sich formulieren können?

Wissenschaft und Politik haben schon längst diesen Anspruch geltend gemacht.

Personen können Ansprüche gegenüber anderen Personen geltend machen.
Also solltest du diesen Satz besser mit der Nennung konkreter Personen formulieren.
Die weitere Frage ist nun, gegenüber wem werden diese Ansprüche denn geltend gemacht?
Solange es nur Ansprüche sind die irgendwer oder irgendwas an sich selbst stellt ist das doch nur der Ausdruck der Freiheit dieser Entität.
Die Sache mit dem Ansprüche stellen muss nur dann Gegenstand von Verhandlungen sein, wenn andere Entitäten davon betroffen sind.

In unserer Zeit sind Wirtschaft, Technik, Krieg totalitär.

Als erstes: Krieg ist todtalitär! Das ist ja schon mal klar. Das gilt in jeder Zeit.
Die aktuelle Technik und Wirtschaft dagegen ist ja noch extrem weit weg davon entfernt auch nur an die Möglichkeiten heranzureichen Totalität zu erlangen.

Die Wissenschaft ist utilitaristisch in bezug auf diese Sphären.

Du meinst, die Wissenschaft biedert sich der technischen, wirtschaftlichen und militärischen Sphären an?
Auch hier sprichst du über diese sozialen Prozesse, als würde es sich dabei um Personen handeln, was sie jedoch nicht sind.
Aber davon mal abgesehen, wahr ist: die Wissenschaft liefert mitunter Erkenntnisse, die in der Technik umgesetzt werden können und sich dann durchaus auch auf der wirtschaftlichen Ebene als profitable erweisen. Es ist in der Vergangenheit auch offensichtlich gewesen, dass wissenschaftliche Erkenntnisse als militärische Technologie Anwendung gefunden haben.
Mit so großen Erfolg übrigens, dass nun die Militärs große Bereiche der wissenschaftlichen Forschung finanzieren.
Aber glaub mir, wenn irgend so ein, sagen wir mal Physiker, um schön konservativ zu bleiben, nach einiger mühevoller Rechnerei heraus gefunden hat, dass einer der feuchten militärischen Träume sich mit den Naturgesetzen leider nicht vereinbaren lässt, dann schreibt er seine Formeln doch nicht um und biedert sich mit Ergebnissen, die von den Generälen freudiger aufgenommen werden, bei denen an.
Ok, es mag solche auch geben, nur die Wissenschaft diskreditiert derartige Spinner relativ schnell und wenn es die Wissenschaftler nicht rechtzeitig merken, dann scheitert jeder illusionärrische „Utilitaristismus“ von Pseudowissenschaft an der Realität.

Mit was sollte sich deiner Ansicht nach der nach Erkenntnis suchende menschliche Geist denn beschäftigen? Und welche Methode sollte er dazu verwenden um nicht in die Irre zu gehen?

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