sennahoj schrieb am 08.01.2021 22:13:
abab schrieb am 08.01.2021 19:45:
Wo anfangen? Mein Standpunkt gründet sich auf dem dualistischen Verhältnis Freiheit und Notwendigkeit, im weiteren Geist und Natur.
Geist und Natur, das unterscheidest du im Sinne eines Dualismus?
Und wenn, warum eigentlich?
Ich zumindest habe kein Problem damit, dies als eine Einheit zu denken.
Ja es erscheint mir sogar weitaus schlüssiger als eine Spaltung.
Wenn ich existenzrückbezogen, d. h. vom Herzen, (reinen) Gewissen - von meinem göttlich-menschlichen bzw. intuitiven Geist heraus mein Verhältnis zur Welt schöpferisch gestalte, bestimme, dann bin ich frei. Wenn ich jedoch in Abhängigkeit von den auf mich von außen einstürmenden Notwendigkeiten im weitesten Sinne und den, die sich als solche ausgeben, mein Verhältnis zur Welt bestimme und bestimmen lasse, so z. B. durch ein damit korrespondierendes, degeneriertes, angelerntes "Gewissen" – dann bin ich unfrei. Der Mensch gewinnt sich wahrhaft nur im ersten Fall, d. h. in der echten Selbstbestimmung und verliert sich im zweiten, in der Fremdbestimmung. Das erreichen wahrhafter Selbstbestimmung erfordert den Mut zur Freiheit und ist in dieser Welt ein ständiger Kampf gegen die ständige Versuchung der Fremdbestimmung, die das Leben eindimensioniert, aber leichter zu haben ist und vom Menschen gern und oft in Kauf genommen wird, um die Bürde der Freiheit nicht tragen zu müssen.
Wenn Sie zum Monismus neigen, Notwendigkeit und Freiheit in Einheit denken, miteinander vermischen, verstehen Sie zum einen die echte geistige Freiheit nicht, die darin besteht, grundverschieden von der Notwendigkeit zu sein, von der Natur, der Welt der Objekte. Es sind verschiedene, aber durchaus dialektisch-rückbezüglich über den Geist (so im Menschen) verbundene Ebenen. Wenn "Freiheit ist Einsicht in die Notwendigkeit", dann gibt es im Grund keine Freiheit. Hegel war da auf dem Holzweg. Das hängt auch mit seinem Monismus (es gibt nur eine Welt) zusammen, durch welchen die Freiheit im Grunde negiert wird, damit zugleich auch die Persönlichkeit - der Mensch als ein wesentlich zur Freiheit in Wahrheit bestimmtes Wesen im geistigen Sinne und keine bloße Funktion eines sich absolut verwirklichenden Weltgeistes.
Der Zweck ist die Fülle des Lebens,
Des Lebens, oder speziell des menschlichen Lebens?
Denn wenn hier das Leben als solches gemeint ist, so ist der Mensch in diesem ein Teilaspekt und die mit dem Menschen verbundene Technik ist es ebenso.
Provokativ könnte ich dann ja sogar sagen, dass es ebenso Zweck sein könnte, die Fülle technischen Daseins als eines Aspekts des Lebens zu fördern.
Als biologische Wesen stecken wir schließlich in einer recht engen habitablen Zone fest. Die aber aus einer anderen Art von Materie bestehenden, aktuell noch hypothetischen technischen Wesen dagegen, haben ein viel größeres Spektrum am „Lebensräumen“.
Was rechtfertigt uns einer solchen, uns nun absehbar überschreitenden Entwicklungsform deren ins All sich fortsetzenden Evolutionsprozesses nicht positiv zu begegnen?
In der monistischen Sicht geraten die Hierarchien durcheinander. Der Mensch (und ich meine jeden einzelnen), als Sinnträger, wird dabei zu einem Teilaspekt der verschiedenen Lebensbereiche degradiert. Alles wird miteinander vermischt, so daß man letztlich nicht mehr weiß, wo oben und unten ist. Alles wird sinnlos. Denn oben, nach meiner dualistischen Haltung zur Welt, eine Haltung, die keine notwendige, sondern eine frei von mir erwählte ist, steht der zur wahren Freiheit strebende, selbstbestimmte Geist, der sich einer Welt der Notwendigkeiten zu erwehren hat. In diesem Kampf des Geistes gegen eine Notwendigkeit, die durchaus berechtigte Zugeständnisse vom Menschen im weltlich-naturbezogenen Sinne verlangt, wächst der Geist und schält sich von Lüge hin zur Wahrheit sukzessive frei und bewältigt des Menschen Tragik des in die Welt-geworfen-Seins in fortlaufend-schöpferischer Weise. Die Wahrheit ist im Geiste, nicht in der gegenständlichen Verfassung des Welt, in welcher der real-existierende Geist nicht anzutreffen ist – im Menschen jedoch sehr wohl. Der nun selbstbestimmte Mensch aus seinem befreiten Geist heraus verwirklicht sein Verhältnis zur Welt schöpferisch-ethisch, setzt schöpferisch-dialektisch die Teilaspekte ins hierarchisch-richtige Verhältnis, so auch die Technik, aber auch die Natur, sein Verhältnis zu den Tieren. Diese Ethik ist eine des Herzens, der Liebe, der Freiheit, der Wahrheit, des Mitleidens, der Fürsorge, der Opferbereitschaft für andere, wozu auch die Tiere und alles in der Welt existierende gehört usw. usf.
Der Mensch will Sinn in seinem Leben schaffen, da er ein Sinnwesen ist. (Das wird natürlich gern geleugnet – übrig bleibt dann aber nur ein geistloses Wesen.) Wenn der Mensch sich jedoch fremdbestimmt den Versuchungen z. B. einer Technik nach und nach unterwirft und sich letztlich von ihr im große Maße abhängig macht, gewinnt diese Macht über ihn und zerstört den ganzheitlich zu erstrebenden Lebenszusammenhang. Unsere gegenwärtige oberflächlich-zivilisierte, technikversessene Lebensverfassung ist dahingehend eine sehr schlimme.
Das ist das Gegenteil von dem, was in unserer kapitalistisch orientierten Zivilisation derzeit stattfindet: ausartender Individualismus, Vereinzelung, kommunikativ-äußerliche Gesellschaftsbeziehung, vorrangig, primär realisiert durch Zeichen, Gesetz, durch die Notwendigkeit, durch Macht und Gewalt.
Nun, der Kapitalismus ist ein bisschen wie der Golem. Ein mächtiger Prozess, der wenn ihm nur das richtige Anweisungszettelchen in den Hirnkasten gesteckt worden wäre, recht gut für die Menschen sorgen würde,
Auch dieser ist ja zuerst einmal nur eine Kulturtechnik, die in Massengesellschaften das Verteilungsproblem von Gütern und Arbeitsnotwendigkeiten organisiert.
Das diese Sozialtechnik wie eben auch jedes andere Werkzeug nun suboptimal oder gar zerstörerisch eingesetzt werden kann, ist aber den Anwendern der Technik zuzuschreiben, nicht der Technik selbst.
Ich stehe auf dem Standpunkt, daß der Kapitalismus nicht reformierbar und schon gar nicht optimal zu organisieren ist und sich in der Folge sein Grundwiderspruch einfach so in Wohlgefallen auflöst. Zudem ist der K. der grundlegendste Ausdruck einer genuin materialistisch-orientierten, nicht zu rechtfertigenden Geistesverfassung, die den Menschen und alles Greifbare rein funktional-utilitaristisch betrachtet. Man sehe sich z. B. unsere Ökonomie an, z. B. die zwanghafte Wertverwertung in der Massentierhaltung.
Symbiose in diesem Fall würde bedeuten, das der zu verwirklichende Erstanspruch des Menschen als höchste eben-bildliche, schöpferisch-dynamische (nicht statische), existentielle Idee bzw. Gestalt des Göttlichen im Menschen sich einem bloßen Mittel andienen müßte und dieses selber zum (Selbst-) Zwecke erhöbe. Das läuft der Würde des Menschen zuwider.
In dieser Aussage stecken so viele Wörter und Begriffe von denen ich keine Ahnung habe, dass ich es leider nur als einen Strom von Worten ohne definierte Bedeutung zu lese vermag.
Zum Beispiel „Das Göttliche im Menschen“ was ist das?
Und warum wird eine symbiotische Beziehung als etwas dargestellt bei dem eine der Komponenten sich zum bloßen Mittel andienen muss, ist mir nur dann nachvollziehbar, wenn das nicht symmetrisch für beide Komponenten gilt.
Alle Konstituenten einer Symbiose werden zu einem Mittel, der sie konstituierenden Einheit nicht aber eine zum Mittel der anderen.
Aber dann erinnere ich mich an die Prinzipien der Kooperation und wie diese zu all diesen „das Gesamte ist weit mehr als die Summe seiner einzelnen Teile“ Vorteilen führt, und lese weiter oben einen Satz wie: „die Verwirklichung der Gemeinschaft von Persönlichkeiten, primär realisiert durch Wahrheit, Liebe und geistig-innerliche Freiheit.“ der in meiner Lesart ja genau das zum Ausdruck bringt, was Symbiose eigentlich bedeutet. Nur halt mit dem Unterschied, dass ich dich nun so verstanden habe, dass du nur Menschen als Mitglieder dieser Gemeinschaft für zulässig hältst.
Aber was machen wir dann mit all den anderen Lebewesen? Kann denn „das Göttliche im Menschen“ deren Schicksal aus der Gemeinschaft ausklammern?
Und ist es nicht einer der offensichtlichsten Kritikpunkte am Kapitalismus, dass „er“ mit seiner ungebremsten expansiven Kraft die Gleichgewichte im ökologischen Gesamtsystem destabilisiert?
Also muss die Biosphäre in deine wohlmeinende Gemeinschaft oder wie ich es sagen würde, die planetaren Symbiosen aller biologischen Wesen, mit aufgenommen sein.
Ich würde dann aber auch noch gerne einen Platz in dieser Gemeinschaft für die Wesen der Technologie vorsehen.
Das göttliche im Menschen: Geist des Herzens, der Liebe, der Freiheit, der Wahrheit, des Mitleidens, der Fürsorge, der Opferbereitschaft für andere, wozu auch die Tiere und alles in der Welt existierende gehört usw. usf.
Symbiose = Zweckbeziehung, was ein Verhältnis in der Welt der Objekte, der Notwendigkeit ist, nicht im Geiste. Im Geiste herrscht eine existenz-dialektische Wahrheits-, Freiheits- und Liebesbeziehung. Liebe ist immer schöpferisch-dynamische Zwei-Einheit, nicht unterschiedslose, gleichmacherische, eingeebnete Einheit. Es ist primär ein existenz-dialektisches, geistiges Wachsen mit-, an- und ineinander hin zur Fülle, welche Leib und Seele ganzheitlich mitumschließt. Es ist auch der Weg echter innerer Gemeinschaft gegenüber einer nur äußerlichen Zweckgemeinschaft. Zur Gemeinschaft zählen somit auch Tiere, Pflanzen, Landschaften, einfach alles, wozu ich ein primär geistiges Verhältnis schaffen, aufbauen kann. Diese Gemeinschaft kennzeichnet Dynamik und nicht Starre, nicht alternativlose Festgeschriebenheit.
Die Technik wurde grandios vom Menschen erschaffen, angetrieben vom Willen zur Befreiung von den Naturzwängen und ist etwas vollkommen Neues in der Welt, ist weder Natur noch Geist. Sie ist grundsätzlich neutral, braucht den menschlichen Geist im ganzheitlich-ethischen Sinne, um sinnvoll für eine bessere Welt eingesetzt werden zu können. Technik sollte dahingehend ausschließlich ein Werkzeug in unserem menschlichen Leben sein und nicht zu anderen, sinnlosen Zwecken mißbraucht werden wie z. B. zum modernen totalitären Krieg oder einfach zur Kompensierung eines von Langeweile erfüllten äußerlich-materialistischen Daseins. Dann ist sie nicht mehr neutral, sondern böse Versuchung.
Technologische Wesen sind reine Phantasterei.
Da fängt dann auch die Sklaverei an: Wir erheben im Lügenverhältnis bloße Mittel zu Zwecken,
Wenn wir das machen, dann sind wir ja selber die Sklaven und zugleich die Sklavenhalter.
Dann sollte es aber ganz leicht sein diese Sklaverei zu beenden.
Legen wir einfach die Peitsche aus der Hand.
Nur was hat das denn nun mit Technik und Wirtschaftsordnung zu tun?
Ja, im Lügenverhältnis erheben wir Menschen Mittel zu Zwecken, die nur Mittel bleiben sollten. Wir werden Sklaven der Technik, obwohl wir sie erfunden haben und sie erhalten müssen. Das hat sich mittlerweile als ein Naturzustand in unserem gegenständlich orientierten Geist festgeschrieben, ein Zustand, der auf eine Katasthrophe zuläuft und erst dann ins Wanken geraten wird. Das alles ist, wie man derzeit sehen kann, ein Spiel mit unser aller Leben überhaupt.
die dann Macht über uns gewinnen und schließlich ausüben, weil wir uns sklavisch und vor allem sinnentfremdet bzw. sinnlos zu diesen verhalten, diesen unterordnen und den Zwecken gar totalitäre Ansprüche verleihen, zugestehen (auch der Ökonomie).
Ja das dreht sich alles heftig im Kreis.
Entweder flagelantieren wir uns selbst oder aber es ist ein geschlossener Kreis, in dem einer den Rücken des jeweiligen Vordermanns vorwärts peitscht.
Hoffen wir nur dass es das erste Bild ist.
Denn im Fall des geschlossenen Peitscherkeises, hört der Scherz ja nicht auf, wenn man selber das Peitschen beendet hat, weil die Wirkung der Entspannung muss erst einmal ganz herum laufen bis es schließlich auch bei einem selber ankommt.
Keine Lust zu kommentieren.
Die Selbstentfremdung des Menschen führt dazu.
Wenn der Menschen sich selbst entfremdet, warum sollte ich dann davon ausgehen, dass er Würde besitzt?
Trotz aller Selbstentfremdung ist das menschliche Potential, das Herz, unauslöschbar. Darin besteht Hoffnung und Glauben, scheint alles auch noch so hoffnungslos.
Sklaverei ist eine nicht nur äußerliche, sondern auch durch einen innerlich irregeleiteten, sklavisch-außen-orientierten Geist hervorgebrachte.
Wo und wer ist hierbei das verantwortlich handelnde Subjekt?
Der Mensch ist primär selbstbestimmtes, schöpferische, außergesetzliche Verantwortung übernehmendes Subjekt, oder er hat seinen Geist einer gegenständlich-objektivierten, vom Gesetz bestimmten Ausrichtung unterzogen und befindet sich dadurch in Fremdbestimmung, geleitet von sozialen "Einflüsterungen"und normativen Vorgaben, abhängig von diesen. Dem liegt also grundsätzlich eine subjektive Entscheidung und Willenshandlung im Menschen zu Grunde: Selbstbestimmung auf der Basis personaler Integrität oder Fremdbestimmung auf Grund des Verlustes der personalen Integrität und der abhängigen Hinwendung zu sozialen Vorgaben.
Es sei jedoch angemerkt, daß es einen Menschen ausschließlich der einen oder anderen Ausrichtung nicht gibt. Wie gesagt: Das Herz ist in einem jeden Menschen vorhanden und wenn auch noch so tief vergraben, verdrängt, vom Bösen überdeckt. Diese Einsicht entspringt einer, meiner Haltung.
Des Menschen angstbesetzte Desorientiertheit hält den Menschen davon ab, diesen Sklavenzustand beseitigen zu wollen.
Weist du was dagegen hilft wie das Weihwasser gegen den Teufel?
Die Wissenschaft!
Denn sie ist eine Methode mit der die Angst generierenden Schatten von den tatsächlich gefährlichen Raubtieren unterschieden werden können.
Und wenn man das zu unterschieden weiß, dann zielt man mit seinem Speer nicht mir ins Leere einer bedrohlichen Finsternis, sondern auf genau die Stelle von der die Gefahr ausgeht.
Wissenschaft kann in der Tat einen Teil leisten. Aber sie ist nicht dazu in der Lage, Sinn zu stiften, was notwendig gebraucht wird, um den Sklavenzustand vor allem geistig, was das Entscheidende ist, zu beseitigen. Behauptet Wissenschaft das Gegenteil, beansprucht sie darüber hinaus die Wahrheitshoheit, mutiert sie zum Szientismus. Wissenschaft hat es mit Teilwahrheiten zu tun, nicht mit der geistig-ganzheitlichen Wahrheit. Letztere gehört nicht zu ihrer Kompetenz.
Potentiell-grundlegend ist der Mensch dazu jedoch in der Lage.
Und wo oder wie findet man nun diese Menschen, die das Potential dazu beisitzen und mehr noch dieses Potentials in die Realität umgesetzt haben?
Jeder Mensch hat im Grunde die Pflicht, sein Potential auszuschöpfen. Die Gesellschaft hat die Pflicht, ihn dabei zu unterstützen. In einem entfremdeten Dasein spielt das jedoch keine Rolle. In unserer kap. Zivilisation wird des Menschen Potential mißbraucht und degeneriert zum Teil. Doch im Widerstand dagegen kann es neu erwachen und, die Welt schöpferisch verändernd, zum Ausdruck gelangen, ist dieser auch noch so klein und wird wegen allgemeiner Erblindung kaum wahrgenommen.
Nicht die Technik unterwirft an sich, sie ist neutral, sondern des Menschen technikgläubiger Geist (Form der messianischen Hoffnung) zwingt ihn in die Abhängigkeit.
Ich sehe nun aber die Menschen nicht in Zwängen gefangen, sondern viel mehr in den faulen Gewohnheiten versumpfend. Und keiner von ihnen hat irgendeine messianische Hoffnung, mit der er sich in eine Abhängigkeit zur Technik zwingt, sondern was ist beobachte ist einfach nur ein konsumptives Suchtverhalten. Und immer schön schnell von der Hand in den Mund.
Es mag dann auch noch ein paar Leute geben die transhuman über den aktuellen Entwicklungsstand hinaus zu spekulieren wagen, aber ausgerechnet diesen zu unterstellen dass sie von einer messianischen Hoffnung getrieben seien ist wohl eher eine Art Projektion der eigenen traditionellen religiösen Vorstellungen, in denen die Zeit der Apokalypse ja dadurch eingeläutet wird, dass sich die falschen Propheten einen künstlichen Messias basteln. Das Bild des Tieres und so.
Die messianische Hoffnung besteht in der erlösenden Wiedervereinigung der Welt, in der Errichtung des Reiches Gottes auf Erden. Alles das findet man auch auch heute in unserem zivilisatorischen Zwischenreich in verkümmerter oder entstellter Ersatzform wieder. Der Mensch trachtet auch heute, wie auch immer, nach Erlösung vom Joch dieses, seines Daseins und verkrümmt sich dabei bis zur Unkenntlichkeit.
Und bei einem bestimmten quantitativ-qualitativen Entwicklungsgrad und entsprechender Ausrichtung ist der Mensch auch direkt den Forderungen der Technik unterworfen, um seine Lebensgrundlagen absichern zu können.
Das scheint nun aber alsbald schon der Vergangenheit anzugehören. Wenn nur noch verschwindende Anteile der zur Verfügung stehenden menschlichen Arbeit im Produktions-, Verteilungs- und Verwaltungsprozess gebraucht werden, dann ist das Gros der Menschen nur noch dem von ihnen selbst erzeugten Konsumzwang unterworfen.
Es liegt also an jedem selbst mit diesem Schlaraffenlandzustand zurecht zu kommen.
https://www.smithsonianmag.com/smart-news/how-mouse-utopias-1960s-led-grim-predictions-humans-180954423/
Die Mäuse jedenfalls hatten damit einige Schwierigkeiten.
Für die meisten Menschen im globalen Kapitalismus existiert kein Schlaraffenland. Und dieses wird wie immer auch nur materiell verstanden. Geistig herrscht grassierender Niedergang. Wir haben ein Reich der Hölle vor allem auch in den sogenannten prosperierenden Zentren des Wohlstandes. Sinnlosigkeit ist uns in die Glieder gefahren.
Und wenn der von Technik abhängige Kapitalstrom ins Stocken gerät, werden wir unsere Abhängigkeit von der Technik schnell zu spüren bekommen, auch wenn viele aus dem eigentlichen "Werte-"schaffenden Prozeß bereits herausgefallen sind.
Ganz besonders zwingend wirkt hier auch die Bevölkerungsexplosion im industriellen Zeitalter, welche vor allem auch durch dieses hervorgebracht wurde.
Ist das menschliche Leben mit seiner ihm zugesprochenen Würde nicht das höchste Gut und also viel von diesem Gut ist besser als wenig?
Also einen Prozess zu beklagen, der viele Menschen ins Dasein gebracht hat, scheint mir innerhalb dieses Wertesystems ja ein klein wenig zynisch, oder schlicht inkonsistent.
Der Wert des Lebens mißt sich nicht quantitativ, sondern qualitativ. Aber jeder einzelne Mensch, sind es auch noch so viele, hat absoluten Wert. Das gilt für alle personale Wesen einschließlich Tiere. Wir befinden uns mittlerweile aus bereits oben genannten Gründen in einem katastrophalen Dilemma.
Und gerade der Kapitalismus ist die "Urmutter" des zivilisatorischen Technikwahns.
Ist das kausal oder nur eine Koinzidenz in der Entwicklung?
Also im 19 Jahrhundert ging das mit den Naturwissenschaften so richtig los und damit entstanden auch der Möglichkeiten daraus neue Techniken zu entwickeln und als Produktionsorganisation die auf der Maschinenarbeit aufbaute, bot sich der Kapitalismus bestens an.
Urmutter klingt aber doch eher so als habe der Kapitalismus die Wissenschaft und die Technik aus sich hervorgebracht.
Doch das halte ich aufgrund dessen, was ich vom historischen Ablauf weiß, nun doch für sehr fraglich.
Über den zum Kapitalismus genuin gehörenden Materialismus folgt fast schon gänzlich notwendig die Züchtung des Technikwahns. Natürlich werden die Menschen vom Technikwahn erfaßt, aber der Kapitalismus bildet dafür den idealen Nährboden und entwickelt systembedingt die technische Monstrosität aus. Da gibt es kein Halten.
Wir können heutzutage gar nicht mal so auf die schnelle der Technik Herr werden.
Wir sind Herr der Technik, außer die Technik wäre eine, sich selbst bestimmende Entität, also ein Golem. Aber dem müsste man ja nur das richtige Anweisungszettelchen in den Kopfkasten legen.
Solange wir fremdbestimmt sind, sind wir nicht wirklich, sondern nur scheinbar Herr der Technik. Wir und die von uns geschaffene Technik unterliegt im Kapitalismus dem Diktat des Geldes. Auch im Sozialismus, der die Ökonomik in den Mittelpunkt stellt, wird der Mensch eine Funktion im technisch-organisatorischen Ablauf. Auch dabei gewinnt Technik Überhand. Ich halte nur einen christlich orientierten Sozialismus für gerechtfertigt. Auch diese Überzeugung gefällt den meisten heute nicht. Lebe ich mit.
Die monströsen Technikkreisläufe zwingen uns allenthalben.
Zu was fühlst du dich denn gezwungen?
Ich selbst fühle mich in der Tat nicht gezwungen. Aber im gesamtgesellschaftlichen Maßstab ist dies unausweichlich. Wie gesagt, wenn der globale Kapitalstrom mal ins Stocken gerät.
Die Zeit rennt uns davon auch angesichts unserer Technikfixierung: Die Lösungen für die Probleme suchen wir so immer wieder und nur in einer immer höher entwickelten Technik usw. usf.
Und wo ist denn nun das Problem, außer dass mit jeder technischen Lösung dann immer auch gleich Konsumbedürfnisse in den Menschen geweckt werden. Anstatt dass die sich auf das besinnen und dann beschränken, was ihre wahre Menschlichkeit ausmacht.
Anders gesagt: Wir sind sehr dem Glauben an technischen Lösungen für all unsere Probleme verfallen. Es ist aber ein Irrglaube.
Der einzige Erfolg bestände also darin, der wahrhaften, auf Würde des Menschen beruhenden Ethik zum Erstgeburtsrecht zu verhelfen und ihr unter anderem die Technik unterzuordnen, zu unterwerfen.
Ho ho ho und „machet euch die Technik untertan!“
Da ist er ja schon wieder, dieser größenwahnsinnige alte Machtreflex, sich die Welt oder was auch immer, um eines hoh(l)en Ziels willen zu unterwerfen.
Wie wäre es denn statt dessen mal, mit ein bisschen symbiotischer Kooperation?
Ja, macht die Technik untertan im Sinne ganzheitlicher, wahrhafter, befreiter Menschlichkeit, die Licht in unsere gemeinsame Welt bringen könnte. Die Technik wird darunter nicht leiden, wozu sie auch gar nicht fähig ist, denn sie besitzt keine subjektive, geistige Existenz an sich, stellt kein existentielles Zentrum wie ein personales Wesen dar.
So, nun habe ich genug gesagt, wenn auch nicht alles umfänglich. :-)