Der ukrainische Botschafter in Berlin macht aus seiner Affinität zur faschistischen Geschichte der (West-)Ukraine kein Geheimnis. Am Grab des Faschistenführers und Judenmörders Stepan Bandera legt er Kränze nieder. Die in grauenhafte Massaker an Juden und Polen während des 2. Weltkrieg verwickelte UPA nennt er Unabhängigkeitskämpfer.
Aber in Deutschlands Medien, von linksliberal bis rechtskonservativ, und in Deutschlands Politik, von den Grünen bis zur CSU, geniesst Andrij Melnyk äusserste Hochachtung. Ex-Bundespräsident Gauck umarmt ihn auf der Tribüne des Bundestages, Wirtschaftsminister Habeck taucht zum Solidaritätsbesuch persönlich in der ukrainischen Botschaft auf. Die "Süddeutsche" ernannte ihn schon vor dem Krieg zum "heimlichen Helden". In zahlreichen deutschen TV-Talkshows ist Melnyk der umjubelte "Special Guest".
Ansonsten gilt für die deutschen Medien im Hinblick auf die tragende Rolle der faschistischen Traditionspflege und des starken Einflusses der Rechtsextremisten in der heutigen Ukraine Verschweigen und Verharmlosen. "Es gibt in der Ukraine Rechtsradikale...wie in jedem anderen europäischen Land", darf der grüne EU-Abgeordnete Sergey Lagodins´kyj bei tagesschau.de verkünden.
Kein Wort von den riesigen Denkmälern für den Faschistenführer Bandera. Kein Wort über das nach dem Judenschlächter Schuchewitsch benannte Fussball-Stadion in der Grossstadt Ternopil. Kein Wort über 14. Oktober als Staatfeiertag zum Gedenken an die Gründung der faschistischen UPA. Kein Wort über die rechtsradikalen Regimenter in der ukrainischen Nationalgarde. Kein Wort über das im Januar in Kraft getretene, russisch stark diskrimienirende neue Sprachengesetz (Einzige Ausnahme FAZ: "Das Russische abwürgen").