Ich glaube, das trifft es nicht ganz. Für mich sieht es so aus, als würde ein kapitalistischer Block seine Vorherrschaft ausbauen oder zumindest mittelfristig absichern, indem er zwei Staaten mit starkem Nationalismus gegeneinander ausspielt.
Auf der einen Seiten die Ukraine, die seit 2014 mit ihrem Nationalismus gegen alles Russische im Land mit großer Härte vorgeht. Auf der anderen Seite die russische Föderation, die natürlich ihre Ethnie nicht unterdrückt sehen wollen, vielleicht sogar verquickt mit russischem Großmachtwahn.
Was bei Putin Ende Februar zu beobachten war, ist, dass er sich irrationalen Entscheidungen hingegeben und relativ spontan das Militär in die Ukraine geschickt hat. Was hier auf weltpolitischer Bühne fehlt, ist eine Instanz, die wie bei streitenden Kindern eingreift. Eltern fragen nicht immer, wer angefangen hat, sondern verordnen vielleicht beiden Kindern eine Woche Hausarrest, damit sie wieder zur Vernunft kommen.
Das ist natürlich politisch nicht möglich, da durch den begonnenen Angriffskrieg moralisch klar definiert ist, wer der Gute und wer der Böse ist. Ich halte das allerdings für höchst riskant, denn diese moralische Beurteilung des Geschehens lässt einen blind werden gegenüber dem immer stärker werdenden Nationalismus in der Ukraine, der auch nicht davor zurückschreckt, die Welt in einen dritten Weltkrieg zu reißen.
Um zum eingangs erwähnten kapitalistischen Block zurückzukommen: Dieser kann jetzt durch minimale Mittelzuwendungen (Militärgüter, strategische Informationen über den Angreifer etc.) diesen Konflikt nahezu beliebig in die Länge ziehen und Russland damit in ein zweites Afghanistan zwingen. Er weiß dies, da sowohl der Angreifer als auch der Angegriffene nicht mehr ohne Gesichtsverlust aus der Nummer herauskommen können. Ich betrachte dies als ein sehr zynisches Spiel, das genutzt wird, um Gewinne einzustreichen und Machtpositionen in Zeiten der moralischen Überladung auszubauen.
Edit: Typos beseitigt.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (27.03.2022 11:17).